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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Der Anwaltsverein Schwäbisch Gmünd feierte am Dienstag im Prediger Geburtstag /​Ehrung für Berndt Dodt

Die großen Umbrüche dieser Zeit machen vor dem Anwaltsberuf nicht halt – ganz im Gegenteil. Der Jubiläumsfestakt im Prediger war deshalb am Dienstag Abend weniger dem Rückblick gewidmet als den sich abzeichnenden Herausforderungen. Im Mittelpunkt stand die Ehrung für Berndt Dodt.

Dienstag, 12. November 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 38 Sekunden Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND (bt). 30 Jahre Antwaltsverein Schwäbisch Gmünd wurden im Predigerrefektorium gefeiert. Die Vorsitzende Irene Meixner begrüßte Ehrengäste aus zahlreichen Institutionen – Amtsgerichte waren vertreten, die JVA, Finanzamt, Polizei. Sie gab einen kurzen Überblick über die Geschichte des Anwaltsberufs und dann des Anwaltsvereins in Gmünd, wie ihn auch die RZ in ihrer gestrigen Ausgabe veröffentlicht hat.
Der erste Vorstand setzte sich aus Norbert Laurens, Jörg Schmidt und Berndt Dodt zusammen. 1992 übernahm Rainer Oeckinghaus den Vorsitz, dessen früher Tod noch immer betrauert wird und dessen Nachfolge Irene Meixner antrat. Waren es 1983 insgesamt 46 zugelassene Anwälte in Gmünd, sind es heute 88. Die steigenden Zulassungen führten, so Meixner, zu erhöhter Konkurrenz, und es sei wichtig, dass es dennoch – „oder gerade deshalb“ – bei einem Zusammenhalt zwischen Anwälten bleibe. Der Anteil von Frauen in der Anwaltschaft werde sich signifikant erhöhen; entsprechend gebe es Veränderungen. Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie das Thema familienfreundlicherer Arbeitsbedingungen erhielten in Zukunft einen deutlich höheren Stellenwert, zumal sich auch das Selbstverständnis von Vätern wandle.
Meixner ging auf einige Veränderungen der vergangenen Jahre und Jahrzehnte ein; so bestehe die Verpflichtung, die Anwaltstracht in gerichtlichen Verfahren zu tragen, nur noch in Ausnahmefällen. Wie später Ehrengast Prof. Dr. Wolfgang Ewer, Präsident des Deutschen Anwaltsvereins (DAV), ging sie auf anstehende Herausforderungen ein – die Internationalisierung des Rechts etwa, also Europäisierung ebenso wie Globalisierung. Der elektronische Rechtsverkehr halte Einzug in die Kanzleien; ab 2022 werde es nur noch die elektronische Akte geben. Bei allem Umdenken und Umlernen dürfe aber nie die wesentliche Aufgabe – qualifizierte Beratung und ordentliches Arbeiten – außer Acht gelassen werden. Daneben stehe die Spezialisierung: „Die Zukunft heißt Profilierung der Kanzleien.“
In einem Grußwort hatte Ulrike Paul, Präsidentin der Rechtanwaltskammer Stuttgart, vor allem ein Anliegen, ein „klares Bekenntnis“: Die großen Institutionen müssten „zusammen für die Kolleginnen und Kollegen tätig werden“. Bürgermeister Dr. Joachim Bläse, selbst Jurist, sprach sehr unterhaltsam über eigene Erfahrungen und Lektionen („wenn möglich einen Vergleich aushandeln, dann musst du kein Urteil schreiben“) und zog Parallelen zum Bürgermeisteramt – wie wichtig es sei, sich qualifiziert für jemanden einzusetzen, dabei aber die notwendige Distanz zu wahren. Sein derzeit engagiert geführter Kampf gegen lähmende, um sich greifende „Haftpflichtmentalität“ hatte bei diesem Publikum einen besonderen Stellenwert.
Goldene Ehrennadel des
DAV für Berndt Dodt
Walter Lenz, Rechtsanwalt und in Gmünd eine Institution, führte zurück in die Zeit, auch in die frühen Jahre des Vereins und schilderte, wie sich Berndt Dodt ein Vierteljahrhundert „gewissenhaft und mustergültig“ und „mit hohem Engagement“ für die Wahrung und Förderung aller beruflichen und wirtschaftlichen Belange der Rechtsanwälte im Amtsgerichtsbezirk eingesetzt habe. Seine Verdienste als Schatzmeister des Anwaltsvereins und als Vorsitzender der Beschwerdeabteilung sowie im Sozialausschuss und in den Abteilungen Gebührenrecht und Ausbildung der Kammer wurden gewürdigt, sein beruflicher und privater Werdegang beleuchtet – bis hin zum ehrenamtlichen Engagement des Wahl-​Waldstetters im Evangelischen Verein und im Geschichtsverein. Für seine außerordentlichen Verdienste um die Anwaltschaft verlieh der Antwaltsverein Schwäbisch Gmünd Berndt Dodt die Goldene Ehrennadel des Deutschen Anwaltsvereins – die höchste Auszeichnung, die bundesweit verliehen wird.
Prof. Dr. Michael Brenner, Inhaber des Lehrstuhls für Deutsches und Europäisches Verfassungs– und Verwaltungsrechts der Universität Jana mit Wurzeln in Gmünd, hielt den Festvortrag zum Thema „Der Anwalt vor den Herausforderungen des Europa-​Rechts“ – immerhin war der Abend nicht nur dem Rückblick gewidmet, sondern insbesondere dem „Vorausblick“. Unter anderem die europaweite Vollstreckung von Geldbußen und Geldstrafen war Thema, das Verwaltungsprozessrecht – Anwälte ohne hinreichende Kenntnis des Europarechts könnten selbst dann in die Haftungsfalle rutschen, wenn sie sich am Wortlaut des deutschen Gesetzes ausrichteten –, aber auch „prozessuale Gestaltungschancen“ wie das Vorabentscheidungsverfahren.

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