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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Wolf Schneider bricht beim Medienkongress eine Lanze für die deutsche Sprache

Mit einem kurzweiligen Vortrag des bekannten Sprachkritikers und Sprachstil-​Lehrers Prof. Wolf Schneider, der den anwesenden Medienvertretern öfter mal die Ohren klingeln ließ, endete der Christliche Medienkongress auf dem Schönblick.

Montag, 20. Januar 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 10 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (hop). Schneiders Sprache lässt bis zum heutigen Tag nichts an Deutlichkeit vermissen, der Inhaber des Medienpreises für Sprachkultur der Gesellschaft für Deutsche Sprache kämpft darum, dass der Leser in den Medien auch versteht, was der Journalist, der Autor schreibt. In seinem Vortrag „Bloß kein Kirchendeutsch – von Luther und Jesus lernen“ nahm er auch das Deutsch in Texten und Predigten der Pfarrer und der Journalisten christlicher Medien aufs Korn. Die (Alt-​) Bischöfe Huber und Schneider entkamen seiner beißenden Kritik nicht, zu langatmig und akademisch, dass sie nur von fünf Prozent der Leser oder Zuhörer verstanden werden, nicht von den erwarteten 80 Prozent. Der 88-​jährige frühere Ausbilder an Journalistenschulen hält die Sprache Luthers für unerreichbar, auch deshalb, weil der Reformator auf Latein studierte und sich der deutschen Sprache bei den Übersetzungen in besonderer Weise nähern musste. Sprachliche Vorbilder der neueren Zeit sind für Wolf Schneider Heine, Kafka, Brecht und Freud, weil sie klares Deutsch ohne akademische Floskeln zu Papier brachten. Für Wolf Schneider ist Gegenwart im Text die Wortmenge, die man in zwei bis drei Sekunden aufnehmen kann. Die sind pro Satz in der Regel sechs Wörter oder zwölf Silben. Wenn es sinnvolle Aussagen gibt, können die Sätze aber auch länger sein, so der Sprachwissenschaftler aus Passion. Zu Textpassagen des evangelischen Altbischofs Huber meinte Schneider, „wenn Luther die Sprache nutzte, die Menschen zu erreichen, dann nutzt sie Huber, um die Menschen abzuschrecken.“ Den anwesenden Medienvertretern gab er einige wertvolle Tipps mit auf den Weg. Wörter mit wenig Silben nehmen, denn „je weniger Silben umso verständlicher und kraftvoller sind die Worte“. „Einsilber sind kraftvoll, sie sind das Größte — Hass, Neid, Geiz, Gier, Qual, Glück oder Lust, kurz und alles aussagend“, so Wolf Schneider. Er erinnerte an die Blut-​, Schweiß– und Tränenrede Churchills, einfache Sätze, die das Herz der Briten erreichten. Auch kurze, die Gesellschaft oder die Literatur prägende Sätze seien Vorbild, als Beispiel nannte er „Stell Dir vor es ist Krieg, und keiner geht hin. „Ein böses oder falsches Wort zerschmettert Körper“ Wolf Schneider erinnerte auch daran, dass US-​Präsident Obama mit drei Einsilbern die Wahl gewonnen habe – Yes, we can. Zur Formulierung von Texten mahnte der Elder Statesman der deutschen Sprache, dem man nicht ansieht, dass er im kommenden Jahr 90 Jahre alt wird, die anwesenden Medienvertreter, stets zu bedenken: „Eine Geißel macht Striemen, aber ein böses oder falsches Wort zerschmettert Körper.“ Den gesamten Medienkongress hat die Kongressband musikalisch umrahmt. Unter der Leitung von Stefan Bamberger und mit Solosänger Claus-​Peter Eberwein am Mikrofon begeisterten die Berufsmusiker mit toller Musik und stimmigen Texten. Matthias Brender, Geschäftsführer von BibelTV, gab am Samstagmorgen mit Texten aus dem vierten Buch Mose 13 und 14 den christlichen Impuls für den Tag. Die 200 anwesenden Medienvertreter haben sich über die drei Tage des Medienkongresses sehr wohl gefühlt, auf dem Schönblick und in der Stadt Schwäbisch Gmünd. Wenn die Umfrage eine entsprechend positive Rückmeldung ergibt, wird es sicherlich wieder einmal einen Christlichen Medienkongress in der Stauferstadt, im Gästezentrum Schönblick geben.

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