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Heubacher Gymnasiasten reisten nach Wien, Budapest, Belgrad, Zagreb und Ljubljana

Nach den mehrjährigen Projektpartnerschaften des Rosenstein-​Gymnasiums mit Gymnasien im tschechischen Brünn, im slowenischen Ptuj und im türkischen Edirne kommen Schüler und Lehrer mit neuen interessanten Erfahrungen aus Novi Sad in Serbien zurück.

Freitag, 15. Juni 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

HEUBACH (rogy). Wie bei den vorangegangenen Projektpartnerschaften gehören der gegenseitige Schüleraustausch in Familien, Recherchearbeit zu gesellschaftlichen, geografischen, politischen, kulturellen und naturwissenschaftlichen Themen sowie die journalistische Umsetzung in Themenseiten für lokale und überregionale Zeitungen und eigene Projektzeitungen zum erfolgreichen Konzept derartiger Austausch-​Aktivitäten.
Unter dem Motto „Die Donau verbindet“ haben das Innenministerium und das Kultusministerium Baden-​Württemberg im laufenden Schuljahr einen grenzüberschreitenden Schülerwettbewerb ausgeschrieben. Über das „Haus der Heimat“ wurden Schüler Baden-​Württembergs aufgefordert, sich mit der Region Vojvodina in Serbien zu beschäftigen, in der viele sogenannte Donauschwaben seit mehr als zwei Jahrhunderten ansässig waren. Schüler der Jahrgangsstufe 9 sollten dabei eine Klassenreise in die Fruka Gora oder ein Jugendaustauschprojekt zwischen beiden Regionen konzipieren.
Einige Schüler des Rosenstein-​Gymnasiums haben interessante, in der Zwischenzeit preisgekrönte Arbeiten eingereicht, was die Schulleitung dazu bewogen hat den Gedanken einer Schulpartnerschaft aufzugreifen. Über das „Haus der Heimat“ und mit Hilfe der Ortskenntnis von Oberstudienrat Rudi Schmidt hat das Heubacher Gymnasium Kontakt zu dem Elite-​Gymnasium Jovan Jovanovic Zmaj in Novi Sad aufgenommen.
Novi Sad, die Hauptstadt der Autonomen Region Vojvodina, ist mit 350 000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Serbiens und liegt an der Donau im Pannonischen Tiefland, rund hundert Kilometer südlich von Ungarn. Der Schulleiter des serbischen achtzügigen Gymnasiums, darunter zwei Hochbegabten-​Züge und vier naturwissenschaftliche Züge, zeigte großes Interesse an der Zusammenarbeit mit dem Heubacher Gymnasium. Eine Delegation des Rosenstein-​Gymnasiums hat sich deshalb in den Faschingsferien mit ihm getroffen und war von der Partnerschule mit ihren bilingualen naturwissenschaftlichen Klassen — alle Schüler haben entweder Deutsch als erste oder zweite Fremdsprache — angetan.
Vor den Pfingstferien haben nun knapp 40 Schüler des Heubacher Gymnasiums die Möglichkeit erhalten an dem zweiwöchigen Schüleraustausch mit Schülern aus der Hauptstadt der Vojvodina teilzunehmen. Zunächst verbrachte die Heubacher Gruppe aus ausgewählten Schülern der Klassenstufen 9 bis 13 eine Woche in Mittel-​Südosteuropa, bevor direkt im Anschluss daran ihre Austauschpartner zum Gegenbesuch anreisten.
Unter der Reiseleitung von Dr. Helmut Rössler wurden die Schüler auf der Hinfahrt in Geschichte und Geographie des Donauraumes eingeführt. Nach Zwischenhalt in Wien besichtigte die Gruppe einen ganzen Tag Budapest, bevor die Schüler in der prunkvollen, geschichtsträchtigen Aula des im Herzen von Novi Sad gelegenen Gymnasiums Jovan Jovanovic Zmaj von ihren gleichaltrigen Gastgebern empfangen wurden.
