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Schwungvolles Sandland

Mit einer schwungvollen Revue erinnerte der Hellershofer Gesangverein bei der Frühjahrsfeier an sein einstiges Markenzeichen – das Sandlandfest, das vor 20 Jahren letztmals die Massen angezogen hat.

Dienstag, 24. April 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
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ALFDORF-​HELLERSHOF (pm). Als sich der nagelneue, 11 000 Euro teure, allen Feuerschutzvorschriften entsprechende Vorhang der Kaisersbacher Gemeindehalle öffnete, fühlten sich die Besucher in vergangene Zeiten versetzt. Auf der Bühne stand ein echtes Bierzelt, dessen Stirnseite zierte ein Spruchband mit dem Logo „Sandländer Frühlingsfest“, das originale Aushängeschild eines der erfolgreichsten Events des Welzheimer Waldes. Der Hellershofer Liederkranz lud bis 1992 immer an Pfingsten, gleichsam zur Eröffnung der Freiluftsaison, zu seinem „Treffpunkt fröhlicher Menschen“ ein.
Der aus einem kleinen Gartenhock am Pfingstmontag hervorgegangene Massenmagnet geriet jedoch schließlich derart riesig, dass der kleine Verein die Organisation nicht mehr ohne fremde Hilfe schultern konnte – und die Notbremse zog. An die Glanzzeiten dieses urigen Festes erinnerte die Eintracht am Wochenende mit einer Revue, die ungewöhnlich schwungvoll, schmissig und spaßig geriet. „Mit Musik geht alles besser“, hatte zuvor der Männerchor versprochen. Unter Leitung von Wolfgang Hänle stimmte er das Publikum mit einer eher selten gehörten Bearbeitung altbekannter Volksweisen ein, die noch vor wenigen Jahrzehnten feste Elemente des schulischen Musikunterrichts waren.
Dazu gehörte „Lass doch der Jugend ihren Lauf“, jener Appell also, der damals beim Sandlandfest gar zu gerne befolgt wurde und letztlich zu dessen Ende führte. Den erwartungsfrohen Fans, Stammgästen wie Neulingen, garantierte der Vorsitzende Günther Frank „einen schönen Abend, an den sie noch lange denken werden“. Dafür hatte sich sein Team, allesamt Amateure, intensiv vorbereitet und auf freizeitliche Lustbarkeiten verzichtet. Rasch kam echte Bierzeltatmosphäre auf, der Gerstensaft wurde ohnedies stilgetreu in Steinkrügen ausgeschenkt. Um dem Original ganz nahezukommen, durfte der Kaisersbacher Bürgermeister Bodo Kern am Samstag ein Fass anzapfen. Für diese spritzige Tätigkeit war bei der Wiederholung am Sonntag seine Gschwender Kollegin Rosalinde Kottmann eingeplant.
Der Schunkelfaktor stieg mit jedem Lied. Die Akteure infizierten mit ihrer Lust am Vergnügen ihre faszinierten Zuhörer, als hätten sich diese einen der Titel als aktuelles Lebensmotto ausgesucht: „Mach ein Fest aus deinem Leben.“ Immer wieder überraschten lustige Einlagen auch abseits der Bühne.
Zum Liebling des Abends wurde ein Doppelgänger – oder besser Doppelsänger – von Andreas Gabalier. Wie der kurzbehoste Steirer eroberte die Sandlandkopie Günter Wahl die Herzen der begeisterten Frauen, sein Hüftschwung brachte ihm reichlich Blumen und Bärchen ein. „I sing a Liad für di“ hätte das Original aus Graz kaum besser hinschmalzen können.
Der Erfolg der Jahresfeier dürfte kaum eine Auferstehung des legendären Sandlandfestes bewirken. Dafür fehlen dem seit 1899 bestehenden Liederkranz schlicht die Kräfte. Aber immerhin gab es ja in Kaisersbach die Mini-​Version, zwei Stände mit Magenbrot und Mandeln inklusive.

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