Direkt zum Inhalt springen

Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Guntram Leibinger — der Volksbank-​Sanierer

Die Wachstumzahlen, die beide Vorstände der Gmünder Volksbank, Udo Effenberger und Robert Knoll, in den vergangenen Jahren präsentierten, waren beeindruckend. Zu beeindruckend, wie sich jetzt herausgestellt hat. Beide verloren ihren Job, die Bank hat dringenden Sanierungsbedarf.

Donnerstag, 26. April 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 31 Sekunden Lesedauer

Von Manfred Laduch
SCHWÄBISCH GMÜND. Der Bank ist ihr starkes Wachstum in den vergangenen Jahren zum Verhängnis geworden, erklärte gestern der seit zwei Jahren amtierende Aufsichtsratsvorsitzende Robert Mürdter. So sei das Geschäftsvolumen in den letzten fünf Jahren um 65 Prozent auf 709 Mio. Euro, das Kundenkreditgeschäft um 56,5 Prozent auf zuletzt 485 Mio. Euro gewachsen. Im Durchschnitt der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Baden-​Württemberg waren es lediglich 20 bzw. 12 Prozent.
Bereits im Jahr 2009 überdurchschnittliche Abschreibungen
Dabei seien Kredite vergeben worden, die nicht zur Größe der Bank gepasst hätten und somit die gesunde Mischung aus großen und kleinen Firmenkrediten aus dem Lot brachten. Bereits 2009 mussten überdurchschnittliche Abschreibungen auf Kundenkredite vorgenommen werden. 2010 überstiegen die Kreditrisiken den Ertrag aus dem normalen Bankgeschäft, sodass Vorsorgereserven aufgelöst werden mussten.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2011 sind die Risiken — nicht zuletzt auch begründet durch die Folgen der allgemeinen Finanz– und Wirtschaftskrise bei einigen Kunden — so groß geworden, dass die eigenen Mittel der Bank nicht mehr ausreichen, um die Wertberichtigungen auf Kredite auszugleichen. Dies geschieht durch eine Garantie der Sicherungseinrichtung über 28 Mio. Euro.
In Anbetracht dieser Situation vereinbarten der Aufsichtsrat und die beiden Vorstandsmitglieder eine Vertragsauflösung zum 30. April. In Absprache mit dem Verband wurde in einer Sondersitzung des Aufsichtsrats am Dienstagabend der 49-​jährige Guntram Leibinger zum neuen Vorstand berufen.
Leibinger war nach einer Berufsakademie-​Ausbildung bei der Volksbank Tuttlingen bei der Dresdner und der Deutschen Bank tätig. 2000 kam er zur inzwischen fusionierten Volksbank Tuttlingen-​Schwenningen zurück. Diese befand sich in einer ähnlichen Situation, wie jetzt die Gmünder Volksbank. Leibinger war für die Sanierung zuständig.
Diese Aufgabe fällt dem Vater zweier Kinder und Hobbyfußballer auch jetzt wieder zu. „Wir müssen alle Strukturen und Prozesse überprüfen und wo nötig verbessern“, betonte Leibinger beim Pressegespräch. Dabei sei er sich mit Robert Mürdter einig, dass nicht etwa zu viele Leute an Bord seien. Die Personalkapazität liege im Verhältnis zur Größe im Durchschnitt. Das teilte Leibinger gestern Nachmittag auch den Beschäftigten bei einer Personalversammlung mit.
Die Kunden haben vom Sanierungsprozess nichts zu befürchten. „Durch die Garantie der Sicherungseinrichtung sind sämtliche Einlagen, wie auch Geschäftsguthaben, Inhaberschuldverschreibungen oder nachrangige Darlehen unserer Kunden und Mitglieder und die Volksbank Schwäbisch Gmünd eG als Institut gesichert“, unterstrich Leibinger. Seit Gründung der Sicherungseinrichtung der genossenschaftlichen Finanzgruppe im Jahr 1934 hätten Kunden von Genossenschaftsbanken kein Geld verloren.
Das ist den Gmündern durchaus bewusst, waren die Bank doch vor einem Dutzend Jahren schon einmal in der gleichen Situation. Damals waren es Effenberger und Knoll, die eine erfolgreiche Sanierung einleiteten und auch die dringend nötige Sanierung und Erweiterung des Hauptquartiers der Volksbank an der Ledergasse in die Wege leiteten.
Eine ganze Reihe von Firmen-​Insolvenzen wurden der Bank zum Verhängnis
Zum Verhängnis geworden seien der Bank Engagements bei Firmen, die in die Insolvenz gerieten. Gesprochen wird zum Beispiel von Hettich und Kohnle in Straßdorf oder SAS in Brainkofen. Wobei Robert Mürdter betont, dass es ja durchaus eine Aufgabe der Bank sei, Kunden in Krisen nicht sofort über Bord zu werfen.
Das lobenswerte Engagement der Volksbank für einheimische Organisationen aus dem Sozialbereich, dem Sport oder der Kultur werde sicher nicht eingestellt, betont Guntram Leibinger auf Anfrage. Natürlich werde er überprüfen, ob alles im richtigen Verhältnis stehe.
Der demnächst anstehenden Vertreterversammlung wollen Aufsichtsrat und neuer Vorstand vorschlagen, dass sich die Mitglieder an der Sanierung beteiligen sollen: Statt fünf soll es nur 2,5 Prozent Dividende geben.
Der zweite Vorstandsposten soll so schnell wie möglich besetzt werden. Findungsgespräche mit dem Verband laufen bereits.

14 Tage kostenlos und unverbindlich testen?
Das RZ-Probeabo - digital oder klassisch mit Trägerzustellung

8008 Aufrufe
606 Wörter
4353 Tage 14 Stunden Online

Beitrag teilen

Hinweis: Dieser Artikel wurde vor 4353 Tagen veröffentlicht.


QR-Code
remszeitung.de/2012/4/26/guntram-leibinger---der-volksbank-sanierer/