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Finanzkrise und billiges Geld: Zwei Autoren rechnen ab

Bei der Buchvorstellung „Der größte Raubzug der Geschichte“ in der Buchhandlung Herwig flogen den interessierten Besuchern die Milliarden und Billionen der heutigen Finanzjongleure geradeso um die Ohren.

Donnerstag, 27. September 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 47 Sekunden Lesedauer

AUTOREN (brd). Die Autoren Marc Friedrich, der an der FH Aalen studierte, und Matthias Weik sparten nicht an Horrorszenarien. In ihrer Abrechnung mit unserem kapitalistischen System ließen sie an den Banken und auch den Politikern kein gutes Haar. Schuldenfrei etwa im Jahre 4024? Und wer sind bis dahin die Profiteure?
Ihr fast 400-​Seiten-​Werk ist das Ergebnis dreijährigen Sammelns und Recherchierens und findet sich im Politik-​Regal zwischen Thilo Sarrazins „Europa braucht den Euro nicht“ und Gertrud Höhlers „Die Patin“. Abrechnung scheint Konjunktur zu haben.
Mit einer Power-​Point-​Präsentation stellte vorwiegend der sprachgewandte Marc Friedrich die Ergebnisse der Untersuchungen dar. Er begann mit dem Papiergeld, das seit 1971 nicht mehr an hinterlegte Werte wie Gold oder Produktion gebunden sei, also „ungedeckt“ und damit zum Scheitern verurteilt sei. „Geld entsteht heute dadurch, dass Banken es verleihen“. In einem lockeren Frage-​Antwortspiel über die Krisen des letzten Jahrzehnts entwickelte er die grundlegende These, dass niedrige Zinsen und billiges Geld immer die Auslöser gewesen seien und dass es sinnlos sei, die Probleme nun mit denselben Mitteln zu bekämpfen. Und er räumte auch ganz schnell mit der romantischen Vorstellung auf, dass das Geld auf der Bank dem Kunden gehöre. „Bankgeld ist nur eine Forderung an die Bank“, mehr nicht! Es gebe keine gesetzliche Verankerung eines Rechts auf Spareinlagen, auch wenn das noch so oft betont werde.
Volksvertreter als Volksverräter, Banken mit der Lizenz zum legalen Betrug, hilflose Lügen der Politiker „die Renten sind sicher“ – das alles eignet sich nicht als Gute-​Nacht-​Lektüre. Auch die Hinweise auf Griechenland, Spanien, Portugal, Irland, Slowenien und auch Großbritannien als künftige Bankrottkandidaten, belegt durch Zahlen und Tabellen, waren alles andere als beruhigend.
Fazit der Finanzstrategie-​Autoren, die zusammen die „Friedrich & Weik Vermögenssicherung“ gründeten: Wir hätten mit der Flutung des Geldmarkts wieder Zustände wie in der Weimarer Republik, wir hätten die Inflation, wir lernten nichts aus der Vergangenheit, die Halbwertszeit der Rettungspakete werde immer kürzer.
In der anschließenden Diskussion ging es verständlicherweise vor allem darum, wie man sich angesichts dieses Katastrophenszenarios verhalten solle. „Rein in die Sachwerte“, lässt sich die klare Antwort zusammen fassen: Gold, Silber, selbst genutzte Immobilien, Wald, Kunst, Whisky waren einige der Vorschläge, um damit rechtzeitig sein Vermögen in Sicherheit bringen. „Woiß des älles dr Herr Schäuble?“, so die Frage eines ziemlich geplätteten Zuhörers. Dass dem so sei, waren sich die Autoren nicht so sicher. „Die Politiker sind im Schwitzkasten der Finanzindustrie.“ Und: „Wir sind nicht Schwarzmaler, das sind alles Fakten“.

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