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Symbiose von Beethoven und Thomas Mann am Rosenstein-​Gymnasium

Eine faszinierende Symbiose von Beethoven und Thomas Manns Jahrhundertroman „Doktor Faustus“ gab es in einer SaRose-​Veranstaltung am Rosenstein-​Gymnasium zu erleben.

Donnerstag, 07. Februar 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 55 Sekunden Lesedauer

Von Juliane Aich und Lisa Becke
HEUBACH. Rund 70 Besucher fanden den Weg in die Aula des Rosenstein-​Gymnasiums, um an einer der zahlreichen Veranstaltungen des Schulvereins SaRose teilzuhaben. Diesmal auf dem Programm: Thomas Mann und seine Beschäftigung mit Beethovens letzter Sonate in seinem Roman „Doktor Faustus“.
Die musikalisch-​theatralische Kooperation des Deutschlehrers und Theatermannes Dieter Hahn mit Florian Strasser, dem Musiklehrer und Klaviervirtuosen, brachte eine gelungene Mischung aus Literatur und romantischer Musik: Dieter Hahn gab Einblicke in das Werk „Doktor Faustus“ von Thomas Mann, der sich in diesem 1947 erschienen Werk unter anderem mit der letzten Klaviersonate Beethovens, opus 111, beschäftigt. Thomas Mann setzte der Sonate im „Doktor Faustus“ ein Denkmal, sie erlangte vor allem durch diese genaue Behandlung im Roman große Bekanntheit.
„Der Mann war imstande, eine ganze Stunde der Frage zu widmen, warum Beethoven zu der Klaviersonate opus 111 keinen dritten Satz geschrieben habe — ein besprechenswerter Gegenstand, ohne Zweifel“, charakterisierte Dieter Hahn den Schriftsteller Thomas Mann mit einem Augenzwinkern. In dem Roman besucht der Hauptdarsteller und Komponist Adrian Leverkühn eine Musikvorlesung, in welcher der teils stotternde Professor Beethovens besagte Sonate in c-​moll behandelt.
Der Roman wird als Versuch gesehen, Musik mit Sprache wiederzugeben und genau dies versucht auch der Musikprofessor in seiner Vorlesung. Er beschreibt das Hauptmotiv des zweiten Satzes der Sonate als „drei Töne nur, eine Achtel-​, eine Sechzehntel– und eine punktierte Viertelnote, nicht anders skandiert als etwa: Him-​melsblau oder: Lie-​besleid oder: Leb’-mir wohl“. Opus 111 ist den Studenten im Roman — wie wohl auch den meisten realen Zuschauern in der Aula — „bis dato ganz unbekannt“, doch „lernten [sie diese] durch die Veranstaltung eben kennen“. So fragte der Professor die Studenten nicht, ob sie seine musiktheoretischen Ausführungen verstanden und auch sie selbst fragten sich nicht danach. „Wenn er meinte, die Hauptsache sei, dass wir es hörten, so teilten wir vollkommen diese Ansicht.“
Und zu hören bekamen die Zuschauer in der Aula Beethovens letzte Sonate nun wirklich, als Florian Strasser am Flügel sein pianistisches Können zum Besten gab. So zucken manche bei den „grimmig auffahrenden Anfangsakzenten des ersten Satzes“, wie sie auch von Thomas Mann in seinem Roman beschrieben werden, regelrecht zusammen. Und auch das durch Sprache beschriebene Motiv des „Him-​melsblau“ kann nun rein musikalisch genossen werden. Am Ende des zweiten und letzten Satzes wird das Motiv mit Abwandlung aufgegriffen, Dieter Hahn liest jetzt nicht mehr „Him-​melsblau“ sondern „Oh — du Himmelsblau“. Durch diesen versöhnlichen Ausklang der Sonate liefert Mann eine Erklärung für das Fehlen eines dritten Satzes: „Wir hätten, sagte er, das Stück nur zu hören brauchen, um uns die Frage selbst beantworten zu können. Ein dritter Satz? Ein neues Anheben — nach diesem Abschied? Ein Wiederkommen — nach dieser Trennung? Unmöglich!“

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