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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Alle Parteien fordern Tunnelfilter-​Einbau

Das interkommunale Aktionsbündnis „Pro Tunnelfilter“ und alle Parteien haben die Bevölkerung für morgen, Samstag, zu einer großen Demonstration aufgerufen. Es soll gegenüber den zuständigen Ministerien ein Signal für Realisierung des umwelttechnologischen Pilot– und Forschungsprojekts Tunnelfilter gesetzt werden.

Freitag, 04. Februar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 56 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Seit der unvergessenen, seinerzeit maßgeblich von der Rems-​Zeitung initiierten und erfolgreichen Bürgerdemonstration in Stuttgart für einen beschleunigten Ausbau der B 29 mit all ihren so extrem wichtigen Ortsumfahrungen im mittleren und oberen Remstal hat es einen solch überzeugenden Schulterschluss aller politischen Kräfte im Raum Schwäbisch Gmünd nicht mehr gegeben. Damals zeigte der „Marsch der Remstäler“ durch die Landeshauptstadt starke Wirkung, zunächst in den Medien, dann beschleunigt in den verkehrspolitischen Entscheidungen.
Auch jetzt geht es wieder um ein Zukunftsprojekt. An die Spitze des Protestes haben sich Oberbürgermeister Richard Arnold sowie die Bürgermeister und Ortsvorsteher besonders aus dem nördlichen Umland gestellt. Die Organisation der morgigen Großdemonstration liegt in den Händen des Mutlanger Gemeinderats Hans Lasermann, der sich im Gespräch mit unserer Zeitung sehr positiv zu der ideellen und technischen Unterstützung durch die Gmünder Stadtverwaltung freut. Vorsichtig rechne er mit einer Teilnehmerzahl „von etwa 1500 Menschen, eher mehr“.
Er und seine Mitstreiter vom interkommunalen Aktionsbündnis „Pro Tunnelfilter“ registrieren in den letzten Tagen der Demo-​Vorbereitungen ein gewaltiges Interesse und wachsendes Engagement, weil Verärgerung und Verdruss in der Bürgerschaft angesichts des politischen Ignorierens der seit Jahren sachlich vorgetragenen Argumente für dieses zukunftsträchtige Technologieprojekt und vermutlich auch Exportprodukt wächst. Wobei sich dieser Vorwurf nicht auf die örtlichen Abgeordneten bezieht.
Beachtlich, so fügt Lasermann hinzu, sei auch das Interesse der Medien an der morgigen Veranstaltung. So bittet der Initiator die Teilnehmer auch um Kreativität bei Gestaltung und Mitführen von Plakaten und Transparenten.
Hans Lasermann legt großen Wert auf die Feststellung, dass er zwar der SPD-​Fraktion im Mutlanger Gemeinderat angehöre, jedoch die Demo absolut überparteilichen und interkommunalen Charakter habe. Das werde sich auch in der Rednerliste widerspiegeln: 14 Persönlichkeiten bekommen jeweils drei Minuten Redezeit, um kurz und knackig die vielfältigen Argumente und Positionen für die Umsetzung des Forschungs– und Pilotprojekts im laufenden Neubau des Gmünder Tunnels vorzutragen. Oberbürgermeister Richard Arnold und die Bürgermeister Peter Seyfried, Klaus Maier und Klemens Stöckle werden darunter sein. Auf der Rednerliste stehen auch alle Abgeordneten und Vertreter der Bürgerinitiative bzw. des Aktionsbündnisses sowie der Firma Weleda, die Auswirkungen der Feinstaub– und Abgasbelastungen durch den Abluftkamin am Lindenfirst auf die in der Nähe liegenden, hochempfindlichen Heilpflanzengärten befürchtet. Auch Martin Scheuermann, Chef des christlichen Ferien– und Kongresszentrums Schönblick, das gleichfalls im „Einzugsgebiet“ des Abluft-​Schornsteins liegt, wird ans Mikrofon treten.
Eindringlich hat der Forstexperte sowie Schöpfer und Spender des Walderlebnispfades Naturatum, Dieter Paul, der gesundheitsbedingt leider nicht teilnahmen kann, die Rems-​Zeitung in den letzten Tagen erneut gebeten, auf die Auswirkungen des Feinstaubs und der Abgase auch auf die Natur hinzuweisen: Es gebe klare wissenschaftliche Belege dafür, dass solche Emissionen im Zusammenspiel mit Regen und Schneefällen rasch zur Erde fallen, um durch schadstoffbelastete Waldböden die Pflanzen– und Tierwelt zu beeinträchtigen. Auch erinnert Paul an die Nähe der Wallfahrtsstätte St. Salvator mit ihren empfindlichen Sandsteinkunstwerken. Grundsätzlich sei es also ein Unding, einen solchen Tunnelabluftkamin ohne eine Filteranlage praktisch direkt am Erholungswald Taubental mit seinem besonders bei Kindern und Familien beliebten Naturatum zu errichten. Auch all diese Umstände sollten der Landes– und Bundesregierung mit Nachdruck dargelegt werden.
Bei der Bürger– und Expertenanhörung am Montag im Rathaus erntete Oberbürgermeister Richard Arnold mit Feststellung und Appell allseits Beifall: Der Bürgerprotest richte sich keinesfalls gegen das Tunnelprojekt, vielmehr wünsche die Bevölkerung sozusagen einen „Tunnel plus“! Er dankte auch ausdrücklich den Bemühungen des Regierungspräsidiums, das partnerschaftlich mit einer baulichen Vergrößerung der Technikkaverne im Lindenfirst Voraussetzung für eine Filter-​Nachrüstung geschaffen hat.
Wenn schon der Gmünder Tunnel als der gegenwärtig modernste und teuerste Straßentunnel Deutschlands dargestellt werde (Kosten rund 230 Millionen Euro), dann dürfe auch die moderne Gesundheitsfürsorge in Gestalt der Filteranlage (geschätzte Investitionskosten drei bis fünf Millionen Euro) in der „Stadt der Gesundheit“ nicht fehlen, so argumentieren die Befürworter des Aktionsbündnisses unter Hinweis auf überzeugend vorgetragene Argumente des Lungenfacharztes Dr. Albin Freibott (Stauferklinikum) bei der Bürgerversammlung im Forum Schönblick.

Die Pro-​Tunnelfilter– Demonstration beginnt morgen um 10 Uhr. Treffpunkt ist zunächst der Bahnhofsvorplatz. Der Protestzug zieht dann zum Marktplatz, wo um zirka 10.45 Uhr die große Kundgebung beginnt. Kurzzeitig kann es im Bereich der B29 zu Behinderungen kommen.

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