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Formen und Worte: Skulpturen in Mögglingen

Unterm Dachgebälk der prächtigen Mögglinger Kulturbühne war Treffpunkt. Familie, Verwandtschaft, Freunde und Interessierte, alle waren sie gekommen, um am Vortag ihres 70. Geburtstages mit ihr zusammen ihre Skulpturenausstellung zu eröffnen.

Montag, 16. April 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
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AUSTELLUNG (brd). Es waren so viele, dass Bürgermeister Ottmar Schweizer in seinem Grußwort sogar beruhigen musste im Hinblick auf die Tragfähigkeit des alten Bodens. Er machte hellhörig auf eine Ausstellung „wie noch nie“ — und sollte damit mehr als Recht behalten. Die Künstlerin berichtete selbst in bewegenden Worten von ihren letzten sieben Jahren. „Warum, wozu, wohin“, das waren die Fragen, denen sich die Steuerberaterin in einer schweren Krise stellen musste. Mehrere entscheidende Begegnungen haben sie damals zur Bildhauerei geführt und damit zu einer Auseinandersetzung mit sich selbst, bei dem sie sich „dem tätigen schöpferischen Prozess“ gestellt habe. Ihr Ringen um Formen verglich sie mit einer Geburt, gleichzeitig aber auch mit etwas Spielerischem. Bei Ottmar Schweizer rannte die jetzt am Bodensee wohnende Mögglingerin schließlich offene Türen ein mit ihrer Idee, die entstandenen Skulpturen einmal auszustellen.
Bildhauerfreund Klaus Hilsenbek betonte in seiner Laudatio die unglaubliche Fülle dieser Werke aus Stein und Holz, die das Schöpferische der letzten Jahre zur Geltung bringen. Leidvolles werde mit Gold bedeckt, nicht mit Blut, das durchscheinende Licht offenbare das Leben, mache es durchschaubar. Die perfekten Oberflächen der harmonischen Formen ließen die neun verschiedenen, arbeitsintensiven Bearbeitungsgänge nicht mehr erahnen und jedes einzelne Werk verstehe sich jetzt als eine Offenbarung verschiedenster Lebenssituationen.
Die Performance, die sich daran anschloss, war das eigentliche „wie noch nie“. In Verbindung mit der Lyrikerin Bärbel Maiberger und dem Musiker, Komponisten und Instrumentenbauer Manfred Bleffert entwickelte sich die Kulturbühne zum Schauplatz einer dramaturgischen Bühne: Die Skulpturen wurden hörbar und ermöglichten den Besuchern damit „ganz Skulptur zu werden“.
In absoluter Ruhe und Konzentration verfolgten die in der Mitte dicht zusammengedrängten Zuschauer einen Rundgang der Künstlerin, vorbei an allen vierzehn Skulpturen. Ursula Eberhard-​Antz nannte an jeder Station den Titel, Manfred Bleffert machte ihn hörbar mit seinem selbstgebauten Glockenspiel und seinem riesigen Saitenfeld von zwölf mal zwölf Saiten, gezupft oder geschlagen. Er erzeugte damit Klangteppiche sphärischen Ausmaßes.
Die Möglichkeiten auf diesen allein dem Objekt entsprechenden Instrumenten schienen unbegrenzt. War es bei der Skulptur „Mondstille“ nur ein zartes Hauchen, so schwollen die Klänge etwa bei der „Wundheilung“ oder dem „Sonnenraum“ ins Unermessliche an. Doch damit nicht genug. Bärbel Maiberger rezitierte zu jeder Station ihre Gedankenlyrik – ein Gesamterlebnis von gewaltiger Dichte und Tiefe — „zur Mitte finden– im Zentrum der Energie ausschwingen dürfen“. Form, Klang und Wort sind so zu einer Einheit verschwommen „wie noch nie“. Und sich „im Wort treffen und sich finden“, dazu war anschließend noch ausgiebig Gelegenheit.

Skulpturen von Ursula Eberhard-​Antz. Bis zum 29. April im Alten Schulhaus in Mögglingen. Öffnungszeiten: Dienstag: 15.30 Uhr – 17.30 Uhr; Donnerstag: 16.30 Uhr – 18.30 Uhr; Samstag/​Sonntag: 14 Uhr – 16 Uhr. Nach Vereinbarung: 07174/​5362.

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