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Mozart mal anders

In der Silberwarenfabrik in Heubach fand eine ungewöhnliche Premiere statt. Das Trio „Musica sconfinata“ hatte es sich zur Aufgabe gemacht, ungewöhnliche Werke von Mozart in einem Zusammenspiel von Klavier und Akkordeon zur Aufführung zu bringen.

Dienstag, 24. April 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 22 Sekunden Lesedauer

KONZERT (sf). Die drei hochkarätigen Künstler Brigitte Wenke, die als Musikpädagogin an der Musikschule Heubach unterrichtet und sich durch viele erfolgreiche Konzertauftritte einen Namen gemacht hat, Viktor Jansen aus Ludwigsburg und Dieter Dörrenbacher, musikalischer Leiter des Konservatoriums in Trossingen, nahmen die Besucher im Saal der Silberwarenfabrik mit auf eine spannende und ungewöhnliche Reise in die Welt von Wolfgang Amadeus Mozart.
Schon der Beginn des Abends, versprach höchstes Einfühlungsvermögen der Interpreten in Mozarts Kompositionen. Viktor Janzer eröffnete das Konzert mit seinem Einzeltonakkordeon, mit einer Andante, die Mozart für eine Walze in eine kleine Orgel komponiert hatte. Zart und einfühlsam wurden die Besucher zurückversetzt in eine Zeit der leisen Töne und konnten die Fröhlichkeit und Leichtigkeit spüren, die so vielen von Mozarts Werken innewohnt. Schnell wurde klar, was das Akkordeon auszudrücken vermag in der Hand eines Künstlers, der sicherlich zu einem Meister seines Faches gerechnet werden darf.
In der sich anschließenden Fantasie d-​Moll KV 397, einem Meisterstück Mozarts, wurde die gesamte Klangvielfalt des Einzeltonakkordeons, eines chromatischen Knopfakkordeons, deutlich. Der Zuhörer war eingeladen, ein altbekanntes Stück in einer neuen Erscheinung zu erfahren und zu genießen.
Brigitte Wenke am Flügel und Dieter Dörrenbacher am Akkordeon brachten anschließend die erste vierhändig komponierte Klaviersonate C-​Dur KV 19d auf höchstem Niveau zu Gehör und eine erstaunliche Abstimmung der beiden Instrumente bestach den Zuhörer. Was man volkstümlich unter „Wiener Schmäh“ versteht, machte sich breit im Raum, eigenwillig und hinreißend präsentiert in einer ungewöhnlichen Instrumentenzusammenstellung.
Bei der sich anschließenden Sonate in C-​Dur KV 521, die Mozart 1787 in Wien für ein oder zwei Klaviere komponierte und die technisch sehr schwer und anspruchsvoll ist, überzeugte das Duo mit einer Klangvielfalt, die im wuchtigen Solo von 4 Händen und der anschließenden Improvisation beider Instrumente zum Ausdruck kam.
Den Abschluss und Höhepunkt des Abends bildete das „Lodron-​Konzert“, das Mozart für die Familie Lodron komponierte. Auf Grund der Nähe des Lodronschen Palais zur Wohnung der Familie Mozarts in Salzburg entstand zur damaligen Zeit ein reger Kontakt zwischen den beiden Familien. Wolfgang Amadeus Mozart und seine Schwester Nannerl gaben den Kindern der Grafen Lodron Klavierunterricht. Das Konzert für drei Klaviere in F-​Dur KV 242, schrieb Mozart für die Gräfin Antonie und ihre beiden Töchter Aloisia und Josepha, wobei er auf die spieltechnischen Fähigkeiten der damals jüngsten Tochter Rücksicht nahm. Es ist das einzige Konzert für drei Klaviere, das Mozart schrieb und das er als Spaß bezeichnete. Spielerisch wechselte die Melodie zwischen den einzelnen Instrumenten, die Klangfülle und Dynamik füllte schnell den gesamten Raum aus. Wie ein Schmetterling schwang die Melodie von einem Instrument zum anderen, ließ sich kurz nieder um anschließend in virtuoser Weise vom nächsten Instrument aufgefangen zu werden. Unglaublich war hier die Abstimmung zwischen den Musikern und die feinen dynamischen Abstufungen sowie die eigenwillige Bearbeitung dieses Musikstücks. Am Ende, war es ein bisschen so, als wäre Mozart, den Schalk im Nacken im Raum, als nach dem vermeintlichen Finale noch ein kleiner Nachtrag folgte.
Begeisterter Applaus forderte noch eine Zugabe, und selbst die vielen kleinen Besucher haben gelauscht bis zum Schluss und viele Blumen an die Künstler überreicht.
An diesem launischen Aprilabend wurde es den Besuchern warm ums Herz und der kurzweilige Abend hinterließ viele fröhliche Gesichter und so manches Lächeln auf den Gesichtern der Zuhörer.

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