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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Gmünder Tunnelfilter-​Konstrukteure wollen Deutschland enttäuscht den Rücken kehren

Die Gmünder Tunnelfilter-​Konstrukteure und Ingenieure Bernd Müller und Achim Vonderach (Firma Ecovac) reagieren enttäuscht auf die angekündigte Machbarkeitsstudie zum Thema Tunnelfilter. Sie vermuten eine Fortsetzung der politischen Verzögerungstaktik.

Freitag, 18. Februar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 57 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (pm). Folgenden offenen Brief haben die beiden Tüftler gestern veröffentlicht: „Nach nunmehr über fünfjährigem Kampf für eine bessere Luft in der Umweltzone Schwäbisch Gmünd und unzähligen genommenen Hürden – aufgestellt durch das Regierungspräsidium Stuttgart und weitere involvierte Ministerien – dem Aufstellen einer Versuchsanlage im Fellbacher Tunnel, nach erstellter Machbarkeitsstudie für den Filter, diversen Gutachten und Gegengutachten sowie zweier Expertengespräche Anfang 2009 im RP Stuttgart und im Januar 2011 im Rathaus in Schwäbisch Gmünd, soll nun eine Ausschreibung zu einer erneuten Machbarkeitsstudie kommen. Somit steht nun fest, dass der B-​29-​Tunnel ohne einen Filter fertiggestellt werden soll.
Nach Aufwendung immenser Kosten aus eigener Tasche und ohne einen einzigen Euro Unterstützung in Form von Fördermitteln, weder vom Land Baden-​Württemberg, dem Bund noch seitens der EU, beenden rein betriebswirtschaftliche Überlegungen unser Engagement in Sachen Tunnelfilter in Schwäbisch Gmünd.
Ganz aktuell liegt uns eine Anfrage aus Bozen/​Südtirol vor, welche starkes Interesse an der Filtertechnologie der Firma Ecovac für Straßentunnel im Zusammenhang mit der Brennerautobahn bekundet. Deshalb konzentrieren wir uns nun auf das ernstgemeinte Interesse aus dem benachbarten Ausland, nachdem die Politiker unseres Heimatlandes nach all den Jahren offensichtlich nicht Willens sind, unsere innovative Technologie umzusetzen. Daran konnte auch die Meinung des renommierten Fraunhofers Institutes bisher nichts ändern, welche lautet: Daher ist der Ansatz, die Anlage als Forschungs– oder Demoanlage mit wissenschaftlichen Akzenten zu bauen, sehr sinnvoll. Nur so lassen sich die Pro– und Kontra-​Argumente belegen und gleichzeitig auch Technologien für ähnliche Bauwerke belastbar entwickeln und optimieren. Folglich ist die neuerliche Machbarkeitsstudie nur dann sinnvoll, wenn sie das Pilotprojekt eines eingebauten Filters begleitet, was das Fraunhofer Institut übrigens gerne zusammen mit der Fachhochschule Aalen übernehmen würde. Will man den Tunnelfilter tatsächlich noch, machen wir darauf aufmerksam, dass umfangreiche Umplanungen im Bereich der Kaverne notwendig sind und dass die Lieferzeiten einzelner Bauteile bis zu einem Jahr betragen. Somit rückt eine Realisation nach dem 25. März 2011 immer mehr in den theoretischen Bereich, da der Tunnel nach seiner Inbetriebnahme wohl kaum zwecks Einbaus eines Filters für ein bis zwei Monate nochmals gesperrt werden wird. In diesem Zusammenhang verweisen wir auf das Beispiel des Petueltunnels in München, wo im Jahre 2003 ebenfalls eine Kaverne für den möglichen Einbau eines Filters eingerichtet und somit ein Filter in Aussicht gestellt wurde.
Die dortige Bevölkerung wartet heute noch auf die Einlösung des Wahlversprechens. Laut Aussage des Bundesverkehrsministeriums gibt es keine Notwendigkeit und keine gesetzliche Grundlage für den Einbau eines Filters in einem Straßentunnel in Deutschland. Während man sich also hier auf ein fehlendes Gesetz beruft, missachtet man an anderer Stelle die gesetzlichen Vorschriften, indem man widerrechtlich die Luftmenge halbiert und somit die Schadstoffkonzentration verdoppelt. Dieser Eingriff in den bestehenden Planfeststellungsbeschluss wurde nicht publiziert und somit konnte kein betroffener Bürger oder Anwohner dagegen Einspruch erheben. Eine Klage vor dem Verwaltungsgericht Stuttgart kann hier Klarheit schaffen.“ Bernd Müller und Achim Vonderach in ihrer Erklärung weiter: „Es gibt sehr wohl die gesetzliche Grundlage des Minimierungsgebotes, welche vorschreibt, dass die Belastung der Bevölkerung zu minimieren und der Stand der Technik bei sämtlichen Planungen zu berücksichtigen ist. Der Vorteil aus technologischem Fortschritt ist an die Gesundheit der Bevölkerung weiterzugeben (siehe Artikel 2 des Grundgesetzes). Und nicht indem man die Luftmenge halbiert, damit die Schadstoffkonzentration verdoppelt, um bei den extrem hohen Stromkosten von einer Million Euro pro Jahr Einsparungen zu Lasten der Gesundheit zu erzielen. Mit einem Filter wäre dies kein Problem und man spart damit rund 500 000 Euro pro Jahr ein und der Filter amortisiert sich dadurch bereits nach kurzer Laufzeit von selbst. Und genau hierüber gibt es bereits eine Machbarkeitsstudie eines neutralen und unabhängigen Gutachters aus Frankfurt, welche den zuständigen Behörden bereits seit über zwei Jahren vorliegt. Dass der Einsatz eines Filters in einer Umweltzone ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist, versteht sich von selbst. ‚Eine Idee, die gut ist, kann auf Dauer nicht niedergelogen werden‘ (Otto von Bismarck). Vor allem im Land der Talente und Patente, aus welchem der Ministerpräsident ‚das Innovationslabor Europas‘ machen möchte und die bereits auf Ende des letzten Jahres zugesagte Entscheidung des Bundesforschungsministerium bis heute nicht vorliegt. Woran liegt es also, dass die zuständigen Politiker wollen, aber nicht können?“

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