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Kunstturnen: Wetzgaus Helge Liebrich hat für das Jahr 2011 große Ziele, setzt sich aber nicht unter Druck

Das Fernziel Olympische Spiele in London 2012 spukt schon im Kopf von Helge Liebrich herum, trotzdem geht er es nicht verbissen an. Zunächst denkt er an die Europameisterschaft, die Weltmeisterschaft und die Rückkehr mit der Riege des TV Wetzgau in die 1. Bundesliga. Von Patrick Tannhäuser

Samstag, 12. Februar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

Helge Liebrich hat derzeit viel um die Ohren. 25 bis 30 Stunden verbringt der Student in den Trainingshallen in Stuttgart sowie Schwäbisch Gmünd und absolviert quasi nebenher noch seine Prüfungen, die jedes Semesterende anstehen, an der Pädagogischen Hochschule in Gmünd. Viel Disziplin ist deshalb vom Wetzgauer Vorzeigeturner gefordert, doch die harte Arbeit könnte sich für den 23-​Jährigen schon bald lohnen. Vom 4. bis 10 April wird die Einzel-​Europameisterschaft in Berlin ausgetragen. Liebrich gehört zu den Kandidaten, die die deutschen Farben in der Bundeshauptstadt vertreten könnten. Die Aussichten von Bundestrainer Andreas Hirsch nominiert zu werden, sind in den letzten Tagen gestiegen. Nachdem der deutsche Superstar Fabian Hambüchen aufgrund eines Achillessehnenrisses schon frühzeitig seine Teilnahme absagen musste, erwischte es vor kurzem auch noch Matthias Fahrig. Probleme mit den Zähnen und berufliche Gründe sorgen dafür, dass der Spezialist für Boden und Sprung in Berlin nicht an die Geräte gehen kann. Die Chance für Liebrich? Das wird sich schon bald zeigen, denn am 26. und 27. Februar steht in Nördlingen der erste Qualifikationswettkampf für die Titelkämpfe auf kontinentaler Ebene an. Der nächste Schritt wäre eine Nominierung für das 35. Turnier der Meister, einer Weltcup-​Veranstaltung, die vom 11. bis 13. März in Cottbus stattfindet. „Die, die da dabei sind, gelten auch als heiße Kandidaten für die Europameisterschaft“, erklärt Liebrich. Nur zu gerne würde er zu diesem elitären Kreis zählen, wohl wissend, dass seine Stärken eigentlich im Mehrkampf liegen.
Die Riege für die Titelkämpfe besteht aus fünf Athleten von denen jeweils zwei ans Gerät dürfen. Fest vergeben sind bereits zwei Plätze im deutschen Team. Sollten keine großen Überraschungen passieren, dann sind auf jeden Fall Philipp Boy und Marcel Nguyen im Aufgebot von Bundestrainer Hirsch zu finden. Dahinter streitet sich eine stattliche Zahl von Bewerbern um die letzten drei Plätze. So auch Liebrich. „Alles kann, nichts muss“, sagt der Faurndauer über die Aussichten für die EM. Eine Teilnahme wäre eine schöne Belohnung für die vielen Mühen in den zahlreichen Trainingseinheiten, aber Liebrich weiß auch, dass seine Chancen im Oktober zur Weltmeisterschaft nach Tokio zu reisen, deutlich höher sind. Dies liegt daran, dass es sich hierbei um eine Mannschafts-​WM handelt, bei der eher starke Mehrkämpfer und nicht Gerätespezialisten gefragt sind. „Zehn bis zwölf Leute streiten sich um die sechs Plätze im Team“, erklärt Liebrich. Die Weltmeisterschaft ist von besonderer Bedeutung, denn in Tokio geht auch um die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2012 in London – dem großen Traum des 23-​Jährigen. Unter den besten acht Mannschaften müssen sich die Deutschen platzieren, um diese Hürde zu überspringen. „Ich hoffe, ich kann meinen Beitrag dazu leisten“, sagt Liebrich bescheiden. Noch nicht klar ist, ob bis zu diesem Zeitpunkt Hambüchen wieder turnen kann. Für Liebrich kein Problem: „Die Qualität ist inzwischen so hoch, dass die Qualifikation auch ohne Fabian geschafft werden muss.“
Trotz aller Träume bleibt Liebrich mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Sollte ihm nicht der Sprung in die deutsche WM-​Riege gelingen, würde er sich vom Olympiade verabschieden. „Dann sehe ich keine Perspektive für 2012 und würde mich auf mein Studium konzentrieren“, so Liebrich. Aufhören mit dem Leistungssport würde er aber noch nicht, sondern kräftig weiter trainieren, um mit dem TV Wetzgau wieder in der 1. Bundesliga für Furore zu sorgen. Das Ziel „Wiederaufstieg“ hat sich Liebrich in großen Buchstaben auf die Fahne geschrieben. „Wir sind absoluter Favorit“, sagt der Student über die Chancen des TVW, in die deutsche Eliteliga zurückzukehren. Dies liegt nicht daran, dass die Wetzgauer Riege komplett zusammen geblieben ist, sondern auch an einer Neuverpflichtung. Johannes Schaal vom Ligakonkurrenten SSV Ulm schließt sich den Stauferstädtern an. „Er hat seine Stärken am Pauschenpferd und Barren“, erklärt Schneider und damit genau an jenen beiden Geräten, die dem TVW in den letzten Jahren immer wieder große Sorgen bereiteten. Der 20-​jährige Schaal baut derzeit sein Abitur in der Donaustadt und hat dann vor Lehramt zu studieren. Noch nicht entschieden ist, ob er dies in Stuttgart oder Schwäbisch Gmünd tun wird, aber seinen Wohnort wird Schaal voraussichtlich nach Gmünd verlegen. Ganz zur Freude von Liebrich, der schon eine gemeinsame Turner-​Wohngemeinschaft im Auge hat. Aus Liebrich könnte nicht nur deshalb noch ein richtiger Gmünder werden, denn nach seiner Aktivenzeit, will er dem TVW als Trainer erhalten bleiben.

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