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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Carlo Pedersoli, der als Bud Spencer Filmgeschichte geschrieben hat, als Medienmagnet

Carlo Pedersoli und Bud Spencer verbindet nicht sehr viel. Der gemeinsame Körper halt. In einem Pressegespräch am Dienstag in Gmünd verwahrte sich der 83-​jährige Pedersoli energisch gegen jeden Versuch, ihn auf den Hollywood-​Haudrauf zu reduzieren, den er „ein Produkt des Publikums“ nennt.

Mittwoch, 04. Juli 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 49 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Dass Carlo Pedersoli überall, wo er auftaucht, von Fans jeden Alters überrannt wird, verdankt er nicht seinen Erfolgen bei olympischen Spielen oder seinem Schwimmweltrekord, sondern seinem alter ego, seinem anderen Ich – einer Filmgestalt, deren Name auf den von ihm geschätzten Schauspieler Spencer Tracy und ein während der Suche nach Inspiration getrunkenes Bier zurückgeht. Wie das Leben eben spielt. Nichtsdestotrotz plaudert Pedersoli vorzugsweise über sein Leben, seine Anliegen, seine Philosophie, vor allem über das Glück, von dem er sich begünstigt fühle, seit er denken könne. Die Jugend zum Sport führen will er, zu einem „von Show und Inszenierung befreiten“ Sport, der das Gewinnen ebenso lehre wie das Verlieren: „Sport bildet und erzieht“; das dürfe nicht in Vergessenheit geraten. Was ihn zu seinem „wichtigsten Wort“ bringt, zum Wort, das sein Lebensmotto geworden sei, das er jedem Satz, jeder Handlung voranstelle: „Anstand“.
Von der Bedeutung einer „liebevollen Beziehung, die in Mann und Frau wächst“, spricht er bei diesem Gespräch mit zahlreichen Medienvertretern im Hotel Fortuna; nichts helfe besser, etwa die Finger von Drogen zu lassen, als eine Frau wie die, mit der er seit über 50 Jahren glücklich verheiratet sei. Auch von seiner Gewissheit, dass er nie aufhören werde zu lernen, ist zu hören, oder von seinem Traum, in den Vereinigten Staaten von Europa leben zu dürfen. Die deutsche Sprache, sei für ihn, der ja fünf Sprachen spricht, immer etwas Besonderes gewesen – in diesem Zusammenhang erinnert er sich an sein deutsches Kindermädchen, dem er seine ersten Worte verdankt und den Umstand, dass er als deutsch brabbelndes Kleinstkind seine Eltern nicht verstehen konnte und diese ihn nicht.
„Sehr gern“ kommt er auch auf seine Verbundenheit zu Gmünd zu sprechen: Fast zu groß sei die Ehre gewesen, ein Freibad nach ihm zu benennen – eine zudem, wie zwischen den Zeilen zu lesen ist, die er umso mehr schätzt, als sie nicht jenem anderen zu verdanken war, Bud Spencer, sondern ihm, Carlo Pedersoli, einst auch in Gmünd gefeierter Schwimmer, der sich seinen Erfolg „hart erkämpft und selbst verdient“ habe. Nette, kuriose Begebenheiten im Leben eines nunmehr 83-​Jährigen werden erzählt, der erklärt, fast alles getan und erlebt zu haben: „Nur Jockey und Balletttänzer war ich nicht.“ Wie er als Lackverkäufer scheiterte, ist eine solche Anekdote, oder dass sich einst festlich gewandetes Publikum ins römische Schwimmbecken warf, um ihm zu einem seiner größten Erfolge zu gratulieren.
All diese Erinnerungen an Abenteuer, Experimente, Reisen, Begegnungen packt er in Bücher, die von einem sehr geschäftstüchtigen Verlag vertrieben werden. Die jetzige Deutschlandreise führt ihn in erster Linie nach Hamburg, wo er in Markus Lanz’ TV-​Show Werbung machen soll; Gmünd ist auf dieser zweitägigen Parforce-​Tour einfach eine Wohlfühl-​Station, die ihn auch mal entspannt witzeln lässt, etwa wenn er Descartes weiterführt – „ich esse, also bin ich“. Als ihm Oberbürgermeister Richard Arnold einige Exemplare des Freibadbuchs überreicht, gibt sich Pedersoli gerührt: Dass das Ganze auch auf italienisch gedruckt ist, sei eine „Geste, die zu Herzen geht“. Überhaupt möge er Schwäbisch Gmünd; die Stadt und ihre Straßen seien ihm nun vertraut. Hierher zu kommen bedeute viel mehr, als ein Versprechen einzulösen.
Aber natürlich ist auch der andere gefragt, Bud Spencer eben, der Mann, der „als Cowboy im 19. Jahrhundert mit 25 Wörtern auskommt“, dessen Pferd sich lieber zu Boden warf, als den damals 150 Kilo schweren Koloss zu tragen und von dem Carlo Pedersoli sagt, er habe schlicht in einer humorvollen, später oft kopierten Manier getan, wovon jeder Mann und jede Frau überall auf der Welt träume: „Jemandem die Faust auf den Kopf hauen zu dürfen.“ Bud Spender, der erklären muss, warum er mit Filmpartner Terence Hill nie gestritten hat, wie er zum Monumentalfilm Cleopatra beitragen und zur Filmlegende werden konnte. Bud Spencer, der Gmünd beinah eine Tunnelkrise und daraus resultierend den Freibad-​Namen beschert hat. Der eine ist ohne den anderen eben doch nicht denkbar.

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