In den nächsten Tagen erfuhren sie durch Stadtbegehungen in Novi Sad und Rundfahrten durch das Mittelgebirge der Fruka Gora und einen Tagesausflug in die Hauptstadt Serbiens, nach Belgrad, viel über Land und Leute.
Bereits bei der Anfahrt hatten sich die Schüler im Bus durch die Lektüre des Sammelbandes „Minenfeld Balkan“ auf die aktuelle politisch heikle Situation nach dem Zerfall Jugoslawiens vorbereitet. Der Besuch in den feudalen Räumen der Matica Srpska, der ältesten Kulturvereinigung Serbiens, die sich seit zweihundert Jahren um die Schaffung einer serbischen Identität in diesem Grenzraum zwischen Donaumonarchie und Osmanischem Reich bemüht, eröffnete die Stadtführung durch Novi Sad.
Diese zeigte an vielen Monumenten die wechselvolle Geschichte in der Vojvodina, in der neben den Serben Donauschwaben, Ungarn, Slowaken und Rumänen jahrhundertelang ansässig waren und sind. Die Bedeutung der serbisch-​orthodoxen Kirche wurde einem durch die Besuche vieler Kirchen und Klöster bewusst, wobei die Klosteranlagen von Kruedol und Novo Hopovo und die Kirche in Srpski Karlovci besonders beeindruckten.
Die römische Geschichte — immerhin stammten sieben römische Imperatoren aus der Region — wurde mit den Ausgrabungen in Sremska Mitrovica, dem römischen Sirmium, erfahrbar. Aber beeindruckender waren doch die überdimensionierten Burganlagen von Petrovaradin am gegenüberliegenden Donauufer von Novi Sad und des Kalemegdan in Belgrad am Zusammenfluss der Save und der Donau, beides steinerne Zeugen des wechselvollen, jahrhundertelangen Kampfes zwischen den Osmanen und den Habsburgern. Jedem Teilnehmer ist seitdem „Prinz Eugen, der edle Ritter“ ebenso ein Begriff wie die Schlacht auf dem Amselfeld 1389 (Kosovo Polje) und die Entstehung des Mythos vom Opfergang der Serben, die sich im Kampf gegen die vordrängenden Türken von der übrigen Christenheit alleingelassen fühlten. Der riesige Kirchenneubau, teilweise noch im Rohbauzustand, zu Ehren des Nationalheiligen Sava in Belgrad, zeugt von der erneuten identitätsstiftenden Kraft der serbisch-​orthodoxen Kirche.
In bester Lage im Belgrader Stadtzentrum gelegen, erinnerte die im Krieg um das Kosovo 1999 von Nato-​Bombern zerstörte, kolossale Ruine des Generalstabsgebäudes der jugoslawischen Armee die deutschen Schüler an die jüngste Geschichte. Sie wunderten sich danach kaum noch, dass die serbischen Schüler buhten, als der Stadtführer auf das Gebäude der amerikanischen Botschaft hinwies.
In der Projektzeitung, die derzeit entsteht, werden alle Schüler arbeitsteilig und unterstützt von den Lehrern Bernd Wieder und Bernhard Degen ihre Erfahrungen zu Papier bringen. Auch die Highlights der Rückfahrt, die mit einer Wanderung um die Plitwitzer Seen und der Übernachtung und Stadtführung in Kroatiens Hauptstadt Zagreb sowie der Stippvisite ins Zentrum von Ljublijana weitere Sehenswürdigkeiten bereithielt, werden darin einen gebührenden Platz finden.
Nach dem Gegenbesuch, den die serbischen Partnerschüler und Partnerlehrer auch zum Besuch von Schwäbisch Gmünd, Heidelberg und Stuttgart nutzten, war man sich einig, dass das Konzept, das man in Novi Sad auch unter Beteiligung des dortigen Schulleiters Stojkovic und des Heubacher Schulleiters Johannes Josef Miller und des Abteilungsleiters für Naturwissenschaften am Rosenstein-​Gymnasium Thomas Becker erarbeitete, sich als erfolgreich und nachhaltig erweisen könnte.

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