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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Überraschung bei der Gmünder Prunksitzung

Die Farbe der Saison? Schwarz ist das neue Schwarz. Vor der Landtagswahl ganz besonders. Aber Schwarz ist natürlich für die Vampirinnen in Verbindung mit Rot unerlässlich, welche die Prunksitzung zahlreich bevölkerten. Vorzeichen einer Neuauflage der großen Koalition? Aber wieso sollte man Faschingskostüme unbedingt politisch deuten wollen? Man nimmt halt, was einem gefällt und macht Anleihen an den neuesten Moden der Unterhaltungsindustrie. Weshalb im Stadtgarten am Freitagabend sich auch wieder eine muntere Piratenschar tummelte. Dazwischen Panzerknacker, Sträflinge, ein paar Gärtner und sogar ein Kreuzritter. Andere ließen nur die Krawatte weg

Freitag, 18. Februar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 53 Sekunden Lesedauer

Aber ein Paar, das schon früh angekommen war, stach deutlich heraus: Dermaßen kohlrabenschwarz im Gesicht, beide im Unisex-​Kostüm mit Baströckchen und Kraushaar-​Perücke. Kaum wiederzuerkennen: Norbert und Susanne Barthle, wie aus dem Urwald. Und der Bundestagsabgeordnete mit einer neckischen Banane am Rock. Sein Kollege Christian Lange kam betont schlicht daher — aber auch er in tiefschwarz. Ein echter chinesischer Seidenkittel — voilà, hier hatten wir einen Mandarin.
Klaus Maier, im wahren Leben Schultes von Heubach und jetzt auch SPD-​Landtagskandidat, trat als kecker Herausforderer auf. Der Mann aus dem Sherwood Forest, der im ledernen Wams, mit dem spitzen grünen Hut, an dem die Feder wippt. Na, wer wohl? Robin Hood, der Rächer der Enterbten, Beschützer der Witwen und Waisen, er nimmt’s den Reichen und gibt es den Armen. Oder war’s umgekehrt? Jedenfalls alles Folklore. In seinem Kielwasser ein früher MdL, Mario Capezzuto. Der hatte sich eine Polizei-​Uniform aus den 60-​er Jahren ausgeliehen und kam als POM, also Polizei-​Obermeister. Also nicht in Schwarz, aber in einem ziemlich blassen Grüngrau. Der nächste war wieder schwarz, entsagte aber seinem Berufsstand nicht einmal vorübergehend: Hermann Friedl, der Sehnsucht nach der Gmender Fasnet hatte, trug eine bodenlange Soutane und einen Schlapphut. Willkommen, Don Camillo, Italiens berühmtester Pfarrer.
Die Ortsvorsteherinnen Dorothea Feuerle und Brigitte Weiß katapultierten sich neun Jahrzehnte zurück — Charleston-​Girls mit Pailletten und viel Federn. Aber nun zu ein paar Vampirinnen. Als da waren die Stadträtinnen Susanne Lutz, Brigitte Abele mit einer schmucken Spinne auf dem Bauch und — allerliebst — Daniela Maschka-​Dengler. Karin Rauscher hielt sich noch eine Maske vor. Alle aber in blutrot und tiefschwarz.
Gibt’s denn keine anderen Farben mehr? Doch, doch: MdL Stefan Scheffold und Frau Barbara kamen als grasgrüne Fußball-​Spielfelder an, Straßdorfs Ortsvorsteher Werner Nußbaum als grüner Gartenschau-​Gärtner. Fehlen noch welche? Der Oberbürgermeister ließ sich Zeit — aber dann schwebte er majestätisch die Foyer-​Treppe hinab: Richard Arnold, ein Maharadscha wie aus dem Bilderbuch, bis hinab zu den spitzen Seidenschuhen. Ja, wenn Gamundia Zasterabad wäre! In seiner Entourage und ähnlich prachtvoll gewandet Lebensgefährte Stephan Kirchenbauer und Erster Bürgermeister Joachim Bläse. Ist der jetzt der Tiger von Eschnapur? „Ich bin bloß der Untertiger“, sprach’s und schwebte ebenfalls die Treppe hinab. Manchmal glaubt man seinen eigenen Augen nicht mehr…

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