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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Unbequeme Denkmale: Schwerpunkt NS-​Hinterlassenschaften

Unbequem können Denkmale aus vielen Gründen sein. In Schwäbisch Gmünd konzentriert man sich beim Tag des offenen Denkmals auf die Last der jüngeren Vergangenheit: Schwerpunkt ist die Auseinandersetzung mit der NS-​Zeit.

Freitag, 06. September 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 11 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (rw). Auf dem Programm stehen am Sonntag freilich auch zwei Bauwerke, die auf anderes verweisen – nämlich die Pflicht, sie der Nachwelt als bedeutende Baudenkmäler und Wahrzeichen zu erhalten: der Königsturm und die Johanniskirche. Der Arbeitskreis Alt-​Gmünd hält von 14.30 bis 17 Uhr den Königsturm offen, und von 12 bis 17 Uhr kann man Johanniskirche und –turm besuchen und besteigen (bei freiem Eintritt, über Spenden freut man sich).
Der Münsterbauverein präsentiert ein Programm mit Orgelkonzert und Vorträgen, welche die Restaurierungsarbeiten thematisieren. Susanne Rott spielt um 12.30 Uhr auf der sanierten Orgel, ab 13 Uhr spricht Architekt Hermann Hänle über die Sanierung, Wolfgang Müller um 14 und 16 Uhr über die Wandmalereien seines Urgroßvaters Carl Dehner. Die Restauratorin Ursula Fuhrer hält um 15 Uhr einen Vortrag über die von ihr durchgeführten Arbeiten an der Holzdecke der Johanniskirche.
Der Großteil des Gmünder Programms aber steht im Zeichen der Erinnerungskultur genannten Auseinandersetzung mit der NS-​Zeit. Diese pflegt gegenwärtig die Geschichtswerkstatt, die Susanne Lutz, VHS-​Leiterin Ingrid Hofmann, Stadtarchivarin Dr. Barbara Hammes, Renate Wahl (Spitalmühle) und Frauenbeauftragte Elke Heer organisieren.
Die Auftaktveranstaltung findet um 13.30 Uhr im Rathaus statt. Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Joachim Bläse geht es um die Stolperstein-​Aktion. Inge Eberle zeigt ein Video-​Interview, das sie mit der Witwe eines Sohnes von Moses Max Neumaier führte. Das Ehepaar Max und Rosina Neumaier wohnte im Haus Sebaldstraße 10 (heute Bestandteil des Verlagsgebäudes der Rems-​Zeitung). Sie wurden 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie den Tod fanden. In diesem Zusammenhang wird auch das Schicksal der Familie Rothschild thematisiert, die in der Vorderen Schmiedgasse 18 wohnte. Eine kleine Ausstellung ist dort von 14.30 bis 17 Uhr zu besichtigen.
Von 14.30 bis 17 Uhr kann man sich auf eine Tour zu Objekten begeben, die aus der NS-​Diktatur stammen: das Kriegerdenkmal auf dem Marktplatz von 1935, Zeiselbergstollen und Erika-​Künzel-​Stollen. Barbara Hammes informiert über die Entstehung und Hintergründe der Bronzesäule. Den Zeiselbergstollen kann man mit Walther Munk besichtigen – zum ersten Mal geschieht dies für eine breite Öffentlichkeit. Der schmale Tunnel ist 1,5 Meter breit und 270 Meter lang, 150 Meter können in kleinen Gruppen begangen werden. Die Gruppen erhalten Nummern für die zeitliche Reihenfolge, weil hier mit großem Besucherandrang gerechnet wird und so lange Wartezeiten vermieden werden. Die kann man nützen, um den Erika-​Künzel-​Stollen zu besichtigen. Dort wird Susanne Lutz über das Schicksal der Zwangsarbeiterinnen berichten, als Quelle dient ihr der Bericht des Zwangsarbeiterlager-​Leiters Hermann Ziesel. Im Künzel-​Stollen erinnert freilich nichts an die Endphase des Krieges. Dietmar Holzwarth, ein Zeitzeuge, wird hier die Besucher führen. Holzwarth, aufgewachsen in der Nachbarschaft, besuchte als kleiner Bub die Zwangsarbeiterinnen der Firma Schenk, die am Stollen arbeiteten. Von 10 bis 17 Uhr können auch die Luftschutzräume der Villa Forster an der Robert-​von-​Ostertagstraße besichtigt werden.
Das Schulmuseum in der VHS ist von 10 bis 17 Uhr offen, Themenschwerpunkt hier: Erziehung im Nationalsozialismus.

Zum Tag des offenen Denkmals ist ein Flyer erschienen, erhältlich im i-​Punkt. Im Internet zu finden ist das Programm unter www​.schwae​bisch​-gmuend​.de

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