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Beatrix von Schwaben, Königin von Kastilien, war die Mutter des dt. Königs Alfons X. und Ahnfrau zahlreicher europ. Dynastien

Sie war die Tochter Philipps von Schwaben und wurde durch Vermittlung ihres Vetters, Kaiser Friedrich II., die Ehefrau König Ferdinands III. von Kastilien — Beatrix von Schwaben. Von Hans-​Wolfgang Bächle

Mittwoch, 19. August 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

GESCHICHTE. Die Hochzeit der 14-​jährigen Beatrix von Schwaben mit Ferdinand wurde in Burgos am 30. November 1219 gefeiert. Die 16-​jährige glückliche Ehe fiel zunächst in eine ruhige Zeit. Schon am 21. Juli 1221 konnte im Beisein der Königsfamilie der Grundstein zur neuen Kathedrale in Burgos gelegt werden, die zu den schönsten Spaniens zählt.
Auch ihre plastische Ausschmückung ist hervorragend. Im Kreuzgang finden wir die einander zugewandten Statuen von Beatrix und König Ferdinand, der seiner Gemahlin einen Ring reicht. Beatrix mit landestypischer burgalesischer Haube lächelt ihm freundlich zu. Ihre Gestalt erscheint bewegt, leicht ausschreitend, und sie hebt mit der rechten Hand eine Falte ihres Gewands. Josef Mühlberger bezeichnete die Plastik als „eines der schönsten Bildwerke innerhalb der wenigen Darstellungen von Staufern, welche uns erhalten blieben“. Er verglich die Doppelplastik mit den Werken des Naumburger Meisters um 1250/​60.
Ferdinand III. (1199 – 1252) herrschte über Kastilien mit Burgos, Biskaya und Toledo (mütterliches Erbe) und seit dem Tode seines Vaters (1230) auch über Leon mit Asturien (Oviedo), Galizien (Santiago de Compostela) und Estremadura (Merida). Er bestimmte die Unteilbarkeit der beiden Reiche Leon und Kastilien und das Recht der Erstgeburt. Das westgotische Gesetzbuch ließ er ins Kastilische übersetzen. In Salamanca gründete er 1239 die erste Universität Spaniens, die sein Sohn Alfons X. der Weise erweiterte.
Schon 1248 hatte Alfons die berühmtesten Gelehrten nach Toledo berufen, unterhielt dort eine Übersetzerschule, wo griechische, lateinische und arabische Texte für die Nachwelt gerettet wurden. Auch die Bibel ließ er übersetzen und schuf die Grundlagen für die spanische Schriftsprache.
Von Neukastilien aus drang Ferdinand III. seit 1235 in die andalusische Tiefebene ein und eroberte schon 1236 Cordoba, 1245/​46 auch Jaen und schließlich 1247/​48 Sevilla, das er als neue Residenz wählte, zumal seine Gemahlin 1235 gestorben war und zunächst im königlichen Kloster de las Huelgas bei Burgos beigesetzt wurde. Ferdinand III., dessen Heiligsprechung wegen seinen großen Verdiensten um den christlichen Glauben 1671 erfolgte, starb in Sevilla 1252.
In der Capilla Real der großen Kathedrale ruhen in einem silbernen Reliquienschrein die Gebeine Ferdinands des Heiligen. Auch die Grabmale seiner Gemahlin Beatrix von Schwaben und des Sohnes Alfons X. befinden sich dort. Erstaunlich die Wertschätzung der Spanier für Beatrix von Schwaben, deren sterbliche Überreste im 16. Jahrhundert nach Sevilla überführt wurden. Alfons X. (1221 – 84) war bereits bei den Feldzügen seines Vaters in Andalusien durch seine Tapferkeit aufgefallen, etwa bei der Belagerung Sevillas. Im Jahre 1250 besetzte er Arcos de la Frontera, die bekannteste Stadt unter den „weißen Dörfern“. Seit 1252 war er König von Kastilien und setzte die Eroberungen fort. Er nahm die wichtigen Hafenstädte Huelva (1257) und Cadiz (1262) sowie Jerez de la Frontera (1264) ein. Mit der endgültigen Besetzung von Murcia und Cartagena (1266) reichte Kastilien vom Atlantik bis zum Mittelmeer und war zum mächtigsten Staat der Iberischen Halbinsel aufgestiegen. Nur das maurische Königreich Granada in der Sierra Nevada mit einem Küstenstreifen von Gibraltar über Malaga bis Almeria erlebte noch eine hohe Blütezeit bis 1492.
In Deutschland stand nach dem Ende der Stauferherrschaft (Friedrich II. † 1250, Konrad IV. † 1254) und des Gegenkönigs Wilhelm von Holland (1247 – 56) erneut eine Königswahl an. Alfons X., mütterlicherseits ein Halbstaufer, Enkel König Philipps und Urenkel Kaiser Friedrich Barbarossas, erhob Ansprüche auf das Herzogtum Schwaben und die deutsche Königswürde, um so zur Kaiserkrönung zu gelangen. Allerdings kam es 1257 zu einer Doppelwahl, so dass fortan mit Alfons von Kastilien und Richard von Cornwall zwei auswärtige Herren deutsche Könige waren, die für die Stimmen der sogenannten deutschen Kurfürsten erhebliche Geldsummen aufwenden mussten. Beide Gewählte ersuchten um die päpstliche Anerkennung und die Kaiserkrönung, die bis zum Tode Richards von Cornwall ausblieb.
Am 1. Oktober 1273 kam es dann zur einhelligen Wahl des Grafen Rudolf von Habsburg. Vergeblich ging Alfons X. nach Frankreich, um dort mit dem stauferfeindlichen Papst Gregor X. persönlich zu verhandeln. Sein Interesse galt vor allem Sizilien. Umsonst hatte er hohe finanzielle Mittel für sein Streben nach der Kaiserkrone aufgewandt, die Staatsfinanzen Kastiliens stark belastet und die Geschäfte zu Hause vernachlässigt. Alfons erklärte schließlich erst 1275 gegenüber Papst Gregor X. seinen förmlichen Verzicht auf Thronansprüche.
In Andalusien waren während dieser Zeit erneut die Mauren erstarkt. Es gelang Sancho, des Königs zweitem Sohn, diese zu besiegen. Da sein älterer Bruder Ferdinand gestorben war, forderte Sancho die Thronfolge bei Übergehung seiner beiden Neffen.
Verwandtschaftliche Beziehungen sorgten für eine Lösung anstehender Probleme
Es kam zu Thronwirren, in die sich auch die Nachbarstaaten einmischten. Sancho setzte sich letztlich als neuer König durch (1282 – 95), besiegte seine Feinde, entriss den Mauren sogar Tarifa an der engsten Stelle der Straße von Gibraltar. Verwandtschaftliche Beziehungen unter den Herrschern auf der Iberischen Halbinsel sorgten zudem für eine Lösung anstehender Probleme. Staufische Nachkommen leben über die Herrscherhäuser in Aragonien, Kastilien und Portugal fort in vielen europäischen Dynastien. Genannt seien vor allem Kaiser Karl V. von Habsburg (= König Karl I. von Spanien, Vater Philipps II. von Spanien) und sein Bruder Kaiser Ferdinand I. von Österreich, der die deutsche Habsburger Linie fortsetzte.
Näheres hierzu im Buch „Das Erbe der Hohenstaufen“, erschienen 2008 im Verlag der Remsdruckerei.

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