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Kosten der konkreten Planung um rund 400 000 Euro höher als die Kostenschätzung vor mehr als zwei Jahren: 2,6 Millionen Euro

Eine Kostenschätzung vor zweieinhalb Jahren, zwischendurch ein Wechsel des Architekten und ein bankrottes Büro für Fachingenieur-​Leistungen. Doch nun ist die Planung fürs neue Lorcher Feuerwehrgerätehaus soweit in trockenen Tüchern, dass die Ausschreibung der Arbeiten möglich ist. Es wird allerdings teurer als angenommen. Von Gerold Bauer

Freitag, 01. April 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

LORCH. Die Ausführungen von Architekt Jochen Hermann wurden gestern im Lorcher Gemeinderat mit Spannung erwartet, denn nicht nur die Stadträte, sondern auch die anwesenden Feuerwehrleute wollten wissen, was der Bau des neuen „Florian“ kosten wird. Vielleicht hatte ja der eine oder andere insgeheim gehofft, dass die alte Kostenschätzung nach unten zu korrigieren wäre. Doch in dieser Hinsicht waren sich Stadtbaumeister Rainer Ehmann und der Architekt völlig einig: Die „Luft“ ist schon raus. Die aktuellen Zahlen (Gesamtkosten: rund 2,6 Millionen Euro) überschreiten die alte Kostenschätzung um zirka 400 000 Euro.
Und der Architekt konnte auch überzeugend darlegen, warum dies so ist. Zum einen habe sich bei der Untersuchung des Baugrundstücks herausgestellt, dass der Untergrund ohne eine aufwändige und damit auch teure Bodenverbesserung nicht tragfähig wäre. Über einen Meter tief muss der Boden am Standort zwischen Lorch und Waldhausen abgetragen und als Kalk-​Zement-​Erde-​Gemisch danach wieder eingebracht werden. Die konkrete Planung habe auch gezeigt, dass die technische Ausstattung — von der Heizung über die Elektrik bis zu den sanitären Anlagen — deutlich höher angesetzt werden muss als in der Schätzung.
Die erläuterten Einsparungen an anderen Stellen (unter anderem die Wiederverwendung von Komponenten aus den bestehenden Gerätehäusern in Lorch und Waldhausen; kein Einbau einer Küche) reichen bei weitem nicht aus, um die aus technischer Sicht erforderlichen Mehrkosten von 180 000 Euro auszugleichen. Stadtbaumeister Ehmann machte deutlich, dass die Kostenschätzung vor zweieinhalb Jahren nicht klassisch kalkuliert wurde, sondern auf der Basis der Baukosten von besichtigten Beispielobjekten ermittelt worden sei. Zudem, fügte Architekt Hermann hinzu, müsse man die seit der damaligen Schätzung erfolgte Preissteigerung berücksichtigen, die etwa 183 000 Euro ausmacht.
„Billiger als für den nun ermittelten Betrag können Sie dieses Feuerwehrgerätehaus nicht bauen“, sagte der Architekt, und der Stadtbaumeister pflichtete ihm bei. Auch im Gemeinderat herrschte darüber Einigkeit. Einzig der Kostenpunkt Heizung — 110 000 Euro plus Kosten für den Einbau einer Fußbodenheizung — erschien Stadtrat Vetter von der CDU-​Fraktion als viel zu hoch. Das gehe günstiger, sagte er und bezog sich auf Erfahrungen mit vergleichbaren Industriebauten. Der Beschluss, dass die Gewerke nun ausgeschrieben nun werden sollten, erfolgte einstimmig.
Ausführlich nahm Bürgermeister Karl Bühler gestern zu den Kommentaren und Anträgen der Fraktionen im Rahmen der Haushaltsberatung Stellung. Die von der FVW gewünschte Umrüstung auf energiesparende Straßenlampen in der Wilhelmstraße könne realisiert werden, wenn ein entsprechender Zuschuss gewährt werde. Für die von der SPD ins Spiel gebrachte Photovoltaik-​Anlage auf dem Dach des neuen Feuerwehrgerätehauses sei noch ein Haushaltsrest von 100 000 zur Verfügung, so Bühler.
Quer durch die Fraktionen wurde der Wunsch formuliert, im Hinblick auf das Investitionsprogramm einen „Masterplan“ zu erstellen. Bürgermeister Karl Bühler riet jedoch davon ab, sich schon jetzt auf Jahre hinaus festzulegen. In vielen Bereichen sei die Entwicklung der Rahmenbedingungen einfach nicht vorhersehbar und es sei sinnvoller, flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Was man bisher geschafft habe, werde auch künftig möglich sein, „ohne dass man dafür Lorch neu erfinden muss!“.
Die Bürger bei der Investitionspolitik mehr ins Boot zu nehmen und im Rahmen von Versammlungen in wichtige Weichenstellungen einzubeziehen, hatte Bühler allerdings schon in seiner Haushaltsrede selbst empfohlen. Dieser Vorschlag wurde unisono von allen Fraktion gelobt. Während die einen damit am liebsten sofort begonnen hätten, wollten andere lieber warten, bis die Mai-​Steuerschätzungen und der Halbjahresbericht des Kämmerers vorliegen. Dann könne man über konkrete Zahlen diskutieren.
Konsens herrschte unter den Stadträten darüber, dass eine Klausurtagung sehr wohl sinnvoll wäre, um eine Art „Fahrplan“ (Capezzuto) für die Lorcher Entwicklung in den nächsten Jahren auszuarbeiten und „Leitlinien“ (Dr. Frank) zu fixieren. Im Gegensatz zum Bürgermeister halten es die Fraktionen für sinnvoll, ein „Strategie-​Papier“ (Hackner) auszuarbeiten — eventuell sogar im Rahmen einer „Zukunftswerkstatt“, die sich aus Vertretern des Gemeinderats und Repräsentanten der Lorcher Geschäftswelt zusammensetzt. Von „Schnellschüssen“ (Herzig) sollte man Abstand nehmen.
Die Einberufung einer „Haushalts-​Strukturkommission“ hielt man trotz der sehr angespannten finanziellen Lage nicht für erforderlich. „Wir haben das bisher immer hinbekommen. Und so schlecht stehen wir auch nicht da — es gibt vergleichbare Kommunen, die haben dreimal so viel Schulden wie Lorch!“, sagte Stadtrat Capezzuto und erntete dafür allenthalben Kopfnicken.
Gesprochen wurde auch über einen Kreisverkehr an der Gipfelkreuzung. Nach kurzer Beratung war man sich einig, dass dies aus optischen Gründen zwar vorteilhaft wäre, verkehrstechnisch aber nicht nötig. Wenn schon ein Kreisverkehr, dann wäre er im Einmündungsbereich der Kellerbergstraße sinnvoll.

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