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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Am spätmittelalterlichen Mauereck auf der Landesgartenschaubaustelle gibt es erneut hochinteressante Entdeckungen

Neue Grabungsschnitte der Archäologen auf der Landesgartenschau-​Baustelle brachten in den vergangenen Tagen weitere hochinteressante Funde und Erkenntnisse zum Vorschein.

Mittwoch, 23. Mai 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Jetzt im Jahr des Stadtjubiläums wirkt die archäologische Grabungsfläche wie eine willkommene Fundgrube. Man kann dort Einblick nehmen in das Spätmittelalter, als sich im Bereich der Ledergasse innerhalb des Stadtmauerrings eine offenbar sehr geschäftige und kreative Gewerbe-​Vorstadt mit zahlreichen Handwerkerbetrieben ansiedelte. Wie bereits berichtet, waren die Archäologen bei ihren ersten Untersuchungen nahe des östlichen Gamundia-​Kreisverkehrs auf dem Abbruchgelände des projektierten Forums Gold und Silber zunächst auf Reste der äußeren Mauerrings gestoßen. Es handelte sich an dieser Stelle um eine Zwingeranlage. Bekannt ist, dass sich in diesem Bereich im Spätmittelalter auch ein Stadttor und eine Kapelle befand. Bei der weiteren Begutachtung machte sich bei den Forschern Begeisterung breit. Denn entdeckt wurde eine historische Müllhalde, wo die Handwerker innerhalb des Zwingerbereichs in großen Mengen in Abfälle ablagerten. Eine erstaunlich dicke Schicht aus Schlachtabfällen (Hörner, Knochen, Geweihe usw.) wurde sichtbar, die Rückschlüsse auf hohe Produktionszahlen im dort ansässigen Gerberhandwerk zuließen. Es gab offenbar auch eine rege Produktion von Trinkhörnern. Noch interessanter anzusehen sind die Überbleibsel der Perlenproduktion aus Knochen– und Geweihteilen, insbesondere für die Herstellung von Rosenkränzen im frommen Gmünd. Die Beindreher im Gmünd des 15. und 16. Jahrhunderts gelten als Kunsthandwerker-​Urahnen der Gold– und Silberschmiede. In jenen Jahrhunderten war neben Sensen und Waffen (aus den Schmiedgassen) besonders der Sakralschmuck aus Gmünd begehrt und bekannt.
In den vergangenen Tagen wurden weitere archäologische Grabungsschnitte durch das Stadtmauereck gezogen. Und erneut freuten sich die Archäologen über weitere Funde und Erkenntnisse. Viel Keramik wurde gesichert, zu datieren vom 15. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert hinein. Vor allem aber: Eine hochinteressante Pflasterfläche wurde nun sichtbar. Sie erinnert zunächst an eine Straße. Doch handelt es sich eher um eine sauber und hochwertig angelegte Bodenstruktur, die vielleicht zu einer Hoffläche oder zu einem Keller gehörte. Auch können weitere Stadt– und Zwingermauerteile erfasst werden. Eck– und Kantenstrukturen an der Mauer deuten auch auf Reste von Gebäuden oder Bastionen. Von den ausstehenden Untersuchungsberichten ist abhängig, inwieweit diese archäologische Stätte weiter untersucht und gesichert werden soll. Die Landesgartenschau GmbH hat bereits angekündigt, dass die historischen Mauern gewiss in die Gestaltung des zukünftigen Remsparks einfließen werden.

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