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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Gmünder nahmen Anteil am Schicksal der Titanic-​Passagiere

Der Irrglauben an die Vollkommenheit der Technik und die ganze Schicksalhaftigkeit in dieser eiskalten Nacht mitten auf dem Atlantik: Selten hat eine Katastrophe die Menschen so berührt wie vor 100 Jahren der Untergang der Titanic. Auch die Rems-​Zeitung berichtete wochenlang voller Ergriffenheit. Ein Aalener Unternehmer ist damals dem Tod entronnen.

Freitag, 13. April 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 39 Sekunden Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Es war genau heute vor 100 Jahren um 23.40 Uhr Ortszeit: Das bis dahin größte Schiff der Welt, das als unsinkbar galt, kollidierte auf dem Atlantik mit einem Eisberg. Nach nur zwei Stunden und 40 Minuten sank die Titanic. Über 1500 Menschen starben. Auch vor 100 Jahren war es zufällig ein Samstag. In der Wochenendeausgabe der Rems-​Zeitung fanden die Gmünder viele interessante Anzeigen, darunter auch die Werbung für die ersten Automobile. Und es gab in jenen Tagen auch eine spannende Reportage über die schier unglaublich schnelle Reise im ersten Postbus von der Königlichen Hauptpost zu Gmünd bis nach Gschwend. Dann erst in der Dienstagausgabe schlug eine sichtlich schnell in die Zeitung gesetzte, kleinere Eilmeldung wie eine Bombe ein. Die mit gewisser Verzögerung, dennoch aufgrund der neuen Technik des Telegraphiefunks rasant verbreitete Meldungen kamen von verschiedenen Dampfern und Küstenfunkstationen im Nordatlantik: Der „Riesendampfer Titanic“ habe „drahtlos“ um Hilfe gebeten, weil er nach einer Kollision mit einem Eisberg in Seenot geraten sei. Vermutlich ging’s dann bei Schriftleitung sowie in der Setzerei und Druckerei der Rems-​Zeitung drunter und drüber, weil sich die Informationen überschlugen. Im gleichen Artikel wird zunächst von der glücklichen Rettung aller Passagiere berichtet, während einige Zeilen weiter schon fett unterstrichen eingefügt ist, dass die White Star Line erkläre: Vermutlich seien die meisten Passagiere ums Leben gekommen. Ab Mittwoch, 17. April, füllen aber die Schreckensberichte über Tage hinweg die kompletten Titelseiten der Rems-​Zeitung. Hintergrundinformationen und Einzelschicksale gibt es auch auf den folgenden Seiten nachzulesen. Zwei Wochen lang scheint es kein anderes Thema mehr zu geben. Zeitungsfotos gab es vor 100 Jahren noch nicht. Also werden Zeichner eilends beauftragt, „den Titanic“, Szenen des Untergangs und auch prominente Opfer zu skizzieren. In der hiesigen Region gilt die Sorge einem Mitglied der Geschäftsleitung der bekannten Papierfabrik aus Unterkochen bei Aalen. Er war als Erste-​Klasse-​Passagier nach Amerika unterwegs. Am 20. April meldet die Rems-​Zeitung, dass Oberst Simonius „seine Rettung hier gemeldet hat“. Zum tiefen Mitgefühl mit den Opfern gesellen sich auch im Gmünder Raum gewisse materielle Sorgen: Mit der Titanic sind große Mengen Postsendungen von hier aus Württemberg untergegangen.

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