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Mit einem Motorradunfall in Leinzell fing alles an — und gestern wurde Diamantene Hochzeit in Schechingen gefeiert

Ihre Diamantene Hochzeit feierten in der Hagstraße in Schechingen der 88-​jährige Alfred Schurr und seine fünf Jahre jüngere Gattin Maria ( geborene Meßner). Die Beiden standen am 24. Oktober 1954 vor dem Traualtar in der katholischen St. Sebastianskirche in Schechingen.

Freitag, 24. Oktober 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 36 Sekunden Lesedauer


SCHECHINGEN (pasa). Sechs Jahrzehnte, einen gemeinsamen Lebensweg mit Höhen und Tiefen bei relativ guter Gesundheit gehen zu dürfen, empfinden die betagten aber immer noch rüstigen Jubilare als besonderes Geschenk, das sie gebührend im erweiterten Familienkreis feiern werden. Beide Ehepartner können auf eine abwechslungsreiche schöne Kindheit in ihren bäuerlichen Elternhäusern in Schechingen beziehungsweise in Göggingen zurück blicken. Zusammen mit jeweils drei Geschwistern war stets was los, so dass der Alltag und die tägliche Arbeit immer für „Leben in der Bude“ sorgten.
Leider wurden dem fußballbegeisterten Alfred Schurr seine Jugendjahre durch den furchtbaren Zweiten Weltkrieg völlig genommen. Nach dem Einsatz an der Westfront kam mit seinem Kriegskameraden und späteren Freund Gregor Meßner in die englische Gefangenschaft. Nach manchen Strapazen und Irrwegen durch die englische, französische und amerikanische Besatzungszone kam er schließlich wohlbehalten im Elternhaus in Schechingen an, wo die glückliche Heimkehr des einzigen Sohnes aus der Kriegsgefangenschaft die größte Freude war.
Beim Besuch seines treuen kriegskameraden Gregor auf dessen großen elterlichen Bauernhof in Göggingen sah er ein junges bildhübsches Mädchen, Gregors Schwester Maria, in die er sich sofort unsterblich verliebte. Um sich näher Kennenzulernen wurde Maria zu einer Fahrt auf Alfred Schurrs ganzem Stolz, einen nagelneuen „Express“-Motorrad, eingeladen. Mit einem Maienausflug wollte er ihr Herz gewinnen. Schon nach wenigen Fahrkilometern kam es in Leinzell aber zu einem Frontalzusammenstoß mit einem Pkw. Die junge Maria Meßner wurde auf die Straße geschleudert. Mit viel Glück und dank ihrer Sportlichkeit blieb sie völlig unverletzt. Das Motorrad hatte zwar einen Totalschaden, doch der war leicht zu verschmerzen, denn schließlich gewann Alfred Schurr durch den Unfall die Liebe seines Herzens.
Wie es damals so üblich war, wurde noch vor der Heirat ein neues Haus im Jahre 1953 gebaut. Mit viel Fleiß, Mühe und Arbeit konnten beide auch diese finanzielle Herausforderung bewältigen. Jetzt war der Weg für das gemeinsame Leben geebnet. Am 23. Oktober 1954 war die standesamtliche Trauung im Rathaus in Schechingen, die kirchliche Trauung einen Tag später. Zur Hochzeitsfeier im „Ochsen“ waren die Verwandtschaft und die gesamte Bevölkerung der Gemeinde eingeladen. Den ganzen Herbst über war der Wettergott schlecht gelaunt, doch an diesem Wochenende schien die Sonne – ein gutes Omen für das junge Paar.
Alfred Schurr arbeitete ununterbrochen 36 Jahre lang in der ZF in Gmünd. In seinen ersten Betriebsjahren als Getriebemechaniker musste er auch mehrere Auslandsmontageeinsätze in Kauf nahmen. Danach war er bis zum Ruhestand als kaufmännischer Angestellter tätig. Ehefrau Maria unterstützte in all diesen Jahren tatkräftig die Schwiegereltern im bäuerlichen Betrieb. Im Laufe der Jahre konnten dann die Kinder Siglinde, Alfred und Heidi das gemeinsame Glück vervollständigen – und später die Enkelkinder Klaus und Daniel.
Dank der die Unterstützung und dem großen Verständnis der Ehefrau konnte sich Schurr für das Engagement im Sport– sowie im Musik– und im Gesangverein viel Zeit nehmen. Auch im Kirchenchor und bei der Volksbank Schechingen war er viele Jahre tätig. Maria Schurr, die schon in Jugendjahren immer sehr sportlich und bewegungshungrig war, hat bis ins hohe Alter ihre Turnstunden in Göggingen und Schechingen nie versäumt.
Viele Feste mit Verwandten und Freunden gaben dem Alltag einen gewissen Glanz. Die Pflege der Gastfreundschaft war ihnen stets ein großes Anliegen. Ein Besuch bei Alfred und Maria war für alle immer ein besonderes Erlebnis. Gerne erinnern sich die vielen Besucher im „Schurrahaus“ an die besonders geschmackvollen, unübertroffenen Zwiebel– und Salzkuchen, die von „Tante Maria“ und „Onkel Alfred“ gemeinsam mit viel Liebe zubereitet wurden. Leider brachte das hohe Alter nicht nur viel Freude und Spaß, sondern auch verschieden schwere Krankheiten, die die beiden aber mit gegenseitiger Hilfe bewältigen.

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