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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Jahresempfang der IHK Ostwürttemberg mit Bahn-​Chef Grube

Man merke Rüdiger Grube an, dass er seine Aufgabe lebe, lobte IHK-​Hauptgeschäftsführer Klaus Moser. In der Tat: Eine Stunde lang hingen gestern Abend die Gäste des Jahresempfangs in Heidenheim förmlich an den Lippen des Bahnchefs. Von Manfred Laduch

Samstag, 05. Februar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 58 Sekunden Lesedauer

OSTWÜRTTEMBERG. Eine Vorausschau sei kaum noch für mehr als ein halbes Jahr möglich, erklärte IHK-​Präsident Helmut Althammer, der die Gäste begrüßte und einen Blick auf die aktuelle Wirtschaftslage warf. Immerhin: Der Konsum erhalte Auftrieb durch die erfreuliche Arbeitsmarktlage. Es gebe aber auch Probleme: Die Stabilität des Euro werde 2011 weiter im Mittelpunkt stehen, die Rohstoffversorgung sei eine große Herausforderung und den Fachkräftemangel habe die IHK zu ihrem Jahresthema erhoben.
Für seinen Schlusssatz, die Wirtschaft in Ostwürttemberg stehe ohne wenn und aber zu den Bahnprojekten Stuttgart 21 und Neubaustrecke nach Ulm erntete Althammer lautstarken Beifall.
Es sei ihm eine Freude, vor „Gut– und Mutbürgern zu reden“, stieg Rüdiger Grube in seinen Vortrag ein. Allein in Baden-​Württemberg habe die Bahn 18 500 Beschäftigte und 1050 Auszubildende; sie unterhalte ein Netz, das so groß ist, wie das der gesamten Schweiz mit 700 Bahnhöfen. Mit 4000 Zügen pro Tag transportiere sie 500 Millionen Fahrgäste im Jahr.
Grube ging zunächst auf einige Probleme der Bahn ein, wie die Datenaffäre. In der Finanzkrise habe er nichts für überflüssiger gehalten, als ein mit 16 Milliarden Euro verschuldetes Unternehmen an die Börse zu bringen. In der Wirtschaftskrise habe man vier Milliarden Euro Umsatz verloren. Die Frachtraten für einen Container von Hamburg nach Shanghai seien von 2000 auf 170 Euro gefallen. Heute lägen sie zum Glück wieder bei 1200 Euro.
Wenn ihn allerdings eines nicht schlafen lasse, dann seien das die technischen Probleme, betonte der studierte Fahrzeugbauer. Die Bahn habe vor seiner Berufung Milliarden für Produkte ausgegeben, die nicht das leisteten, was bestellt worden war. Extreme Wartungszeiten seien jetzt die Folge.
An einem der ersten extremen Wintertage seien der Bahn 33 ICE-​Garnituren kaputt gegangen, weil bei großer Geschwindigkeit herabfallendes Eis Schotter gegen die Fahrzeuge geschleudert habe. Es sei dann die Anweisung gegeben worden langsamer zu fahren, weil er „lieber verspätete als gar keine Züge“ wollte.
Gleichzeitig hätten es sich die Lufthansa und Air Berlin sehr leicht gemacht, indem sie ihre Passagiere zur Bahn geschickt habe – 100 000 Passagiere pro Tag habe man zusätzlich befördern müssen.
Für die Zukunftsentwicklung der Bahn gelte auf jeden Fall: „Oben muss Kunde, Kunde, Kunde stehen.“
Der 59-​Jährige ärgerte sich lautstark über Wettbewerbsverzerrungen. Während die Bahn in Deutschland 323 Konkurrenzunternehmen aus vielen Ländern habe, erhalte sie in anderen Staaten keine Chance, sich an Ausschreibungen zu beteiligen. Mit der Hochgeschwindigkeitsverbindung Stuttgart-​Paris habe man 60 Prozent des Marktanteils errungen. Das würde man anderswo – etwa nach London – gern ebenso machen.
Grube beschrieb die dringende Notwendigkeit der Stuttgarter Bahnprojekte. Er hielte es für eine Katastrophe, wenn Genehmigungen plötzlich nicht mehr gelten sollten. Am Ende seiner Rede erhielt der Bahnchef lang anhaltenden Beifall.

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