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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Auf den Spuren des Gmünder Malers Emanuel Leutze in Washington

Große Ereignisse werfen lange Schatten voraus. Auch nach 2014 gibt es Ereignisse, mit denen die Stadt punkten kann. 2016 jährt sich der Geburtstag des Historienmalers Emanuel G. Leutze zum 200. Mal.

Mittwoch, 17. Juli 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 43 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (hei). Um darauf hinzuweisen, veranstaltet der Leutze Club Schwäbisch Gmünd seit vier Jahren Feste zu Ehren Leutzes. 2018, zwei Jahre später jährt sich sein 150. Todestag.
Leutzes letzte Lebensjahre waren nicht die besten. Finanzielle und gesundheitliche Probleme hemmten seine Kreativität und überschatteten seine berufliche Laufbahn.
Am 18. Juli 1868, einem extrem heißen Sommertag, arbeitete er in seinem Washingtoner Atelier. Nach einem Spaziergang brach er zusammen, gegen 16 Uhr wurde er bewusstlos und abends um 9.30 erlag er vermutlich einem Gehirnschlag. Seine ältere Tochter Ida war bei ihm. Zwei Tage später wurde er auf dem idyllischen Glenwood Cemetery bestattet. Ein einfacher Grabstein, der nur seinen Namen und sein Geburts– und Todesjahr trägt, schmückt seine letzte Ruhestätte. Leutze hat die Hälfte seines Lebens in Gmünd und Düsseldorf verbracht und die andere Hälfte in den Vereinigten Staaten. Somit ist es schwierig zu entscheiden, ob er nun ein deutscher Amerikaner oder ein amerikanischer Deutscher war. Eigentlich war er ein Symbol deutsch-​amerikanischer Beziehung. Dies ist ein weiterer Grund weshalb der Leutze Club ihn zum Paten wählte, denn die Leutzeaner möchten die über sechzigjährige deutsch-​amerikanische Freundschaft in Schwäbisch Gmünd weiter pflegen.
Zu den Vorbereitungen im Vorfeld des Bicentennials in Gmünd gehört auch das Knüpfen der Beziehungen zu Institutionen und Museen, die Bezüge zu Leutze aufweisen. Einen ersten Schritt in diese Richtung machten Heidrun Irre, Vorsitzende des Leutze Clubs, und ihr Ehemann Peter Irre, die seit Jahren das Leben und Œuvre Leutzes recherchieren. Heidrun Irre erhielt 2012 ein Fellowship (Forschungsstipendium) von der USCHS (United States Capitol Historical Society), um in den Archives des AOC (Architect of the Capitol), der Library of Congress, den National Archives und den Archives of the American Art der Smithsonian Institution zu forschen. Überall nahmen die Eheleute Irre eine Büttenreproduktion des Geburtshauses, gemalt von Ilse Dörfler, als Souvenir aus der LeutzeStadt mit. Das Kapitol, die amerikanische Walhalla, beherbergt das größte Werk Leutzes, die Monumentalkomposition „Westward the Course of Empire Takes Its Way“ (Westwärts schreitet der Gang des Imperiums voran). Sie ist 6 auf 9 Meter groß und befindet sich im westlichen Treppenaufgang des Repräsentantenhauses. Es ist nicht so bekannt wie sein Werk „Washington Crossing the Delaware“ (1851) im Metropolitan Museum of Art in New York, da es für Touristen nicht zugänglich ist. Umso mehr erfreute es Heidrun und Peter Irre, dass sie es aus nächster Nähe betrachten durften.
Leutze vollendete das Riesengemälde im November 1862. Die allegorische Darstellung der erfolgreichen Besiedlung des weiten Landes sollte den Amerikanern in den schweren Bürgerkriegszeiten Hoffnung machen.
Technik aus der
alten Heimat mitgebracht
Das Besondere an dem Siedlungsgemälde ist, dass es nicht in der üblichen Technik der Freskenmalerei gefertigt wurde, sondern in einem Verfahren, das Leutze in München und Berlin von Wilhelm von Kaulbach gelernt hatte. Es handelt sich um die Stereochromie, bei der sich die speziell präparierten Farben mit der Unterlage zu einer untrennbaren Schicht verbinden und am Ende mit Wasserglas besprüht und versiegelt werden, um eine besondere Brillanz zu erzielen. Es war das erste Wandgemälde in den USA, das mit dieser Methode gemalt wurde. Das Gemälde liefert auch den Nachweis dafür, wie Leutze selbst seinen Vornamen schrieb. Üblicherweise signierte er sowohl seine Gemälde als auch seine Korrespondenz mit „Leutze“ oder „E. Leutze“ oder monogrammierte sie nur mit „E.L.“ Das Gemälde im Kapitol bezeichnete er ausnahmsweise mit seinem vollständigen Namen: „Painted by Emanuel Leutzé. 1862.“
Ein fast unbekannt gebliebenes Selbstporträt durfte Heidrun Irre im Kunstgewölbekeller der Georgetown University Library bewundern. Kuratorin Lu Len Walker ist sehr stolz auf dieses frühe Selbstbildnis, das sie als „ein seltenes Juwel“ betrachtet.
Leutzes Œuvre wird häufig auf die zwei genannten Historiengemälde reduziert. Sein malerisches und geistiges Vermächtnis besteht allerdings aus weit mehr als nur diesen beiden Gemälden. Davon wird auch die geplante Ausstellung in Schwäbisch Gmünd im „Leutzejahr“ 2016 zeugen.

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