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Fußball, Kreisliga A: Im Gmünder Stadtderby zwischen der Normannia und dem TSB im Jahr 2014 strömen nicht mehr tausende Fans ins Stadion – Warum?

2200 Zuschauer im Derby zwischen dem FC Normannia Gmünd und dem TSB Gmünd. Vor 14 Jahren, am 20. Mai 2000, sahen 2200 Fußballfans den 2:1-Sieg des TSB. Ein paar Wochen später stieg dann doch die Normannia in die Landesliga auf. Wer steigt 2015 in die Bezirksliga auf?

Donnerstag, 23. Oktober 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

Am kommenden Sonntag um 15 Uhr im Schwerzer heißt es wieder „FCN gegen TSB“. Auch vor 2200 Fans? „Nein, denn die Rivalität ist nicht mehr da“, sagt TSB-​Abteilungsleiter Michael Schindler, der im Jahr 2000 am 2:1-Sieg auf dem Platz stand. Außerdem sei es nun ein Derby in der Kreisliga A und der FCN schickt die zweite Mannschaft ins Rennen. „Für die Normannen hat dieses Derby sicher nicht den Stellenwert, da sie mit der ersten Mannschaft in der Verbandsliga kicken“, so Schindler.
Heute sei man froh, wenn bei Lokalkrachern 100 Zuschauer ins Stadion kommen. Die Gründe darin sieht Michael Schindler am größeren Sportangebot sowie in der fehlenden Rivalität. „Heute gibt es erfolgreiche Sportler im Handball, Turnen, Judo oder Karate, die viele Zuschauer locken. Früher hast du Fußball oder Fußball gespielt“, erzählt Michael Schindler. Heute gebe es auch keine Rivalität mehr zwischen der Normannia und dem TSB. „Schon vor 40 oder 50 Jahren konnten sich die Funktionäre beider Vereine nicht leiden. Es wäre auch nicht denkbar gewesen, dass die Spieler gemeinsam in die Kneipe gehen. Heute pflegen wir ein freundschaftliches Verhältnis zum FCN und auch die Fußballer sind oft sogar befreundet, so dass es keine echte Rivalität mehr gibt“, berichtet der Abteilungsleiter der TSB-​Fußballer.
Im Jahr 2000 freute sich Michael Schindler riesig über den 2:1-Derbysieg. Die Nummer vier des TSB Gmünd, bekannt als beinharter Verteidiger, reckte nach dem Schlusspfiff als Kapitän die Hände in die Höhe (siehe nebenstehende RZ-​Ausgabe vom 22. Mai 2000). Die Rems-​Zeitung berichtete auf einer Seite über das Gmünder Stadtderby.
Günter Mayer: „Der 2:1-Sieg im Derby ist mir noch ganz nah“
Am kommenden Sonntag, 26. Oktober 2014, kommt es also erneut zum Duell der Stadtrivalen. „Ich würde einen Punkt unterschreiben. Die Normannia ist der klare Favorit, aber wir müssen uns nicht verstecken. Es wäre schön, wenn mehr als 100 Fans das Gmünder Stadtderby sehen wollen. Über 2000 werden es aber wohl nicht mehr werden“, meint Schindler.
In der Bezirksliga im Jahr 2000 lieferten sich der TSB Gmünd und der FC Normannia Gmünd ein Kopf-​an-​Kopf-​Rennen um den Landesligaaufstieg. „Das war das Salz in der Suppe. Der 2:1-Sieg im Derby ist mir noch ganz nah. Nicht nur wegen der Zuschauerkulisse. Damals haben wir Trainer die Spieler freier Fußballspielen lassen. Die Individualisten, die ins Eins-​gegen-​Eins gehen, gibt es heute kaum mehr“, erklärt Günter Mayer, der als damaliger Trainer des TSB Gmünd sich immer noch über den Derbysieg freut. „Es war sensationell“, so Mayer. Heute sei das Niveau jedoch zurückgegangen, „auch weil es keine Vereinstreue mehr gebe.“ Die Identifikation mit dem Fußball bestehe nicht mehr so. „Das ist mein Verein und mit dem möchte ich erfolgreich sein“, dieses Denken gibt es laut Mayer kaum mehr. „Heute wollen die Kicker persönliche Erfolge feiern. Hinzu kommt im Amateurfußball, dass die Einstellung eine ganz andere geworden ist“, meint Mayer. Dies bestätigt der aktuelle TSB-​Trainer Jürgen Hoppe: „Heute brauchen die Jungs Musik in der Kabine und gehen am Abend vor den Spielen miteinander in die Stadt. Früher wurde zwar auch hin und wieder außerhalb des Platzes über die Stränge geschlagen, aber man ließ es sich auf dem Platz nicht anmerken.“
Duell FCN I gegen TSB I: „Heute würden es 800 Zuschauer sein“
Auch Jürgen Hoppe fehlt in den Stadtderbys die Brisanz und die Rivalität. „Es gibt keine Sticheleien mehr. Entweder sind die Jungs miteinander befreundet oder man kennt sich gar nicht“, erzählt Hoppe. Und dennoch möchte der TSB auch im Jahr 2014 das Stadtderby gegen den FCN am kommenden Sonntag gewinnen. „Wir haben keine Angst. Uns hat bisher noch kein Team an die Wand gespielt und wir haben unsere Punkte bisher nur liegen gelassen, da wir unsere Chancen nicht genutzt haben. Oder wie im Spiel gegen Heubach, als der Schiedsrichter vor der Pause einen Handelfmeter nach 2:0-Führung gegen uns pfiff, der nie einer war“, sagt Jürgen Hoppe, der vor einigen Jahren als Jugendtrainer vom TSB zur Normannia wechselte. „Damals gab es noch die Rivalität. Heute nicht mehr so.“ Es werde nun ein Derby auf Augenhöhe gegen die zweite Mannschaft der Normannia.
Ein weiterer Grund, warum nicht mehr 2200 Fans kommen, liege laut Hoppe am Profifußball: „Die Fans schauen sich am Sonntag um 15.30 Uhr lieber die 2. und 1. Bundesliga im Fernsehen an. Das schadet dem Amateurfußball.“ Wer schaut sich denn noch freiwillig im Regen ein A-​Liga-​Derby an, wenn parallel die Profis im Fernsehen kicken, fragt sich Hoppe.
Und die Vorstellung, dass der FCN und der TSB in der heutigen Zeit in der Verbandsliga ein Derby austragen würden, verspreche laut Heinz Eyrainer, Bereichsleiter Fußball beim FCN, auch keine 2200 Zuschauer mehr: „Dann würden es vielleicht 800 Zuschauer sein.“ Dass es in naher Zukunft kein Gmünder Stadtderby zwischen beiden ersten Mannschaften geben wird, liege an dem Klassenunterschied. „Als es beim TSB bergab ging, ging es beim FCN steil nach oben. Die Spielklasse spielt sicher eine Rolle, ob mehr oder weniger Zuschauer kommen. Die Fußballfans gehen aber heute lieber zum VfB Stuttgart, FC Heidenheim oder VfR Aalen als zu den Amateurspielen.“
Gerne erinnert sich Heinz Eyrainer an seine persönliche Zeit als Fußballer zurück. „Als ich im Jahr 1972 nach Gmünd kam, gab es im Stadtderby 3500 Fans. Diese Zahlen werden wir nie mehr erreichen“, was sicher nicht daran liege, dass sich der FCN und der TSB heute besser vertragen als früher.

Von Jörg Hinderberger

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