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Hervorragend besuchte Bürgerversammlung zur Baulandentwicklung im Böbinger Bürgersaal

„So voll war der Saal wohl noch nie“, stellte Böbingens Bürgermeister Jürgen Stempfle fest, als er gestern Abend rund 150 Besucher zur einer Bürgerversammlung begrüßte, die sich mit der Baulandentwicklung in der Gemeinde beschäftigte.

Montag, 10. März 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

BÖBINGEN (ml). Stempfle freute sich sehr über das große Interesse an dem wichtigen kommunalpolitischen Thema. Der Gemeinderat, so Stempfle weiter, habe sich in den vergangenen Monaten und auch Jahren intensiv mit Baulandentwicklung beschäftigt. Es gebe aktuell 31 Bewerber für einen Bauplatz, davon 29, die in Böbingen wohnen oder gewohnt haben. Dem stehe kein einziger kommunaler Bauplatz mehr gegenüber, es sei aktuell in Böbingen kein gebrauchtes Wohnhaus auf dem Immobilienmarkt und es gebe keine Baulücke in privaten Händen mit Verkaufsbereitschaft. Die Bedenken der 260 Bürger, die ein Plädoyer gegen eine bauliche Weiterentwicklung im Wohngebiet „Bietwang Nord“ unterschrieben hätten, nehme die Gemeinde sehr ernst. Deshalb habe man die Bürgerversammlung intensiv vorbereitet und dazu die Meinung der Fachleute und Fachbehörden eingeholt. Dazu begrüßte er Stefan Kalmus vom Ingenieurbüro LK&P, Thomas Eble vom Regionalverband und Eberhard Gayer vom Verbandsbauamt Rosenstein. Wenn der Gemeinderat entscheide, ob das Wohngebiet Bietwang Nord weiterentwickelt werden soll oder nicht, werde er sich für befangen erklären. Deshalb übergab er auch die moderation der Veranstaltung an seinen Stellvertreter August Freudenreich, nachdem er sich abschließend beim Sprecher der Bürgerinitiative, Martin Ruoß, für das gute Miteinander im Rahmen von mehreren Besprechungen bedankt hatte. Ruoß plädierte namens der Initiative für eine nachhaltige Baulandentwicklung. Gegen das Gebiet „Bietwang Nord“ spreche die belastende Anbindung über die Schönhardter Straße und der hohe Flächenverbrauch. Dabei habe man es doch generell mit einer alternden und in der Zahl schrumpfenden Bevölkerung zu tun. Es gelte zuvorderst, Baulücken zu schließen und Oberböbingen weiterzuentwickeln. Stefan Kalmus wies zunächst darauf hin, dass die rund um den Saal verteilten Informationsplakate noch mehrere Tage stehen blieben, damit sie sich jeder in Ruhe ansehen könne. Auch die eingeholten Gutachten könnten im Bürgerbüro eingesehen werden. Die informelle vorherige Beteiligung der Bürger durch die Gemeinde nannte er vorbildlich. Bauliche Entwicklung müsse man in Jahrzehnten denken, erklärte der Ingenieur. Das hätten die Gemeinderäte vor 30 Jahren zum Beispiel mit dem Allgemeinen Kanalisationsplan getan. Darin sei Bietwang Nord als Baugebiet enthalten. Auch in den Flächennutzungsplänen von 1991 und 2006 sei es drin. Das als Alternative genannte Gebiet Adlergasse sei mehr eine Baulücke, als ein echtes Baugebiet. Es sei laut Gutachten bis zum Kirchberg nutzbar. Der Forst bestehe allerdings auf einem Abstand von 30 Metern zu einem Waldstreifen. Dadurch bleibe nicht viel mehr als eine Wiese zum Bebauen übrig, die sich am ehesten für eine verdichtete Bebauung, zum Beispiel mit betreuten Seniorenwohnungen eigne. Zu Bietwang Nord habe man viele Daten erhoben. Auf der Schönhardter Straße wurde im Januar eine Woche lang der Verkehr gezählt. Laut Abmessungen könne sie theoretisch bis zu 1000 Fahrzeuge pro Stunde aufnehmen. Aktuell seien es im unteren Teil 1200 pro Tag, weiter oben noch 700 täglich. Die Prognose sage, dass bei einer Bebauung in Bietwang Nord mit bis zu 90 Wohneinheiten oder 290 Einwohnern pro Tag 800 bis 1000 Fahrzeuge hinzu kämen. Die erste Abschätzung des Lärmpegels gehe dadurch von 1,5 dB(A) zusätzlich und einem Ergebnis von 55 bis 56 dB(A) aus. Das Lärmgutachten habe sogar nur ein Plus von 0,7 dB(A) errechnet. Das sei akustisch kaum wahrnehmbar. In Sachen Abwasser habe das Landratsamt grünes Licht gegeben. Allerdings müsse das Oberflächenwasser extra abgeleitet werden. Ein Böbinger machte darauf aufmerksam, dass an der Schönhardter Straße viele Anwohner parkten und wollte wissen, ob der Gutachter etwas dazu sage. „Da gibt es ein eigenes Kapitel“, antwortete Stefan Kalmus. Gegebenenfalls müsse man Parkflächen genau festlegen, damit der Gegenverkehr sich immer wieder ausweichen könne. Ein Anwohner beklagte, dass besonders von oben her viel zu schnell gefahren werde. Die Gemeinde müsse die vorgeschriebenen 30 km/​h dick auf die Straße malen. Der frühere Gemeinderat Otto Wamsler machte darauf aufmerksam, dass angesichts der Bedeutung regenerativer Energien das Gebiet Bietwang Nord wie kein zweites für Solarnutzung geeignet sei. Dagegen werde man in der Adlergasse sehr schlechten Baugrund vorfinden. Stefan Kalmus ging dann auf das ökologische Gutachten ein. Für die Natur sei Bietwang Nord als intensiv genutzte Landwirtschaftsfläche wenig relevant. Im Gegensatz dazu gebe es bei der Ackergasse erhebliche Einschränkungen. Um den Diskussionspunkt Schönhardter Straße zu entschärfen, habe sein Büro über eine zusätzliche Erschließungsstraße in Richtung Adlergasse nachgedacht. Hier gebe es aber große Bedenken des Naturschutzes, weil diese durch ein eingetragenes Biotop führen würde. Was er allerdings für sinnvoll hielte, wäre ein Fuß– und Radweg in diese Richtung, der den Bewohnern eine kürzere Anbindung in den Ort erlauben würde. Außerdem könne man diesen Weg ja vielleicht mit drei Metern Breite so ausbauen, dass er im Notfall – zum Beispiel einem Leitungsschaden in der Schönhardter Straße – für wenige Tage als beampelte Ausweichstrecke genutzt werden könne. Die Diskussion setzte sich noch bis in den späten Abend fort. Die Rems-​Zeitung wird darüber berichten.

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