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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Seit gestern sind die Restauratoren, die mit den Arbeiten im Innenbereich der Johanniskirche beauftragt wurden, wieder zugange

Gerade, wenn sich so wie am Mittwoch die Sonnenstrahlen einen Weg durch die kleinen Seitenfenster der Johanniskirche bannen, ist der wiedergewonnene Glanz alter Zeiten deutlich zu erkennen. Am Mittwoch nun begann die Restauration im nördlichen Seitenschiff. Zwischenstand: Mit den Arbeiten voll im Zeitplan

Mittwoch, 08. Januar 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 22 Sekunden Lesedauer


Von Nicole Beuther
SCHWÄBISCH GMÜND. Und über die Sonne als zusätzliche Lichtquelle freuen sich nicht zuletzt die Restauratoren. Kein Arbeitstag vergeht, an dem die Strahler unterhalb der Decke nicht im Einsatz sind.
In den kommenden zwei Wochen werden die Wände zunächst wieder von Staub, Rußpartikeln und Spinnweben befreit. Besondere Vorsicht ist gefragt, wenn die Verschmutzung rund um die Malereien beseitigt werden muss. Diese nämlich können bereits bei leichter Berührung zerstört werden. Auf der nördlichen Seite gibt es, wie bei Restaurator Karl Fiedler zu erfahren ist, mit Ausnahme der Weihekreuze jedoch keine Malereien.
Gemeinsam mit seiner Frau Sabine Geiger-​Fiedler und den Restauratoren Bärbel Dieruff und Karl-​Heinz Alber ist der Waldstetter seit 2009 für die Durchführung der Arbeiten verantwortlich. Das Team liegt im Zeitplan; Ende März wird der größte Teil der Arbeiten im Innenbereich abgeschlossen sein. Das Gerüst im nördlichen Seitenschiff wird jedoch auch während der Landesgartenschau stehenbleiben – im Sommer nämlich beginnen die Arbeiten an der Decke. Während der Landesgartenschau wird die Kirche jedoch wie bisher voll zugänglich sein.
Nach der ungefähr zweiwöchigen Beseitigung der Verschmutzung (zum Einsatz kommen Pinsel und Staubsauger) erfolgt die Festigung mit Kieselsäureester, einem Festigungsmaterial; anschließend werden Fehlstellen im Fugenbereich geschlossen, eine Konservierung durchgeführt und die Malschicht gefestigt.
Die Vorgehensweise stimmt mit jener der anderen Bauabschnitte überein. Dass man vor Überraschungen und vor allem Besonderheiten jedoch nicht gefeit ist, haben die Arbeiten der vergangenen Jahre gezeigt. Beispielsweise, als einst die Südseite der spätromanischen Kirche Konservierungsarbeiten unterzogen wurde und die historische Fassung hinter der Steinoberfläche ein besonders behutsames Vorgehen unumgänglich machte.
Mit viel Geduld hat man sich in den vergangenen Jahren auch den Malereien gewidmet. Bedingt durch die hohe Luftfeuchtigkeit in der Kirche habe sich hier im Laufe der Jahre das Bindemittel abgebaut, so Fiedler. Um die über hundert Jahre alte Kunst an den Wänden zu wahren, wurde von den Restauratoren an den Malereien nichts ergänzt, sondern der Malschicht lediglich wieder Bindemittel zugeführt.
Gespart wurde beim Entstehen der Wandmalereien vor über 100 Jahren nicht. So verweist der frühere Münster-​Architekt Hermann Hänle auf die sehr farbenfrohen Wandmalereien und darauf, dass die Grün-​, Blau– und Violetttöne zur damaligen Zeit künstlich hergestellt werden mussten, während beispielsweise die Herstellung von Erdtönen wesentlich günstiger war.
Auch wenn der Abschluss der Arbeiten im Innenbereich absehbar ist: das Außengerüst an der Johanniskirche wird nicht so schnell aus dem Blickfeld der Passanten verschwinden. Derzeit wird noch am Chor gearbeitet; anschließend folgen die rund zweijährigen Arbeiten am nördlichen Seitenschiff und ab 2015 wird man sich zudem dem Johannisturm widmen. Dieser wurde ursprünglich nicht in die Planung miteinbezogen. Das Turminnere sei jedoch stark verwittert, erklärte Hermann Hänle gestern im Gespräch mit der Rems-​Zeitung. Diese Arbeiten nehmen rund eineinhalb Jahre in Anspruch.
Am Zeitplan, der den Abschluss der Arbeiten bis zum Jahr 2020 vorsieht, hat sich nichts geändert.
Die Gesamtkosten der umfangreichen Restaurierungsarbeiten an und in der romanischen Johanniskirche belaufen sich auf rund sechs Millionen Euro (2009 bis 2020). Pro Jahr werden rund 600 000 Euro „verbaut“.
Die Hälfte der Kosten übernimmt die Staatliche Denkmalpflege, die Stadt und der Bund. Die andere Hälfte wird von der Münstergemeinde, der Diözese Rottenburg-​Stuttgart und dem Münsterbauverein aufgebracht. Für die Außensanierung federführend verantwortlich ist die Münsterbauhütte.

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