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Wohnungseinbrüche in Lorch: Polizei setzt auf Prävention

Im Prinzip eine Traumlage: Ortsrand von Weitmars, ruhig im Grünen, gepflegte Wohnhäuser. Unten im Remstal die vierspurige B 29. Man ist schnell in Stuttgart, schnell weit weg. Offenbar auch eine Traumlage für Einbrecher.

Dienstag, 21. Oktober 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 50 Sekunden Lesedauer

LORCH (rw). Eingebrochen werden kann in jedem Wohngebiet. Aber die Nähe zu den Verkehrsachsen sei schon ein Faktor, sagt Erich Knödler, der Leiter des Polizeipostens Lorch. Im Gmünder Raum wurden bislang in diesem Jahr 97 Einbrüche verübt, er ist stärker belastet als sonst. Zehn Brüche entfielen auf Lorch und seine Stadtteile. Es ist eine Konzentration, die der Polizei Kopfzerbrechen bereitet. Statistisch bleiben vier von zehn Einbrüchen im Versuchsstadium stecken. Bei den 97 im Gmünder Raum wurden sieben von zehn vollendet.
Die Polizei will „nicht bloß hinterher die Anzeigen aufnehmen“, sondern präventiv tätig werden. In Weitmars sowie in Lorch am Keller– und am Haldenberg begann die Polizei am Montag mit einer Wohngebietsbegehung. Drei Beamte hielten Ausschau nach gekippten Fenstern oder Terrassentüren, verteilten Info-​Faltblätter und wiesen auf das Info-​Mobil des Landeskriminalamtes hin, das am Donnerstag, 23. Oktober, beim Edeka-​Markt in der Maierhofstraße steht.
Einbrecher hoffen immer auf Beute, vor allem auf Bargeld und Schmuck. Nicht anders in Lorch: Geld und Gold, das war es, was bevorzugt gestohlen wurde. Silberschmuck ließen die Einbrecher liegen. Wie seit längerer Zeit nicht mehr, hatten sie es auch auf Laptops, Smartphones, iPods und Digitalkameras abgesehen.
In Lorch begann die Serie im Sommer auf eine atypische Weise: Sonst kommen die Wohnhaus-​Knacker in der Abenddämmerung. Nun begannen sie morgens, am helllichten Tag. Ein gezieltes Vorgehen, ein Schema, sagt Erich Knödler.
Unlängst ließen die Einbrüche nach. Nach einer Kontrolle in Lorch flüchteten zwei Männer osteuropäischer Herkunft. Eine Fahndung per Hubschrauber blieb ohne Erfolg – „aber man weiß, wer es ist“, sagt Knödler. Denn zurück blieb der Geldbeutel mit Ausweis, Führerschein und Kreditkarten. In Lorch wurden die Einbrüche weniger, dafür nahmen sie in umliegenden Kommunen zu, ein Fall von Verlagerung. Die Waiblinger Polizei richtete eine Ermittlungsgruppe Wohnungseinbruch ein. Die Kriminellen machen sich die Nähe zu den vierspurigen Verkehrsachsen B 29 und B 14 zunutze – man kann sich schnell entfernen. Auf Schnelligkeit setzen die Täter auch beim Einbruch, sie lassen ab, wenn ihnen Türen, Fenster und Kellerschächte zuviel Widerstand entgegensetzen. Andererseits sind Fenster mit guter Verriegelung keine Garantie, dass nicht eingebrochen wird. Allein der Sachschaden kann in die Tausende gehen. Hinzu kommen der Verlust von Geld und Wertsachen, die verwüstete Wohnung und die Belastung aus der Verletzung der Privatsphäre und dem Verlust des Sicherheitsgefühls.
Lorch steht jetzt vielleicht weniger im Fokus. Dafür beginnt die dunkle und von Einbrechern bevorzugte Jahreszeit: Rollläden sind am frühen Abend oben, aber das Haus ist dunkel – ein Zeichen, dass die Bewohner (noch) nicht zu Hause sind. „Licht sollte im Haus sein, das schreckt ab“, sagt Knödler. Allerdings nicht bloß eine kleine Stehlampe, sondern schon die Deckenbeleuchtung.
Die Polizei begeht die Lorcher Wohngebiete nördlich der Bahnlinie mit Streifen. Sie appelliert an an die Bürger, aufmerksamer zu sein. „Wir wollen, dass die Lorcher, wenn sie eine Beobachtung machen, bei uns anrufen. Es kann was dabei sein, das uns hilft. Wir sind keinem böse, wenn er wegen vermeintlichem Kruscht anruft.“ sagt der Polizeiposten-​Leiter.
„Die Aufmerksamkeit der Nachbarn gehört zum Schutz dazu“, sagt ein Weitmarser Bürger, den die drei Polizeibeamten Marco Knödler, Patrick Bethge und Elena Mangold am Montagvormittag ansprechen. Er spricht aus Erfahrung: In seinem Haus wurde 1996 und 1998 eingebrochen, in der Serie dieses Jahres nicht. „Man lernt dazu“, sein Haus sei gesichert. Bei Petra Uhlmann nebenan schlägt gleich ihr Hund gewaltig an. Gizmo, ein Rottweiler, ist natürlich eine Abschreckung, aber wohl auch nicht immer im Haus. Frau Uhlmann erhält den Flyer mit der Einladung zur Beratung über „Sicheres Wohnen.“
Auch Thomas Lauer öffnet die Haustür, bei ihm wurde im September eingebrochen – über ein gut einsehbares Fenster. Er war schon vorsichtig geworden, wichtige Dinge bewahrte er anderswo auf. Die Täter durchwühlten alles, selbst die Gefriertruhe. Einen alten Laptop stahlen sie, ebenso eine Digitalkamera. Sie hinterließen ein Chaos. Der Hausherr will jetzt Fenstersicherungen einbauen lassen, nicht billig. Psychische Folgen befürchtet er nicht. Aber alles, was die Täter in den Fingern hatten, hat er sorgfältig gewaschen.

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