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Wäschgöltenball: Büttel Ingo in den Waldstetter Gassen und der Schultes verteilt WA-​Kennzeichen

„Das tollste und stimmigste Programm, das Ihr bisher hattet!“ lautete das dicke Lob von Jungsechziger Anton Weber nach fünf Stunden „hausgemachter“ Narretei beim Wäschgöltenball in der Stuifenhalle am Freitagabend: Eine tolle fasnachtliche Mischung ohne Durchhänger, die vom begeisterten Publikum mit stürmischem Beifall belohnt wurden. Von Karl Schleicher

Montag, 28. Februar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 46 Sekunden Lesedauer

WALDSTETTEN. Das Drumherum passte: die Bewirtung durch den Heimatverein, eine liebevoll wäschgöltentypisch dekorierte Halle, ausgeklügelte Licht– und Tontechnik und engagierte Musikbegleitung. Durch den Abend führten souverän Helmut Herkle und Karl Schleicher. Lobenswert in der Waldstetter Fasnacht: Es gibt keine allgemeinen Büttenreden oder Aneinanderreihung von Witzen, alle Beiträge stammen aus eigener Feder und sind lokalbezogen: witzig, augenzwinkernd und kritisch, aber nie beleidigend.
Büttel Ingo Nuding beklagte so manche Hauseinfahrt im Ortskern, den Niedergang der örtlichen Gastronomie – „Des Insektahotel isch fascht de letztscht Wirtschaft!“ – und die Weiberwirtschaft in Wißgoldingen, wo es nicht einmal einen Prinzen gibt. Er machte sich echte Sorgen um den Gesundheitszustand von Schultes Rembold: „Wenn der ´s Maul halta muss, goht’s dem wirklich schlecht!“ Der „Biddl“ ermöglichte interessante Einblicke, was im Nachtcafé in der Altenbegegnungsstätte so abgeht, und monierte mit spitzer Zunge das Hickhack um das Stuifenkreuz.
Dies spielte auch eine Hauptrolle im vom Wäschgölten-​Ehrenpräsidenten getexteten Beitrag der Urwäschweiber, dieses Mal als Zwergenschar. Rutscht man den von ihnen zum Heiligen Berg erkorenen Stuifen auf den Knien hinauf, gibt’s einen Ablass. Bezwingt man auch noch den Rechberg und Staufen, „kommt ma bestimmt en Hemmel“ und kriegt die Banzhaf-​Rembold-​Medaille“.
Die nur drei Geburten in Wißgoldingen gegenüber 54 im Hauptort führten die Zwerge keck auf die schlechte Luft im Bett und die schlappen Männer in „Wißlenga“ zurück, wogegen bei den Waldstettern noch was los sei. Das kommunale Streichkonzert mit Schultes als Oberputzerr wurde ebenso karikiert wie das Gezeter um die Backhausgebühren in Wißgoldingen. Beim Schultes diagnostizierten die Zwerge eine ernste Bürgerversammlungsneurose.
Auch der nachts auf dem Fahrrad durchs Dorf fahrende Pfarrer bekam sein Fett weg, weil er Stuifenkreuzgegner schlechte Christen nennt und die für eine halbe Million sanierte Aussegnungshalle einstauben lässt. Als Überraschungsgast empfahl der ehemalige evangelische Pfarrer Günther Herzog seinem katholischen Amtskollegen den Beitritt zum Männerballett, wo er sicher eine bessere Figur abgebe als der Schultes.
Wie jedes Jahr ein bejubelter Höhepunkt: Schultes Rembold, Ortsbaumeister Rudolf Roßmann und der evangelische Pfarrer Jörg Krieg als die drei Bahner. Sie besangen die Träume eines wohl bekannten Schultes: ein neues Rathaus mit eingebautem Kindi, eine Bahnstrecke vom Stuifen ins Dorf mit Umwandlung des Rathauses in einen Bahnhof. Da die EU-​Gelder wider Erwarten ausbleiben, soll statt des Bahnhofs wegen der vom Schultes heiß geliebten Verankerung des ehrenamtlichen Engagements ein Hafen gebaut werden. Der Saal kochte, als die drei Bahner selbstbewusst ein AA– und GD-​Kennzeichen ablehnten – „Für des Dörfle onterm Stuifa kommt bloß WA für Waldstett’ ond Wäschgölt ahoi en Frog!“ – und eigens hergestellte WA-​Kennzeichen unters närrische Volk warfen.
Die Garden – Minis, Hopfdohlen, Teenies und Jungwäschweibergarde – sind fast ganzjährig im Training. Das Ergebnis war beeindruckend: Pfiffige Choreographie, tänzerische Exaktheit und zu fetziger Musik wurden frenetisch beklatscht. Dem standen die Wißgoldinger Stuifahexa, zunächst als züchtige schwäbische Hausfrauen getarnt, mit einem schaurig-​schönen mysteriösen Tanz in nichts nach.
Mit Ovationen bedacht: Das Männerballett der Wäschgölten mit ihrem Beitrag aus dem Wild West Saloon. Prinzessin Corinna I., die ihren Finger in manche kommunale Wunde legte, brachte in Ermangelung eines Prinzen ihren ganzen Hofstaat nebst mitreißend aufspielender Hofkapelle mit. Oberwäschweib Susanne Kessler veranstaltete mit „O Mama Mia“ eine lustige Seefahrt mit Schikanen auf dem für die Waldstetter Gartenschau schiffbar gemachten Waldstetter Bach, damit der Rathaussturm endlich stilgerecht erfolgen kann. Beim Publikumsspiel „Daydream Wäschgöltia sexfreier Begleitservice“ schaffte es Susanne sogar, fast alle ihre Wäschweiber auf die Bühne zu bringen, die in verschiedensten Verkleidungen drei Honoratioren der Gemeinde ihre Dienste anboten und maßlos enttäuscht waren, als die drei Mannsbilder ganz brav ihre eigenen Ehehälften bevorzugten.
Schunkelrunden, eine Polonaise und die fetzig aufspielende Wäschgölten-​Guggamusigg, die Lachabatscher in ihren neuen Kostümen „Rock me Amadeus“, rundeten die närrische Schau gelungen und stimmungsvoll ab.

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