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Nicht die großen Firmen sollen verdienen: Gemeinsame Bürgerversammlung von Täferroter und Durlanger Bürgern zu einem Windpark an den Gemeindegrenzen

Wegen der Anlage eines möglichen Windparks auf den Gemarkungen von Durlangen und Täferrot trafen sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger aus beiden Gemeinden am Freitag zu einer Bürgerversammlung in der Werner-​Bruckmaier-​Halle in Täferrot.

Samstag, 22. Oktober 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 58 Sekunden Lesedauer


Von Dorothee Wörner
TÄFERROT /​DURLANGEN. Täferrots Bürgermeister Jochen Renner und Bürgermeister Dieter Gerstlauer aus Durlangen kündigten in ihrer Begrüßung die Vorstellung zweier Unternehmen an, die sich als Umsetzungspartner für das Windkraftprojekt bewerben.
Das erste Unternehmen das sich vorstellte waren die Stadtwerke Aalen, vertreten durch den Leiter, Cord Müller. Die zweite Vorstellung präsentierten die Unternehmer Erwin Schweizer aus Bopfingen und Georg Honold aus Neu-​Ulm, die im Windkraftbereich zusammenarbeiten.
Cord Müller stellte zunächst die Geschäftsfelder der Aalener Stadtwerke vor und ging dann auf das Vorhaben in Täferrot/​Durlangen ein. Es werden sehr hohe Bauwerke werden, meinte er und sprach von einer Nabenhöhe von 140 Metern Höhe. Verschiedene Faktoren müssten bei der Vorplanung berücksichtigt werden, es gilt die Belange des Naturschutzes unter Berücksichtigung des FFH-​Gebietes einzuhalten, die Abstandsflächen zur Wohnbebauung und zur Stromleitung im entsprechenden Bereich müssen ebenfalls eingehalten werden. Der Standort muss auf Genehmigungsfähigkeit geprüft werden und eine Wirtschaftlichkeitsprüfung wird folgen. Die Betriebsphase wird mindestens 20 Jahre laufen, im besten Fall 30 Jahre, der Rückbau der Anlage muss in die Wirtschaftlichkeitsberechnung einbezogen werden. Die Vorkosten bis zur Genehmigungsfähigkeit werden von den Stadtwerken getragen. In enger Zusammenarbeit mit den Gemeinden wird eine Windpark-​Projekt-​Gesellschaft gegründet werden. Noch nicht bekannt ist, wie viele Windräder gebaut werden sollen, „es könnten zwei (Kostenpunkt für ein Windrad 5 Mio. Euro) aber höchstens sechs Windräder werden“, so Müller. Es gibt verschiedene Möglichkeiten sich als Gesellschafter zu beteiligen; die direkte Beteiligung sieht vor, als Unternehmer tätig zu sein, der bei höherem Risiko auch eine höhere Verzinsung seines Kapitals erhält. Die indirekte Beteiligung ist ähnlich wie bei einer Geldanlage über Genussscheine möglich und es gibt die lokale Bündelung in einem Verein, bzw. als Mitglied in einer Genossenschaft. Durch den Sitz der Projekt GmbH in Durlangen oder Täferrot erhält die Gemeinde durch lineare Abschreibung Gewerbesteuer; der Plan ist auch eine Bürgerstiftung finanziell auszustatten, die kommunale Projekte unterstützt. Von Professor Rodi kamen Fragen zum Natur– und Landschaftsschutzgebiet, der Referent bestätigte, dass alle Belange berücksichtigt werden sollen. Da in Aalen ein zweites Windkraftprojekt läuft gab es schon zwei Sitzungen an denen Nabu und der BUND beteiligt waren, gibt er zur Auskunft.
Weitere Bürger zweifelten das Fachwissen an und wollten wissen ob die Windverhältnisse überprüft worden seien. Müller gab zu, dass noch nicht allzu viele Erfahrungen gesammelt werden konnten, da solche Anlagen in dieser Weise bisher noch nicht genehmigt wurden. Aber die Aalener Stadtwerke hätten Erfahrungen über ihre Beteiligungen an Windkraftanlagen. Selbstverständlich werden die Windverhältnisse einer genauen Studie unterzogen, meinte er.
Wie kann bei einer finanziellen Beteiligung mitentschieden werden? Diese Frage stand im Raum, und woran ist man eigentlich beteiligt, wollte mancher wissen. Der Chef der Stadtwerke Aalen erklärte, dass die Projektgruppe in verschiedene Projekte investiert — eine Art Projektpool, denn das Modell werde eins zu eins auch in Aalen umgesetzt, dadurch werde das Risiko minimiert. Das „Genussscheinmodell“ allerdings werde es nur für dieses Projekt geben. Bürgermeister Renner meinte, es werde nun an den Bürgern liegen, sich zu einer Genossenschaft zusammenzuschließen.
Die Mitentscheidung der Beteiligten ist eine Frage der Ausgestaltung des Gesellschaftervertrages, so seine Antwort auf die Frage der Mitwirkung.
Die Unternehmer Schweizer und Honold haben bereits Erfahrungen mit dem Bau von Bürgerwindrädern gesammelt. In Bopfingen-​Unterriffingen und bei Gannenweiler haben sie in der Vergangenheit Anlagen mit Bürgerbeteiligung gebaut. „Es kann nicht sein, dass große Firmen kommen, die den Profit abschöpfen“, plädierte Erwin Schweizer für sein Modell. Er wollte zeigen wie es funktioniert, nannte Beispiele aus anderen Bundesländern. Baden-​Württemberg und Bayern seine Schlusslichter bei der Windkraft im Ländervergleich, meinte er. Auch er spricht von einer Höhe weit über 100 Meter (135 Meter, Kosten 4,75 Mio. Euro für ein Windrad).
Etwas verspätet ging er auf das Konzept für Durlangen und Täferrot ein, stellte eine einfache Einnahmen-​Ausgaben-​Rechnung vor mit einer Fremdfinanzierung von 50 Prozent, wobei die Beteiligten nach Abzahlung des Kredits bei einer Laufzeit von zehn Jahren mit 17 bis 20 Prozent Rendite rechnen könnten. Auch diese Unternehmer gehen für die Vorkosten in Vorleistung und suchen bei Versammlungen selbst nach Familien, die sich am Projekt beteiligen werden. In einer anschließenden Sitzung der Gemeinderäte beider Gemeinden wurde über die Vorstellung der Bewerber und das gemeinsame Projekt Windpark beraten.

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