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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Facebook schadet dem Demokratie-​Gedanken

Ist es demokratisch, zwischen einem Internetflirt im Chatroom und einer Zigarettenpause auf dem Balkon per Mausklick für einen Bud-​Spencer-​Tunnel zu klicken?

Donnerstag, 28. Juli 2011
Rems-Zeitung, Sportredaktion
1 Minute 10 Sekunden Lesedauer

Kommentar von Jörg Hinderberger

Wollen junge Menschen wirklich in der städtischen Politik aktiv mitwirken, wenn über 50 Prozent von Ihnen nicht Mal den Weg zur Wahlurne kennen? Aber dafür in Facebook protestieren und prinzipiell erst mal alles Gute schlecht finden? Macht es womöglich Sinn, die nächste Bürgermeisterwahl per Mausklick über Facebook zu machen, am besten noch mit einem anonymen Profil? Demokratie besteht aus mehr als nur aus einem Heben des Zeigefingers auf der Computer-​Tastatur. Das Internet ist eine tolle Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen. Aber es sind virtuelle Kontakte. Die Kinder und Jugendlichen leben immer mehr in einer Scheinwelt. Wer nicht in Facebook ist, der hat wohl entweder keine Freunde oder gehört zur älteren Generation. Hilft mir jedoch mein Facebook-​Freund, wenn ich eine Brust zum Anlehnen brauche? Was bedeutet es, eine eigene Meinung zu haben? Wenn 80 000 per Mausklick für einen Bud-​Spencer-​Tunnel klicken, aber 250 000 leider nicht in Facebook sind oder keine Lust haben zu klicken, da sie eine eigene Meinung haben, muss der Gmünder Tunnel dann wirklich nach einem Filmstar bezeichnet werden? Ein demokratischer Ansatz ist, dass es Wahlmöglichkeiten gibt. Wegen mir auch in Facebook. Bud-​Spencer-​Tunnel klingt toll, aber Demokratie würde bedeuten, dass 60 000 Gmünder ins Rathaus gehen, und ihr Kreuz unter dem Bud-​Spencer-​Tunnel setzen. Das wäre ein Ansatz von Demokratie. 300 Teilnehmer kamen zur Demo für den Bud-​Spencer-​Tunnel nach Gmünd. Von 80 000 Facebook-​Klicks nicht mal ein Prozent, denn dafür hätten zumindest 800 Teilnehmer bei der Demo mitmachen müssen. Facebook ist super, um ins Gespräch zu kommen. Aber Demokratie sieht anders aus.

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