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Abschied von der Gartenschau: Danksagung und Laternenzug durchs Taubental

Viel, viel mehr Kinder als zunächst angenommen machten sich am Sonntag Abend auf den Weg, um nicht nur ihre Lichter, sondern auch den Abschied von oben nach unten, ins Erdenreich, zu tragen. „Rausschmeißerfestle“, wie ein Papa grinsend bemerkte, war es nicht: Aber als sich der Laternenzug formierte, hatte das schon ein bisschen Exodus-​Charakter. Auszug aus dem Himmelsgarten. „Schlaue Idee“, merkte ein anderer im Zug an: „Man hätte all diese Leute niemals in die Busse gekriegt.“ Das schöne Wetter und die Entscheidung, am Nachmittag die Tore für alle zu öffnen, die noch einmal Gartenschau genießen wollten, hatten für unglaublichen Andrang gesorgt.

Sonntag, 12. Oktober 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 29 Sekunden Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND (bt).
Das Finale auf der Sparkassen-​Bühne wurde mit einem bewegenden Danksagen abgeschlossen – Dank gab’s ebenso für die Modellbau-​Schiffe im Woha wie für das Stauferlager, für die Zonta-​Rosen und einige Dutzend weiterer großer und kleiner Adressaten, die in Haupt– oder Ehrenamt zum Gelingen dieser 166 Tage währenden „Gmünder Sternstunde“ beigetragen haben. Das Publikum wurde gar nicht müde, zu applaudieren – skandierte mit einem nachbarschaftlichen Gruß an Göppingen „Tigerente sie muss bleiben“ oder auch „Richard, Richard“. Wer A(rnold) sagt, muss auch B(läse) sagen, meinte OB Arnold mit Blick auf den Ersten Bürgermeister – und auch das hervorragende Zusammenspiel mit dem Landkreis und insbesondere mit Landrat Pavel war immer wieder Thema. „Groß Werk braucht Einigkeit“, wurde das Thema der Staufersaga aufgegriffen, und auch das „yes we can“ aus Amerika und Gmünds vergangenem OB-​Wahlkampf wurde bemüht – denn thematisch war die Gartenschau gestern bereits abgehandelt. Ein neues Kapitel der Stadtgeschichte soll aufgeschlagen werden. Stadtsprecher Markus Herrmann erklärte, die Stadt sei bereits intensiv dabei, die Nachnutzung der Gartenschauflächen – etwa der Streuobstwiesen – zu planen.
Bereits vor Ende des Festaktes begannen, Hunderte, Tausende durchs Taubental ins Erdenreich zu wandern. Der Laternenzug läutete tatsächlich endgültig das große Abschiednehmen ein. Und wie viele sich beteiligten! Als die ersten Kinder unten ankamen, machten sich oben die Nachzügler auf den Weg.
Karl-​Eugen Ebertshäuser, Chefplaner der Gartenschau, der das letzte Stück mitwanderte, meinte mit Blick auf den bis zum frühen Abend andauernden schönen Spätsommertag, die Gmünder hätten unverschämtes Glück – die vergangenen Landesgartenschauen, etwa in Nagold und Villingen-​Schwenningen endeten in Kälte und Regen. War es eine seiner anstrengendsten Schauen? „Ganz bestimmt, aber auch eine der interessantesten, der spannendsten“, so Ebertshäuser: „Da kommt schon Wehmut auf.“
Als sich die Laternenkinder dann auf den Weg machten, wurden sie von geschätzt vierhundert Ehrenamtlichen verabschiedet, die Spalier standen und winkten und grüßten. Lächelnd, unverkennbar auch ein bisschen traurig: „Was machen wir denn jetzt bloß.“
Bemängelt wurde dann, dass beim Laternenzug nicht gesungen wurde; einige Eltern hatten das Gefühl, dass es „keinen Anfang des Zuges gab und kein Ende“, „überhaupt keine Struktur“. Wie denn auch bei der schieren Menge an jungen Familien, die sich da laternentragend auf den Weg machen. Die Organsatorinnen Lisa Böhl und Elena Kinkel und ihr Team hatten sich für den Goldschmiedsweg entschieden, die Holzsteg-​Route wäre zu riskant gewesen in diesem Gedränge, vor allem bei all den Kinderwägen.
Es gab Abschnitte, in denen ausgelassene Stimmung herrschte und das Gehen der Kinder zu einem Tanz wurde, und es gab natürlich auch weinende Kinder, denen der Weg zu lang wurde, oder die die Laterne des Nachbarkindes viel schöner fanden. Nicht wenige hatten auf Batterie-​Licht zurückgegriffen, um in all dem Trubel kein Risiko einzugehen.
Joah war mit seinem erdbeerroten Sonnengesicht ebenso zufrieden wie Katharina mit ihrer von Holzrähmchen eingefassten Pergament-​Laterne. Viele Kinder hatten das Angebot der Blumen– und Wolkenlaternen genutzt, die dann mit Pailletten und Strasssteinen beklebt und in allen Farben bemalt wurden. Ein Junge trug seine „Wolke“ gänzlich ungestaltet: „So gibt sie am meisten Licht.“

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