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Männermangel in Schulen wird Thema: Frauenanteil an Lehrkräften liegt bei über 90 Prozent

Die VBE macht den Männermangel in den Schulen zum Thema und bemängelt, Jungen würden aufgrund ihres Geschlechts vom weiblichen Fachpersonal offen abgelehnt

Donnerstag, 27. September 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
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OSTALBKREIS (pm). Die Frauenquote in Aufsichtsräten sei jetzt Thema im Bundesrat, schreibt der Regionalverband Bildung und Erziehung (VBE) Ostwürttemberg in einer Mitteilung. Mehr Männer wünsche man sich dagegen in die Kindertagesstätten und Schulen – und bekomme sie nicht. Selbst eine Männerquote würde den Schulen nicht mehr männliche Lehrkräfte bescheren, denn es studierten schlichtweg zu wenig Männer aufs Lehramt, vor allem spürbar im Grundschulbereich, wo es einen Frauenanteil von über 90 Prozent gebe. Mittlerweile würden Jungs als die neuen Verlierer im Schulwesen gelten. Sie seien überrepräsentiert bei den Sitzenbleibern und Schulabbrechern, bei den Sonderschülern und Schulschwänzern. Jungen würden nicht nur schlechter als Mädchen lesen, sondern auch mit deutlich weniger Begeisterung. Selbst beim Abitur blieben die Jungen zahlenmäßig hinter den Mädchen zurück. Mütter von Jungen hätten bisweilen den Eindruck, dass ihre Söhne oft allein aufgrund des Geschlechts vom weiblichen Fachpersonal unterschwellig, zuweilen auch offen abgelehnt würden, so der VBE. „Zu laut, zu wild, zu störend – wird vorschnell über alle Jungs der Stab gebrochen“, klagten diese Mütter. Männlichen Schülern werde gerne vorgeworfen, dass sie gewünschte Eigenschaften wie Sauberkeit, Ordnungssinn, Angepasstheit, Fleiß und emotionale Intelligenz vermissen lassen, womit Mädchen insbesondere bei Grundschulpädagogin – nen punkten. Die Arbeit der Pädagoginnen nicht abwerten Der VBE möchte nicht die qualifizierte Arbeit engagierter Lehrerinnen und Erzieherinnen abwerten. Für eine stabile, emotionale Entwicklung der Kinder sei es jedoch kein Vorteil, wenn diese vom Kindergarten an beinahe ausschließlich weibliche Bezugspersonen um sich hätten und das männliche Element „als Gegenpart“ kaum vorhanden sei. Kinder und Jugendliche benötigten dieses aber. Patriarchalisch orientierte Kulturkreisen hätten oft Probleme, eine Erzieherin oder Lehrerin als „Respektsperson“ anzuerkennen, und rebellierten entsprechend. Schon Kindergartenkinder machten den Frauen massiv Schwierigkeiten und führten sich in der Gruppe zuweilen wie kleine „Paschas“ auf, die Hof hielten. Der vergleichsweise geringe Verdienst und kaum vorhandene Aufstiegsmöglichkeiten sind nach Ansicht des VBE mit ein Grund dafür, dass Erzieher(in) ein klassischer Frauenberuf geblieben ist. „Als alleiniger Verdiener vom schmalen Erziehergehalt eine mehrköpfige Familie ernähren zu wollen, ist schon eine echte Herausforderung“, betont VBE-​Landeschef Gerhard Brand. Männer seien deshalb in Kindertagesstätten Exoten, hätten in Grundschulen Seltenheitswert. Abschreckend wirke, dass die Arbeit mit Kindern gesellschaftlich kaum Ansehen genieße. „Wer mehr Männer als ‘Kindergärtner´ oder Grundschullehrer gewinnen will, muss für ein anderes Image des Berufsbildes und für bessere Arbeitsbedingungen sorgen“, sagt Brand.

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