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Nachrichten Ostalb

20-​jährige berichtete am Heubacher Gymnasium über ein Jahr als Lehrerin in Ecuador

Die Reihe der SaRose-​Veranstaltungen in der Aula des Rosenstein-​Gymnasiums wurde mit einem Vortrag von Theresa Lieb, die gerade ein Jahr in Ecuador verbracht hatte, eröffnet.

Donnerstag, 13. Oktober 2011
Rems-Zeitung, Sportredaktion
2 Minuten 42 Sekunden Lesedauer


Von Bernhard Degen
HEUBACH. Die Zwanzigjährige hatte sich nach dem Abitur dazu entschlossen, einen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst im Ausland zu absolvieren, um interkulturelle Erfahrungen zu sammeln, eine neue Sprache zu lernen und das Leben in einem Entwicklungsland hautnah mitzuerleben. Sie berichtete mithilfe vieler Fotos sehr anschaulich, wie sich das Leben dort abspielt und teilte ihre Eindrücke den rund 100 Zuhörern mit.
Dass sie in dem kleinen Dorf, in dem sie wohnte und in dem sie den Kindern Englischunterricht erteilen sollte, nicht gerade mit Luxus konfrontiert wurde, war jedem Zuhörer spätestens bewusst, als sie ein Bild der Dusche im Haus ihrer Gastfamilie zeigte: ein kleiner Raum, in dem auch das Klo steht, mit einer Tonne, in der Regenwasser aufgefangen wird und mit einen Eimer, mit dem man sich dieses Wasser über den Kopf gießt. Wasser gab es meist auch nur aus dem Dorfbrunnen; „Doch einen Fernseher und eine Musikanlage, die auch immer lautstark in Gebrauch ist, hat nahezu jeder.“ Theresa berichtete, dass in den Dörfern Familien mit fünf oder sechs Kindern häufig in Häusern leben, die bei uns vielleicht als Gartenschuppen dienen würden. Wäsche wird im Fluss gewaschen, für die Frauen eine nette Gelegenheit zum Plaudern; ein paar Meter weiter unten werden im Schlamm die Schweine geschlachtet, die Gedärme im Fluss gewaschen.
Auf der anderen Seite gebe es auch unglaublichen Reichtum in dem Land, durch das der Äquator verläuft. „Die Schere zwischen arm und reich ist sehr groß. Vor allem dort, wo es Touristen gibt, ist alles sehr schön und man kann dort durchaus Städte besuchen, deren Einkaufszentren größer und moderner sind als hier bei uns.“ Gegessen werden in den ärmeren Regionen sehr viel Reis und Kochbananen. In den kleinen Fischerdörfern in den Küstenregionen sei es auch durchaus keine Seltenheit, dass dreimal am Tag Fisch auf den Tisch kommt – der Beifang, der nicht verkauft werden kann, wird gegessen. In den Bergen dagegen gebe es Geflügel satt. „Ich habe schon einige merkwürdige Sachen gegessen, aber da musste ich durch, weil ich die Gastgeber nicht beleidigen wollte“, gab Theresa zu, als sie dem Publikum Bilder von gehäuteten Meerschweinchen zeigte – in Ecuador eine Delikatesse.
Auch in der Schule scheinen vor allem in den Küstenregionen etwas andere Gesetze zu gelten. „Dass man Hausaufgaben machen muss, war den Kindern zum Beispiel total fremd, und wenn sie keine Lust mehr auf Unterricht hatten, sind sie einfach raus an den Strand gegangen, der war ja gleich vor der Tür“, berichtete Theresa Lieb, die versuchte, den Kindern die englische Sprache näherzubringen.
„Ich habe schließlich angefangen, die Kinder, die ohne Hausaufgaben kamen, wieder heimzuschicken. Das waren am Anfang alle.“ Danach sei es mit der Mitarbeit langsam besser geworden, da die junge Deutsche mit den Eltern Rücksprache hielt und ihnen beibrachte, wie man mit den Kindern lernt.
Beeindruckt war die Bartholomäerin auch von der vielfältigen Landschaft Ecuadors. „Dort muss man nur fünf oder sechs Stunden fahren und schon ist man von der Pazifikküste auf einem schneebedeckten Vulkan angekommen.“ Nicht vergessen wurde auch der Regenwald, der weite Teile des Osten des Landes bedeckt. Eines ihrer Highlights sei auch der Besuch der Galapagosinseln gewesen. „Erst war ich mir nicht sicher, ob ich dahin gehen sollte, weil es doch sehr teuer ist, aber es hat sich wirklich gelohnt! Die Tiere waren alle ganz zahm und so konnte man sie ganz aus der Nähe betrachten“.
„Absolute Armut, die so schlimm war, dass nicht einmal etwas zu essen da war, habe ich in Ecuador nicht erlebt“, beteuert die Referentin. „Die Leute haben nicht viel, aber das Nötigste ist schon vorhanden. Viele machen sich außerdem gar nicht so viele Sorgen über das, was sie nicht haben, sondern freuen sich an dem, was sie haben. Die meisten Leute, die ich kennengelernt habe, würden sich selbst als glücklich bezeichnen.“

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