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Seit 65 Jahren verheiratet: Hilda und Peter Schmidt aus Böbingen feiern „Eiserne Hochzeit“

Die „Eiserne Hochzeit“ feierten Hilda und Peter Schmidt in Böbingen. Vor 65 Jahren haben sie sich das Ja-​Wort gegeben. Sieben Kinder und 26 Enkel und 38 Urenkel gratulierten ebenso wie Bürgermeister Jürgen Stempfle.

Dienstag, 17. September 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 43 Sekunden Lesedauer


Von Gerold Bauer
BÖBINGEN. „Wenn wir im engsten Familienkreis ein Fest feiern, brauchen wir dazu eine Halle — denn mit den Ehepartnern sind das dann zusammen 98 Personen“, schmunzelte das Jubelpaar. Groß gefeiert wird die „Eiserne Hochzeit“ in diesen Tagen allerdings nicht, denn erst im August hat man Peter Schmidts 90. Geburtstag gefeiert und am 22. Dezember steht Hilda Schmidts 87. Wiegenfest ins Haus. Die ganze Familie hofft, dass sie sich bis dahin von den Knochenbrüchen infolge eines schweren Sturzes erholt hat und den Tag ohne Schmerzen genießen kann.
Mit Entbehrungen fertig zu werden prägte das Leben des Ehepaars Schmidt viele Jahre lang. Von der Ukraine wurden sie als Deutsche ins eiskalte Sibirien verschleppt, wo viele Menschen aufgrund der harten Lebensbedingungen buchstäblich verhungerten. Der gelernte Schreiner Peter Schmidt musste dort in einer Kohlenmine arbeiten, bevor er mit Frau und Kindern nach Tadschikistan umzog – wo nicht die Kälte, sondern die Hitze den Menschen zu schaffen machte.
Ein weiterer Umzug innerhalb führte die Familie Schmidt nach Königsberg (Kaliningrad). Das heutige Jubelpaar machte sich dann zum 30. Hochzeitstag selbst das schönste Geschenk, in dem sie anno 1978 nach Deutschland und damit in die Freiheit umsiedelten. Die Familie kam nach Gmünd, wo Peter Schmidt bei der Fa. Schips einen Arbeitsplatz in seinem Beruf als Schreiner fand.
Ihren freien Geist hatten sich die Schmidts auch in der Sowjetunion nicht unterdrücken lassen, wo Peter Schmidt als geweihter Diakon keine Angst zeigte, seine von der kommunistischen Führung nicht gern gesehene christliche Überzeugung offen zu leben. Der Glaube an Gott prägt auch heute noch die ganze Großfamilie, die in der Heubacher Baptistengemeinde ihre religiöse Heimat hat. Einige jüngere Familienmitglieder haben sogar die Theologie und die Verkündigung von Gottes Wort zum Beruf gemacht.
Als das Ehepaar 1948 von einem Mennoniten-​Prediger getraut worden war, bekamen sie folgende Lebensregel mit auf den Weg: „Hütet Euch vor dem ersten Streit, denn der zweite kommt schneller!“. Daran haben sie sich auch gehalten. „Wir haben zwar unsere Meinung gesagt, aber nicht gestritten“, versicherte Hilda Schmidt, „Mein Mann hat auf meine Kritik immer nur geantwortet, dass er mich liebt!“. Spaß machen und miteinander turteln — dies mögen beide auch nach 65 Ehejahren noch. Und sie sind sehr dankbar, dass sie noch bei relativ guter Gesundheit sind und ihren Lebensabend im Familienkreis verbringen dürfen.

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