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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Die Experten– und Bürgeranhörung zum Tunnelfilter endete mit einem Schulterschluss, auch mit den RP-​Beamten

Im Vorfeld der großen Demonstration und Kundgebung am Samstag auf dem Gmünder Marktplatz für Realisierung des Forschungs– und Pilotprojekts Tunnelfilter fand gestern im Rathaus eine Experten– und Bürgeranhörung statt. Am Ende stand ein von Landrat Klaus Pavel formulierter Konsens, dem sich auch die naturgemäß sonst eher distanzierten Vertreter des Regierungspräsidiums anvertrauen konnten.

Dienstag, 01. Februar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 59 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Wie sehr das Thema zum heißen Eisen und zum Maßstab der Glaubwürdigkeit der Politik geworden ist, zeigte die Anwesenheit von allen Abgeordneten und Bürgervertretern auch aus dem nördlichen Umland. Vor allen Dingen auch von vielen Kämpfern, die sich schon seit Jahren für die umwelttechnologische Idee ins Zeug legen. Mit einer ganzen Riege an Fachleuten war das Regierungspräsidium vertreten. Oberbürgermeister Richard Arnold betonte eingangs, wie wichtig ein guter Dialog in dieser Sache sei. „Dialog heißt, auf einem gleichen und guten Wissensstand zu sein“. Es gebe viele Ängste in der Bevölkerung, auch Missverständnisse, die man zurecht rücken müsse. Keinen Zweifel ließ er an der Zielsetzung für Verwirklichung der Tunnelfilteridee. Wichtig sei, dass weiterhin die vielen enormen Vorteile zu sehen, die durch den Tunnel gewonnen werden. Das für Gmünd und die Region so wichtige Verkehrsprojekt, das auch der Umwelt helfe, dürfe wegen der Filter-​Frage keinesfalls zerredet werden. Und das Regierungspräsidium sei kein Gegner, sondern ein Partner, um gemeinsam und mit dem angestrebten Pilotprojekt einen „Tunnel plus“ zu erreichen.
„Wir haben eine Mitstreiterin in der Person von Forschungsministerin Schavan“, erinnerte der Gmünder Bundestagabgeordnete Norbert Barthle an seine Bemühungen und den Prüfauftrag der in diesen Tagen, so jedenfalls die Versprechung aus dem Berliner Ministerium, kommen soll. „Dies Chance am Schopfe packen, um etwas zu bekommen, was es in Deutschland noch nicht gibt“, machte MdB Christian Lange Mut und meinte im Hinblick auf die Landtagswahl eher süffisant: Er sei zuversichtlich, dass „sich bis zum 27. März etwas tut“. Landtagsabgeordneter Dr. Stefan Scheffold sah die Gefahr, dass die Menschen zu sehr verunsichert werden. Auch er fordere den Filter, doch müsse auch deutlich gesagt werden, dass der Tunnel auch ohne diese gewiss wünschenswerte Anlage enorme Verkehrs– und Umweltverbesserungen bringe, wenn der Verkehr besser und staufrei durch Gmünd fließen könne. Landrat Pavel: „Wenn man machbar ist, den Gesundheitsschutz zu erhöhen, dann muss man es auch machen!“ Bürgermeister und Landtagskandidat Klaus Maier beschrieb: Die Bevölkerung habe klar zum Ausdruck gebracht, dass sie für den Tunnel die beste Technik haben wolle. „Und wir haben nun eine gute Idee für die beste Technik“. Bürgermeister Klaus Stöckle aus Iggingen erinnerte daran, dass auch in den Nachbargemeinden „die Bürger das Thema sehr genau beobachten“. Er sei dankbar, dass die Forderung nach dem Tunnelfilter nun Fahrt aufnehme. Prima, dass dies nun so parteiübergreifend funktioniere, „wir kämpfen schon seit 1996 für den Tunnelfilter“, meinte Stadträtin und Sprecherin der Bürgerinitiative und Aktionsbündnis „Pro Tunnelfilter“ Brigitte Abele. „Ich freue mich über die Veranstaltung“, sagte Mitstreiterin Ute Nuding. Leitender Baudirektor Reinhold Frenzl und Dipl.-Ing. Matthias Werner schilderten in ausführlichen Vorträgen, dass die bislang geplante Tunnel-​Ablufttechnik alle Vorschriften und Grenzwerte einhalten. Die Abgas– und Feinstaubmehrbelastung in einem Radius von zwei Kilometern rund um den Kamin am Lindenfirst betrage „weniger als ein Prozent“. Die Verteilung der Schadstoffe sei vergleichbar, als würde man einen Zuckerwürfel in einen Stausee werfen. Michael Straub, Leiter der Weleda-​Heilpflanzengärten hielt dagegen, dass die Zeit doch reif sein müsse für ein grundsätzliches Umdenken in der Umweltpolitik: Gesundheitsgefährliche Schadstoffe nicht länger nur verteilen, sondern unschädlich mache! Nicht auszudenken wären die Folgen, würden in den Heilpflanzengärten der Weleda bedingt durch den nahen Tunnel-​Schornstein auch nur geringste Belastungen festgestellt werden. Die RP-​Vertreter stellten dar, dass sie vorsorglich, „um nichts zu versäumen“, bereits die Lüftungskaverne so dimensioniert haben, dass eine Filteranlage jetzt gleich oder eventuell auch noch zukünftig eingebaut werden könnte.
Landrat Klaus Pavel fasste erfreut zusammen: „Da liegt doch gar nicht so viel zwischen uns.“ Das rufe doch gerade nach einem Forschungsprojekt. „Und wir sind stolz, dass einer von uns so etwas entwickelt hat.“ Er deutete damit auf den Tüftler Dipl.-Ing. Bernd Müller aus Mögglingen, der die Idee schon seit Jahren verfolgt und dahingehend entwickelt hat. dass auch die RP-​Experten bestätigen, dass sein Konzept für eine nahezu hundertprozentige Abgas– und Feinstaubreinigung funktioniert. Müller hielt unter viel Beifall sein Plädoyer, verbunden mit Schilderungen seiner nicht immer angenehmen Erfahrungen mit der Politik. Die RP-​Vertreter beschrieben aber auch den haushälterischen Zwang, an Kosten-​Nutzen-​Abwägungen zu denken. Frenzl zeigte sich dennoch offen: „Wir warten jetzt auf die politische Entscheidung.“

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