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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Exquisite und schön in die Tiefe gehende Ausstellung in der Ott-​Pauserschen Fabrik über den Lorcher „Irenenring

In nicht wenigen Familien gibt es jemand, der diesen Ring besitzt und auch trägt. Die Geschichte des sogenannten Irenenrings stellt erstmals eine Ausstellung in der Ott-​Pauserschen dar. Entstanden ist auf diese Weise ein feiner kulturgeschichtlicher Ausschnitt des Gmünder Raums.

Donnerstag, 21. Juni 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 1 Sekunden Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND (rw/​sv). Die Ausstellung „Der Irenenring — eine Ringlegende“ befasst sich vom 22. Juni bis 28. Oktober mit dem von Legenden und Mythen umrankten Kleinod. Es handelt es sich um ein Schmuckstück, das seit über 100 Jahren im Raum Schwäbisch Gmünd und Lorch beliebt ist und gefertigt wird.
Die heutigen „Irenenringe“ sind Kopien eines 1836 im Kloster Lorch gefundenen Ringes. Dieser Grabring gelangte 1837 in den Besitz König Wilhelms I. von Württemberg und ging vermutlich nach dem Ersten Weltkrieg verloren. Als Trägerin des Ringes vermutete man seinerzeit die 1208 in der Klosterkirche Lorch beigesetzte Stauferkönigin Irene.
Was aber, wie man weiß, eine Legende ist: es handelt sich um einen Ring, der stilistisch ins späte Mittelalter gehört. Die Darstellung und Verehrung der Leidenswerkzeuge Christi setzt erst in dieser Zeit ein. Vermutlich stammt der Ring aus der Grablege einer höher gestellten Person, die im 16. Jahrhundert beigesetzt wurde.
Kuratiert wurde die Ausstellung von Ursula Röhrs, die bereits die umfangreiche Ringsammlung des Gmünder Museums wissenschaftlich bearbeitet und in dem 2011 erschienenen Bestandskatalog „Der Ring. 500 Jahre Schmuck, Magie, Handwerk und Design“ publiziert hat.
Die Legendenbildung und Mythen, die den Irenenring umgeben, machen die Ausstellung zu einer spannenden Erzählung. Beleuchtet werden nicht nur die Umstände der Auffindung und der mysteriöse Verbleib des Grabringes. Auch über das Leben von dessen „Namensgeberin“, der oströmischen Kaisertochter Irene von Byzanz, Herzogin von Schwaben und späteren deutschen Königin wird berichtet. Sie wurde als Letzte aus dem Staufergeschlecht in Lorch begraben, der Überlieferung zufolge in einer Seitenkapelle der Klosterkirche. Ihr Grab hat sich nicht erhalten. Ihre sterblichen Überreste ruhen vermutlich mit denen der anderen in Lorch begrabenen Staufer in der nach dem Brand von 1474 errichteten Tumba inmitten des Langschiffes der Klosterkirche. Ausführlich behandelt die Ausstellung auch die Bedeutung und Verehrungsgeschichte der Passionswerkzeuge Christi, die den Ring schmücken.
Nicht zuletzt erinnert die Ausstellung an den Lorcher Goldschmied und Graveur Friedrich Weitmann (1859 – 1947). Denn Weitmann ist es zu verdanken, dass der inzwischen verschollene Fundring in Kopien der Nachwelt erhalten blieb. Er durfte gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine Zeichnung sowie eine Abdruck anfertigen – und gleich auch ein paar Kopien. 1904 erhielt er vom württembergischen Hof die Genehmigung, den Ring herzustellen und zu vertreiben.
Zu sehen sind unter anderem der von Weitmann gefertigte Abdruck des Originalrings, Zeichnung und das Gesenk, aber auch bisher unveröffentlichte Schriftstücke, Fotos und Skizzen aus dem Familienbesitz Weitmann. Kopien stellt heute noch Hede Folter her, eine Enkelin von Friedrich Weitmann. Zeitweilig wurden sie von Diakonissen getragen, auch als Konfirmationsgeschenk war der mit farbigen Emaileinlagen versehene Ring recht beliebt.

„Der Irenenring — eine Ringlegende“, vom 22. Juni bis 28. Oktober, Silberwarenmuseum Ott-​Pausersche Fabrik. Öffnungszeiten: Di/​Mi/​Fr 14 – 17, Do 14 – 19, Sa/​So, Feiertage 11 – 17 Uhr. Mo geschlossen.

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