Direkt zum Inhalt springen

Nachrichten Sport

Boxen: Durch den einstimmigen Sieg klettert der Heubacher Profi in der Rangliste nach oben

Es ist ein hartes Brot, der Profi-​Boxsport in Deutschland. Dies insbesondere, wenn man sich zunächst von unten nach oben kämpfen muss. Dem Heubacher Kasim Gashi ist am Samstag in Göppingen vor 750 Zuschauern ein großer Schritt nach vorne und nach oben gelungen.

Dienstag, 28. Oktober 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 54 Sekunden Lesedauer

„Endlich wieder ein Kampf, der Gegner ist da und er wird als sehr stark eingeschätzt.“ Mit diesen Worten startete am vergangenen Samstag Kasim Gashi sein Aufwärmen in der Kabine der Göppinger Stadthalle. Dies in einem Flair, wie man ihn sich seit den Rocky-​Filmen in einem Gym vorstellt. Kahle Wände, Betonboden, alte, einfache Stühle. Es riecht nach Thai-​Öl, einer gut duftenden Mischung, mit denen die Athleten die Muskeln aufwärmen. In einer Ecke bereiten sich Muay Thai-​Kämpfer auf ihren Auftritt vor, letzte Pratzenarbeit mit dem Trainer. Kasim Gashi ist sich bewusst, dass er den Kampf gewinnen muss. „Aber nicht auf Biegen und Brechen, du wirst ruhig in den Kampf gehen, ihn stellen und mit Schlägen eindecken“, so die Anweisung von Trainer Castro Nizar, der von Durim, Kasim Gashis Bruder, unterstützt wird.
Gashi, der ein Jahr lang sehr hart trainiert hat, fiebert spürbar dem Kampf entgegen. All seine Gegner, die auf dem Plan standen, haben die Kämpfe im Laufe diesen Jahres abgesagt, das nagt an jedem noch so stabilen Boxer. „Ich habe ein Jahr vergeudet, könnte schon weiter sein.“
Bandagieren, Tapen, die Handschuhe an, nochmals auf Touren kommen. Die Schläge kommen hart auf die Pratzen von Castro Nizar, der nur noch kurze Kommandos spricht. Konzentration, Abschalten, dann heißt es hoch auf die Bühne. Oben steht schon Gegner Jovica Kokot bereit, er marschiert als Erster in den Ring. Als Kasim Gashi angekündigt wird und die Halle betritt, ist der Jubel groß. Im Ring werden beide Boxer vom Ringrichter in die Mitte gebeten und zu einem fairen Kampf aufgefordert.
Der Gong zur ersten Runde ertönt, beide Boxer gehen aufeinander zu, tasten sich ab. „Ich kenne ihn überhaupt nicht, ich muss erst einmal sehen, wie er in den Kampf hinein geht“, so Kasim Gashi vor dem Kampf. Der aus Bosnien stammende Jovica Kokot ist ebenso gut austrainiert wie Kasim Gashi, körperlich scheint jedoch der Heubacher in diesem Cruisergewichtsfight Vorteile zu haben.
Kokot, amtierender Weltmeister der WFC im Kickboxen, zeigte zu Beginn auch seine Qualitäten als Boxer. Kasim Gashi konterte zielgenau, setzte Schläge, pendelte Schläge des Gegners aus. Allerdings leistete er sich auch einige Leichtsinnigkeiten, die seine Ecke lautstark korrigierte. Auf vier Runden zu je drei Minuten war der Kampf angesetzt, nach dem Gong zum Ende der ersten Runde konnte man leichte Vorteile für den Lokalmatador ausmachen, der für die Uhinger Fightacademy boxt. Auch in Göppingen wurden die nächsten Runden von einem Nummerngirl anzeigt. In diesem Jahr unter anderem dabei die amtierende Misses Germany 2014. In der zweiten Runde konnte dann Kasim Gashi erneut klare Treffer setzen, aus geduckter Position die Deckung seines Gegners durchbrechen. Allerdings konnte auch Kokot Treffer landen, die Gashi jedoch wegsteckte. In der dritten Runde setzte dann der Schützling von Castro Nizar einen Wirkungstreffer, der Spuren im Gesicht des Gegners aus Bosnien hinterließ. Kokot versuchte zwar, hinter dem Mundschutz den Treffer weg zu lächeln, man merkte aber einen gewissen Respekt im weiteren Verlauf der Runde. In der vierten und letzten Runde versuchte Jovica Kokot, dem in der Ringecke angedeutet wurde, dass er zurückliegen könnte, mit einer Attacke verlorenes Terrain zurückzugewinnen. Kasim Gashi blieb in dieser Phase jedoch ruhig und konterte ein ums andere Mal mit schönen Treffern zum Körper. Nach dem Schlussgong sah sich zunächst Jovica Kokot vorne, er wurde jedoch schnell vom Kampfgericht auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Einstimmiger Punktsieg für Kasim Gashi, der sich damit an die Nummer zwei der deutschen Rangliste gekämpft hat und nun auch Chancen auf einen Kampf um die deutsche Meisterschaft hat.
In seinem dritten Profikampf zeigte der Heubacher Qualitäten, aber auch, dass er an seinen Kombinationen am Mann noch arbeiten muss. „Kasim muss sich auch noch seine Leichtsinnigkeiten abgewöhnen, die offene Deckung, die er teilweise zeigt, ist für starke Gegner eine Einladung zum Knockout“, so Castro Nizar, der mit den Leistungen seines Sportlers zufrieden war. Bereits in zwei Wochen wird Kasim Gashi in Kassel erneut in den Ring steigen, vorausgesetzt der Gegner kneift nicht in letzter Sekunde.

14 Tage kostenlos und unverbindlich testen?
Das RZ-Probeabo - digital oder klassisch mit Trägerzustellung

3350 Aufrufe
696 Wörter
3440 Tage 3 Stunden Online

Beitrag teilen

Hinweis: Dieser Artikel wurde vor 3440 Tagen veröffentlicht.


QR-Code
remszeitung.de/2014/10/28/boxen-durch-den-einstimmigen-sieg-klettert-der-heubacher-profi-in-der-rangliste-nach-oben/