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„Jenseits von Eden“ — Hugo-​Häring-​Auszeichnung 2014 für Ostwürttemberg vergeben

Sechs Bauwerke, die in den vergangenen drei Jahren in Ostwürttemberg entstanden sind, sind gestern Abend mit dem Hugo-​Häring-​Preis für besondere Architektur ausgezeichnet worden.

Donnerstag, 16. Oktober 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 53 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND. Vom Kinderhaus über das Studentendorf bis hin zum Präsentations– und Lagergebäude für einen Handwerksbetrieb. Vielfältig waren die Bauwerke und die Architektur hinter den Bauwerken, die gestern Abend in der Gmünder VHS mit dem Hugo-​Häring-​Preis für besondere Architektur ausgezeichnet wurden.
Gmünds Baubürgermeister Julius Mihm nannte es in Begrüßung spannend, einmal die Innenansichten einer Jury mitzuerleben, ebenso mitzuerleben, wie intern über Architektur gesprochen wird. Er freute sich, dass die Preisverleihung in Schwäbisch Gmünd stattfand.
Dipl.-Ing. Christian Holl, Landessekretär im Bund Deutscher Architekten (BDA) in Hessen setzte in seinem Festvortrag ein deutliches Signal für eine deregulierte Architektur in einem freien Raum. Er belegte seine Thesen mit deutlichen Bildern beliebiger, eintöniger und grauer Architektur, wie man sie heute überall sieht, wahrnimmt, ebenso aber auch schnell wieder vergisst. Auch schilderte er das Spannungsfeld zwischen Objektivität und Subjektivität, zwischen der Wohnraumnot in den Städten und der Ortsmittenleerstände im ländlichen Raum.
„Keine Architektur ist in ihrer Sprache an die spätere Funktion geknüpft“, so Christian Holl zu Bildbeispielen, in denen man nicht vermutet, was hinter den Mauern passiert. So werden aus alten Fabrikgebäuden Wohnräume oder Studienorte. Wer vermutet auf Anhieb hinter dem einem Tempel gleichen Bau das Österreichische Parlament in Wien. Deutliche Kritik übte der freie Autor auch an den Bauherren, die sich an Standardbauten oder Normbauten orientieren, oder an Architekten, die man besser nicht nach ihrem Beruf fragt. Auch diese Thesen gegen den eigenen Berufsstand belegte Holl mit eindeutigen und nachdenklich machenden Bildern einer normierten Landschaft mit normierten Lebensumfeldern bei total unterschiedlichen Charakteren bei den Bewohnern der Häuser. Man müsse mehr über Architektur diskutieren, Verordnungen und Satzungen für jeden Quadratzentimeter Bau liberaler werden, so das Schlussplädoyer in einem pointierten und sachlichen Beitrag.
Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des BDA Ostwürttemberg, Dipl.-Ing. Stephan Wittmann und Bürgermeister Julius Mihm überreichte Christian Holl die Auszeichnungen an die Preisträger. Ausgezeichnet wurde das Kinderhaus „Arche Noah“ von L/​A Liebl Architekten aus Aalen, Bauherr ist die Gemeinde Hüttlingen. „Das Kinderhaus zeigt beispielhaft, wie ein Kinderhaus als interessanter und anregender Kosmos gestaltet werden kann.
Ausgezeichnet wurde auch eine Anwaltskanzlei in Aalen, die das Architekturbüro Schweizer in Stuttgart geplant hat. Die Architekten Wahl, Psiuk, Seyfried aus Schwäbisch Gmünd wurden für ein Präsentations– und Lagergebäude eines Betriebes in Hüttlingen ausgezeichnet. Das Studentendorf im Burren in Aalen geplant von L/​A Liebl Architekten wurde ebenfalls mit dem Hugo-​Häring-​Preis ausgezeichnet, wie ein Privathaus. Weiterer Preisträger ist das Gemeindezentrum St. Bonifatius in Herbrechtingen, geplant von den Architekten Kaestle und Ocker aus Stuttgart. Alle ausgezeichneten Bauwerke beweisen durch ihre Planer und die Weitsicht der Bauherren, dass Architektur im öffentlichen Raum spannend und wahrnehmbar sein kann, dies dauerhaft und nachhaltig.

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