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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Der Integrationsbeirat blickt zurück auf nie dagewesene Erfolge und sieht große Aufgaben anstehen

Am Ende der vierjährigen Wahlperiode ist der Integrationsbeirat stark wie nie, die Arbeit spannend und fruchtbar. Dass dieses Gremium, das in der Vergangenheit mehrfach auf sehr schwachen Füßen stand, nun diesen neuen Stellenwert hat, liegt auch daran, dass Integration mittlerweile zu den wichtigsten Themen überhaupt zählt.

Freitag, 18. Dezember 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Ein Jahr lang haben viele Haupt-​, vor allem aber Ehrenamtliche ein umfassendes Integrationskonzept für die Stadt entwickelt, das nun in gedruckter Form vorliegt. In der Sitzung gestern Abend wurde das grün-​weiße Büchlein mit allen Handlungsfeldern vorgestellt — unter anderen geht es um Übungsleiter mit Migrationshintergrund für die Vereine sowie um interkulturelle Schulungen für die Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Erhältlich ist das Programm bei der Integrationsbeauftragten Melanie Jester, Marktplatz 37, Zimmer 1.10, oder im Internet unter ww​.schwae​bisch​-gmuend​.de. Bürgermeister Dr. Joachim Bläses Wunsch gestern Abend: Dass diese Arbeit nicht in „in der Schreibtischschublade verschwindet“. Während das Konzept erstellt wurde, so Bläse, hätten sich so viele Menschen und Gruppierungen kennengelernt, so viel Gutes sei angelegt, dass man sich mit dem bislang Erreichten auf keinen Fall zufrieden geben könne: „Jetzt beginnt erst die eigentliche Arbeit“.
Mit diesem Konzept ist etwas anderes gewachsen: Die gesamte Gmünder Integrationsarbeit wurde neu strukturiert. Bläse erklärte gestern, dass Integration nun als Querschnittsaufgabe verstanden werde, die alle Bereiche der Verwaltung betreffe. Entsprechend wurde die Integrationsbeauftragte der Stadt, Melanie Jester, über eine neue Stabstelle direkt dem Ersten Bürgermeister Joachim Bläse zugeordnet. Damit, so Bläse, könne sie allen Ämtern auf einer ganz anderen Ebene begegnen. Sie soll direkt mit der Verwaltungsspitze zusammenarbeiten, was die Umsetzung des Integrationskonzeptes — intern und extern — erleichtern soll.
Ein langer Weg wurde somit zurückgelegt, seit es in den 80er Jahren erstmals einen „Ausländerbeauftragten“ gab. Beiratsmitglied Clemens Beil brachte es auf den Punkt: „Alle haben mittlerweile verstanden, dass Integration von größter Bedeutung ist“. Auch in anderen Bereichen wird diese neue Aufbruchstimmung deutlich. In Kürze wird ein neuer Integrationsbeirat gewählt — und für die fünf für Aussiedler vorgesehenen Sitze gibt es neun Bewerber, für die 14 Ausländer-​Sitze gar 36. Bilal Dincel, der sich ebenfalls über die gute Entwicklung des Gremiums freute, sprach für alle, als er erklärte, die Bewerber müssten in irgend einer Form, etwa über eine Stellvertreter-​Regelung, erfahren, wie sehr ihr Interesse geschätzt werden: „Wir müssen froh sein um jeden, der bereit ist, Zeit zu investieren“.
Die neue Moschee wird noch in dieser Woche bezogen
Der Leiter des Stadtplanungs– und Baurechtsamtes Erwin Leuthe und Ismail Öztürk, Beiratsmitglied und Vorsitzender der DITIB-​Gemeinde, informierten über die jüngsten Entwicklungen im neuen Gemeindezentrum im Becherlehen. Leuthe freute sich sehr über die große Mehrheit für das Projekt im Gemeinderat, mehr noch darüber, dass es keine Bürgereinwendungen gab: „Das ist wirklich bemerkenswert und zeugt von großer Akzeptanz“. Kleinere (Baurechts– und Genehmigungs-​) Fragen, die noch offen sind, würden mit gutem Willen auf beiden Seiten angegangen. Öztürk erklärte, mit gutem Grund habe die türkische Gemeinde so viele Gespräche geführt. Die alte Moschee wird an die Stadt verkauft, und die DITIB hat beschlossen, um Kosten zu sparen, nicht beide Gebäude gleichzeitig zu unterhalten. So wird jetzt provisorisch der vordere Teil des neuen Gemeindezentrums für Räume genutzt, wie sie bislang am Bahnhof zu finden sind: Gebetsraum, Sozialräume und Küche, Räume für die Frauen. Endgültig fertiggestellt wird zunächst der hintere Teil, also die Moschee samt Kuppel sowie der Versammlungsraum; dann kann die Gemeinde in diesen Teil umziehen, während der vordere Gebäudeteil endgültig Gestalt annimmt. Die Bauzeit, so schätzt Öztürk, beträgt drei bis vier Jahre.
Im Namen der Aktion Jugendberufshilfe Ostalbkreis stellte Petra Walter das Programm „Stärken vor Ort“ vor, das mit dem neuen Projekt „MAX!“ (MigrantInnen in Ausbildung bei Xenos!) insbesondere jungen Hauptschülern zu Ausbildung und Arbeit verhelfen will: „40 Prozent der Jugendlichen mit Migrationshintergrund sind ohne schulische oder duale Ausbildung“. Daniela Maschka Dengler, die für ihre Schule selbst alle Möglichkeiten nutzt, bezog sich auf jüngste Erkenntnisse, dass in diesem Bereich mit großem Einsatz und viel Geld relativ wenig erreicht werde: Was denn Xenos auszeichne, wollte sie wissen. Joachim Bläse erklärte, was ihn überzeugt habe, sei nicht nur die Mentoren-​Ausbildung, sondern auch, dass hier nicht noch ein Träger in den Schulen ansetze. Statt dessen werde in den Vereinen gearbeitet, in den Wohngebieten, wöchentlich im Jugendhaus und im Stadtteilzentrum Ost, insbesondere auch bei den Eltern, denen es viel zu oft an entscheidenden Informationen fehle (was sind Schlüsselqualifikationen, was Zukunftsberufe etc.), aber auch an „Netzwerken, die in Ausbildungsbetriebe reinreichen“. Das große Problem, so Walter: In Zeiten der Krise könne sie keine Arbeitsplätze aus dem Hut zaubern. Aber eben in „Zukunftsberufe“ vermitteln.

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