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Skispringen: Der Damen-​Bundestrainer Andreas Bauer spricht über den 19. Platz von Carina Vogt beim Weltcup-​Auftakt

Er hatte sich mehr erhofft als den 19. Platz von Carina Vogt beim Weltcup-​Auftakt der Skispringerinnen am Freitag in Lillehammer. Im RZ-​Interview erklärt Bundestrainer Andreas Bauer, was bei den beiden Sprüngen der Waldstetterin schief gelaufen ist und spricht über die weiteren Saisonziele.

Donnerstag, 11. Dezember 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

Herr Bauer, wie fällt Ihre Bilanz zum Weltcup-​Auftakt in Lillehammer aus?
Ich bin mit dem Ergebnis unserer Springerinnen insgesamt nicht zufrieden.
Wieso nicht?
Weil alle im Training, bei der Qualifikation und im Probedurchgang bessere Sprünge gezeigt haben.
Auch Carina Vogt?
Beim Durchgang der besten zehn bereits vorqualifizierten Springerinnen ist ihr ein guter Sprung auf 95 Meter gelungen. Sara Takanashi kam nur auf 93,5 Meter.
Deshalb haben Sie auch eine bessere Platzierung erwartet als dann herausgesprungen ist?
Unser Ziel war, dass Carina in den Top Ten landet und sich gleich wieder in der Weltspitze etabliert. So hat unser Fahrplan im Hinblick auf die Weltmeisterschaft in Falun eigentlich ausgesehen.
War das realistisch? Wegen ihrer Operation an der Patellasehne konnte sie erst später in die Saisonvorbereitung einsteigen.
Es hat sogar noch etwas länger gedauert als vorher gedacht, bis sie wieder dabei war. Ab Anfang, Mitte September konnte sie aber dann endlich schmerzfrei trainieren und auch im Athletiktraining alle Übungen ohne Probleme absolvieren.
Im Wettkampf in Lillehammer ist es aber trotzdem nicht so gut gelaufen. Mit 87 und 91 Metern erreichte Carina Vogt am Ende den 19. Platz.
Ja, da mussten wir dann Federn lassen.
Wie haben Ihnen denn ihre beiden Sprünge gefallen?
Sie hat Fehler gemacht.
Welche denn genau?
Das Absprungtiming hat nicht gepasst. Sie war einen halben Meter zu früh dran. Und es kam auch noch Rückenwind dazu, weshalb sie ihre Skier dann nicht in die gewünschte Aufstellposition bekommen hat.
Carina Vogt selbst meinte, ihr fehle bei ihren Sprüngen noch die Selbstverständlichkeit und die Sicherheit im Absprung.
Da hat sie Recht. Bei ihren Sprüngen zeigt sie noch nicht ihre gewohnte Konstanz. Im letzten Winter ist sie noch gesprungen wie ein Uhrwerk, da zeigte sie eigentlich nur gute Sprünge. In diesem Jahr sind bislang im Training aber auch schon die einen oder anderen schlechteren Sprünge dabei gewesen.
Machen Sie sich Sorgen um die Form der Olympiasiegerin?
Überhaupt nicht, da sie es ja im Training und vor dem Wettkampf schon wieder bewiesen hatte, zu was sie fähig ist. Nur eben noch nicht da, wo es zählt. Ich bin aber guter Dinge, dass wir diese angesprochene Konstanz in ihre Sprünge wieder reinbringen.
Wie wollen Sie das anstellen?
Was das Timing angeht, ist sie eben noch noch nicht wieder bei 100 Prozent. Carina braucht mehr Schneesprünge. Vor dem Wettkampf in Lillehammer hatte sie davon nur 25, das war zu wenig. Deshalb werden wir nächste Woche auch wieder nach Lillehammer fliegen für ein einwöchiges Trainingslager.
Muss man die Erwartungen für diese Saison also nicht dämpfen, weil sie jetzt zum Auftakt nur auf Platz 19 gelandet ist?
Das mit den Erwartungen ist immer so eine Sache. Es gibt eine interne und eine externe Sicht. Nach dem Olympiasieg ist es fast egal, wo Carina landet. Extern wird man mit Platz 19 genauso unzufrieden sein, wie wenn sie Fünfte wird. Das ist wie bei der Fußball-​Nationalmannschaft. Seit dem Weltmeistertitel ist ein Unentschieden schon ein Unding.
Wie gehen Sie und wie geht Carina Vogt mit dieser von Ihnen beschriebenen gestiegenen Erwartungshaltung um?
Damit müssen wir einfach leben. Für uns geht es nur darum, weiter konzentriert unsere Ziele zu verfolgen. Und die lauten, in der Weltspitze mitzumischen. Dies ist zum Auftakt in der Vorqualifikation schon gelungen, aber nur noch nicht im Wettkampf. Deshalb können wir mit dieser Situation auch gut umgehen.
Gibt es noch weitere Ziele?
Wir wollen, dass nicht nur Carina ganz vorne mitspringt, sondern auch eine Katharina Althaus oder Ulrike Gräßler. Um uns auf breitere Beine zu stellen.
Dass der Druck nicht nur auf Vogt lastet.
Genau.
Fortgesetzt wird der Weltcup erst wieder Anfang Januar. Ist das nicht eine viel zu lange Wettkampfpause?
Grundsätzlich ist es schade und wäre ein anderer Wettkampfkalender durchgehend von Dezember bis Mitte März wünschenswert. Uns kommt diese Pause jetzt aber ganz gelegen, hatten wir doch vor dieser Saison fünf Verletzte in unserem Team. Ich war mehr Reha-​Trainer als Hochleistungscoach.
Die zweite Skispringerin vom SC Degenfeld neben Carina Vogt war in Lillehammer noch nicht dabei. Wie stehen die Chancen von Anna Rupprecht auf Einsätze im Weltcup?
Sie wird auch in dieser Saison ihre Chancen bekommen, sich im Weltcup zu zeigen und beispielsweise in Oberstdorf Ende Januar sicher dabei sein.
Mit welchen Vorgaben geht es dann Anfang Januar ins japanische Sapporo? Was wird für Carina Vogt möglich sein?
Wir wollen in der Lage sein, Platzierungen in den Top Ten erreichen zu können. Carina soll immer näher an das Podest herankommen. Und dann bei der WM soweit sein, dass sie in den Kampf um die Medaillen eingreifen kann. Das traue ich ihr auf alle Fälle auch zu.

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