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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Münsterarchitekt Hermann Hänle informierte über nun angedachte Schutzmaßnahmen

Interessant waren bei der jüngsten Versammlung des Salvator Freundeskreises besonders auch die fachlichen Informationen von Münsterarchitekt Hermann Hänle zu Fragen der bevorstehenden Rettungsaktion für die Felsenkirche mit ihren beiden Kapellen und der einmaligen Ölbergszene.

Sonntag, 13. Dezember 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Dies ist ja gerade die außergewöhnliche Beschaffenheit dieses Gesamtbaukunstwerks St. Salvator: Die Wallfahrtskirche wurde nicht Stein auf Stein aufgerichtet, sondern nahm in vielen Jahrhunderten ihre Gestalt aus dem gewaltigen Sandsteinfelsen des Nepperbergs (Nepper = Näbberle = Bohrer) an. Nach Vermutungen und Vergleichen mit ähnlichen Kultstätten gehen einige Historiker sogar davon aus, dass dort schon die Römer in künstlich hergestellten Felsstollen die Sonnen– und Lichtgottheit Mithras verehrten. Archäologie-​Professor und Dichter Ernst Edler von Planitz versuchte schon 1922 in Gmünd den Nachweis zu führen, dass die Salvator-​Höhlen der Mithras-​Verehrung dienten und dass an diesem sagenumwobenen Berg möglicherweise sogar die älteste christliche Kultstätte Deutschlands zu finden sei.
Seit dem Mittelalter wurden die Höhlen weiter ausgebaut, gestaltet, Altar und Skulpturen direkt aus dem Sandstein herausgeformt. Die Felsenkapellen entstanden, dazu der Kreuzweg mit seinen Stationen. Absolutes Meisterwerk ist die große Ölbergszene in der oberen Felsenkapelle. Bildhauer Kaspar Vogt hat dieses steinerne und erhabene Schaustück und Wunderwerk im 17. Jahrhundert vollbracht. Neben vielen kleineren Werken gilt besonders diesem Teil der Wallfahrtsstätte nun die besondere Sorge des Salvator Freundeskreises. Denn zusehends leiden die filigranen Bildhauerarbeiten aus Sandstein unter den Umweltbelastungen. Wie Münsterarchitekt Hänle nun ausführte, werde gemeinsam mit weiteren Experten eine Strategie entwickelt, wie der Zerfallsprozess gestoppt werden kann. Es gehe keinesfalls darum, die Figuren und Bildstöcke zwanghaft aufzupolieren und fehlende Teile wieder künstlich zu ersetzen. Vielmehr sehe der Denkmalschutz seine Aufgabe darin, den noch erhalteten Originalzustand zu bewahren, sprich zu konservieren. Neben einer entsprechenden Behandlung des Steins müsse der Zerfallsprozess aufgehalten werden. Untersucht werde nun, inwieweit Wasseradern aus dem bergseitigen Teil der Felsenkirche in das Innere der Kapellen drücken.
Ein großes Feuchtigkeitsproblem resultiere auch aus den Temperaturunterschieden, wenn im Sommer immer wieder die Türen offenstehen und warme Luft in die kühlen Felsenkapellen strömt. So werde gegenwärtig eine empfehlenswerte Möglichkeit untersucht, um in den künstlichen Höhlen mit Hilfe einer Zwangslüftung und eines gleichbleibenden Klimas bessere Bedingungen für den Erhalt der Sandstein-​Kunstwerke zu schaffen.

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