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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Kundgebung auf dem Marktplatz: Gmünder und ihre Nachbarn sind sich in Sachen Filter einig

„Wir sind hier, und wir sind laut, weil man uns die Luft versaut“. Unisono skandierten rund 800 Menschen am Samstag vor dem Gmünder Rathaus diesen Slogan. Im breiten und überparteilichen Schulterschluss wurde von Berlin und Stuttgart gefordert, in den B-​29-​Tunnel einen Filter einzubauen. Von Gerold Bauer

Montag, 07. Februar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 24 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND. An der Kundgebung beteiligten sich deutlich mehr Menschen als am Protestmarsch. „Ich bin überzeugt, dass diese Veranstaltung heute etwas bewirken wird“, eröffnete Organisator Hans Lasermann die Kundgebung auf dem Markplatz und bedauerte, dass es gemäß der bestehenden Verordnungen keine Verpflichtung für einen Filter gebe. „Wir sind sehr enttäuscht, dass aus der Innenstadt feinste Staubpartikel herausgehalten werden sollen und man sie über dem Rehnenhof kiloweise auskippt“, so Bezirksbeiratsvorsitzender Konrad von Streit. „Ausdiskutiert ist zu diesem Thema gar nichts“, widersprach OB Richard Arnold offiziellen Verlautbarungen und ist sich sicher, dass nach dem Einbau eines Filters die Leute von weither nach Gmünd kommen werden, um sich diese zukunftsweisende Technologie anzusehen. Dr. Gabriele Seefried (Erste Landesbeamtin im Ostalbkreis und Vertreterin von Landrat Pavel) bezog sich auf den Baden-​Württemberg-​Slogan und forderte: „Wir können alle — also tun wir es doch!“. Die Ostalb sei eine Region der Talente und Patente, die sich dem technischen Fortschritt verschrieben habe. Mutlangens Bürgermeister Peter Seyfried betonte, dass man im Raum Gmünd ja froh über den Bau des Tunnels sei. „Aber alles, was wir an Dreck nur hochschleudern, kommt irgendwann wieder runter und schadet irgendjemandem!“.
Diplom-​Ingenieur Bernd Müller hatte seinerzeit auf das Abluft-​Manko des Tunnels aufmerksam gemacht und betonte erneut, dass der Einbau eines wirksamen Filters technisch möglich und sogar wirtschaftlich sei. Eine neue Machbarkeitsstudie sei eine unnötige Verzögerung.
Pfarrer Martin Scheuermann, Leiter des Christlichen Erholungszentrums Schönblick, verwies darauf, dass die jährlich 67 000 Übernachtungen in dieser Einrichtung auch auf die intakte Landschaft und die saubere Luft zurückzuführen seien. Es sei nicht zu akzeptieren, dass in unmittelbarer Nähe nun ungefilterte Pkw-​Abgase freigesetzt werden.
Ute Nuding bedauerte namens der Bürgerinitiative für den Tunnelfilter, dass man trotz der vielen Aktivitäten bisher von offizieller Seite noch keine Zusage für einen Filtereinbau erhalten habe. „Ich wünsche mir, dass die Entscheidungsträger die Würde von uns Bürgern respektieren und auf unsere Gesundheit achten“. SPD-​Bundestagsabgeordneter Christian Lange machte deutlich, dass Gmünd auch als „Stadt der Gesundheit“ firmiere — und dazu gehöre auch eine saubere Luft. Die angekündigte Machbarkeitsstudie habe nun die Tür zum Tunnelfilter wenigsten ein Stück weit aufgemacht. CDU-​Bundestagsabgeordneter Norbert Barthle wertete die Veranstaltung am Samstag als starkes Zeichen pro Filter. „Halten Sie am überparteilichen Konsens fest“, so sein Appell. SPD-​Landtagskandidat Klaus Maier unterstrich, das es im Gmünder Raum nicht nur Probleme, sondern auch Lösungen gebe. Die Lösung der Verkehrsprobleme sei der Tunnel und die Lösung der Abgasproblematik sei der Filter. Staatssekretär und MdL Dr. Stefan Scheffold versicherte, er werde dafür kämpfen, „dass in Gmünd mehr gemacht wird“. Immerhin lasse die überarbeitete Planung inzwischen Raum für einen Filter. „Jetzt kommt es darauf an, dass wir den Tunnel weiter aufrüsten!“.
Michael Straub, Leiter der Weleda-​Heilpflanzengärten und Zweitkandidat der Grünen, stellte den eingangs zitierten Slogan vor und sagte, ein Verweis auf die Einhaltung von Grenzwerten sei nichtssagend. Denn Grenzwerte seien nur dazu da, um Belastungen zu legitimieren. Susanne Kempf, Landtagskandidatin der Linken: „Die Akzeptanz der Umweltzone trotz finanzieller Belastungen hat gezeigt, dass eine saubere Luft den Bürgern etwas wert ist.“ Nun sei die Politik am Zuge, um für den Bau eines erstklassigen Filters zu sorgen. Markus Zuschlag, Landtagskandidat der FDP, nannte es paradox, dass irgendwann jeder private Kaminofen einen Rußpartikelfilter haben wird, während „der größte Auspuff der Region“ filterlos bleibe.

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