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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Sieben für Charles Mingus

Es ist schon etwas Besonderes, ein gutes Jazz-​Septett live zu erleben. Zumal, wenn es ausschließlich Titel von Charles Mingus spielt wie die Gruppe „Mingus 21“ aus Stuttgart. Im gut besuchten a.l.s.o.-Kulturcafé konnte man sie auf Einladung der Jazz Mission hören und genießen.

Mittwoch, 03. Dezember 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 27 Sekunden Lesedauer

JAZZ (brd). Die ausgezeichnete Akustik des alten Möbelfabrik-​Gebäudes kam den Sieben entgegen und der große Platz auf dem geräumigen Podium auch. Sie sind altersmäßig gut durchmischt, wobei es bei Musikern ohnehin wie bei einem guten Whisky ist: Je älter, desto besser.
Auch ein Alter und Hero des Jazz, nämlich Charles Mingus, stand mit seinen Kompositionen im Mittelpunkt. Er wurde 1922 in Arizona geboren und ist 1979 in Mexiko gestorben. Er war Kontrabassist und schrieb bedeutende Titel für seine Bands. Gespielt hat er mit allen wichtigen Großen der Szene, auf Dauer halten konnte er und ihn niemand, dafür war er zu unbeherrscht. Charles Mingus hat uns eine Menge großartiger Jazz Standards hinterlassen, die in keine spezielle Stil-​Schublade passen. Sie sind gekennzeichnet durch häufige Stimmungs– und Tempowechsel, weisen immer wieder Blues-​und Gospelanteile auf und sind oft auch ganz wunderbar eingängig und begeisternd rhythmisch.
Martin Keller, Tenorsaxophon und Bassklarinette, führte angenehm schwäbisch durchs Programm. Die Bläser Magnus Mehl, Altsaxophon, Django Hödl, Posaune, und HP Ockert, Trompete, standen ihm in nichts nach. Sie loteten ihre Soundmöglichkeiten aus bis in größte Höhen, dunkelste Tiefen plus aller Zwischentöne und bestachen auch durch spannende Arrangements.
Keineswegs im Hintergrund blieb Karoline Höfler am Kontrabass. Denn Mingus hat seinem eigenen Instrument in seinen Kompositionen immer einen ganz entscheidenden Part eingeräumt. Am Piano brillierte Martin Trostel, alle hatten sie ihre virtuosen Soli, auch Lutz Groß am Schlagzeug.
Zu hören waren unter anderem bekannte Titel wie „Open letter to the duke“, ein Tribut an Duke Ellington, die Ballade „Eclipse“, „Celia“ (arrangiert von Django Hödl), „Fables of Faubus“, sein Statement zur Rassendiskriminierung 1964, und auch die Solobasskomposition „Good bye“, die Mingus 1959 zur Beerdigungsfeier von Saxophonist Lester Young geschrieben hatte, und die von Karoline Höfler bewegend nachempfunden war. Mit dem grandiosen „Boogie stop shuffle aus dem legendären Album „Mingus Ah Um“ von 1959 verabschiedeten sich die Sieben. Fetziger geht’s nicht!

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