Besuch in der neuen Schwäbisch Gmünder Moschee
Für den Außenstehenden wirkt die neue Moschee wie eine märchenhafte orientalische Kulisse. Doch für den muslimischen Gläubigen ist es ein Raum voller Symbolik und Stolz. Die neue Moschee im türkischen Ditib-Gemeindezentrum an der Becherlehenstraße strebt ihrer Fertigstellung entgegen.
Mittwoch, 27. März 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
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Herzstück des Gemeindezentrums ist die Moschee. Im Rahmen des ersten Bauabschnitts strebt in diesen Tagen dieses Gotteshaus seiner Fertigstellung entgegen. Voller Stolz führen die Vorstandsmitglieder und Helfer in diesen Tagen durch ein wahres Kunstwerk. Denn speziell aus der Türkei eingeladene Künstler haben jetzt die Innengestaltung der Wände und der lichtdurchfluteten Kuppel vollendet. Die Malereien und Schmuckbänder sind geprägt von mehreren Elementen. Von zentraler Bedeutung sind Verse aus dem Koran, die in alten arabischen Schriftzeichen wiedergegeben sind. Dann sind die Ornamente vor allem reich an Blumen. Die Symbolik ist vielfältig, verweist auch auf Gleichnisse. 99 Blüten zeigt beispielsweise der Lebensbaum. Mehrere Wochen wurde an diesen Malereien mit schier unglaublicher Anstrengung gearbeitet: Die Künstler gestalteten von einem Gerüst aus „über Kopf“. Die Kuppel einer Moschee soll nicht nur Merkmal für schönes und respektvolles Aussehen des muslimischen Gotteshaus sein, sondern ein solches Bauwerk verblüfft auch mit seiner Akustik. Die theologisch gebildeten Lehrer oder auch Vorbeter (Imam/Hoca) und Gebetsrufer (Müezzin) hatten ja früher auch keine Lautsprecheranlagen.
Die Moschee ist in Richtung Mekka ausgerichtet. An der Stirnseite stehen die Gebetsnische (Mihrab), die Vortragskanzel (Kürsü) und die turmartige Minber. Dieser erhöhte Gebetsplatz spielt beim zentralen Freitagsgebet eine sehr wichtige Rolle.
Auch die Gmünder Moschee wird noch mit Gebetsteppiche ausgelegt. Die Ditib-Muslime gehen mit der modernen Zeit, denn es gibt sogar eine Fußbodenheizung. Wer die fertige Moschee später einmal betritt, muss dann in einem Vorraum zunächst die Schuhe ausziehen. Dort werden derzeit auch noch Plätze für das rituelle Waschen der Hände, Arme und Füße gebaut. Vieles wirkt auf den Besucher natürlich sehr geheimnisvoll. Doch wer sich mit Religion und Brauchtum näher beschäftigt, der entdeckt schnell teils sehr verblüffende Gemeinsamkeiten zwischen Christen und Muslime, die nach beiderseitigem Verständnis ja auch an den einen, gemeinsamen Gott und an das ewige Leben nach dem Tod glauben. Unterschiede und die in der Geschichte oft so verhängnisvollen Gräben zwischen den Religionen prägten die Propheten bzw. deren Deuter und Ausleger.
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