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In Heubach engagieren sich außergewöhnlich viele türkischstämmige junge Männer bei der Freiwilligen Feuerwehr

Die demographische Entwicklung stellt auch die Feuerwehren vor Probleme. Ein landesweiter Ansatz geht dahin, Bürger mit Migrationshintergrund für den Dienst zu gewinnen. In Heubach ist dies schon selbstverständlich.

Freitag, 18. April 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 15 Sekunden Lesedauer


Von Gerold Bauer
HEUBACH. Viele Bürgerinnen und Bürger stellen durch ihren ehrenamtlichen Einsatz sicher, dass auch im ländlichen Raum bei Bränden, Unfällen oder Katastrophen schnelle und kompetente Hilfe verfügbar ist. Doch damit stellt Deutschland eine große Ausnahme dar, denn in den meisten Ländern werden diese Aufgaben ausschließlich von Berufsfeuerwehren erledigt. Während hierzulande der „Feuerwehr-​Virus“ häufig quasi vererbt wird und Kinder ohne großes Nachzudenken zur Feuerwehr gehen (wo schon der Großvater aktiv war und die Eltern noch engagiert sind), gibt es eine solche Tradition in Familien mit Migrationshintergrund in der Regel nicht. Entsprechend selten finden die jungen Leute aus diesen Familien den Weg zur Freiwilligen Feuerwehr.
Bei der Gmünder Feuerwehr zum Beispiel sind gerade mal zwei türkischstämmige Mitbürger aktiv. In Heubach hingegen sind es fast zehn — obwohl die Stadt unterm Rosenstein nur ein Sechstel der Einwohner hat wie Schwäbisch Gmünd. Ist dies ein Zufall? Oder gibt es in Heubach vielleicht enge Kontakte zwischen der Feuerwehr und der Moschee?
Gesamtkommandant Heinz Pfisterer machte dazu deutlich, dass die Heubacher Wehr keine gezielten Werbeaktionen durchführt, um Menschen mit Migrationshintergrund zu gewinnen. „Wir sind einfach an allen Heubacher Schulen präsent und laden alle Schülerinnen und Schüler ab einem gewissen Alter ein, zu uns zu kommen“, so der Kommandant. Auch Besuche von Schulklassen im Feuerwehrgerätehaus an der Böbinger Straße haben in Heubach Tradition. „Dabei stellen wir unsere Aufgaben, Fahrzeuge und e Geräte vor“. Die Kinder lernen auch kennen, dass „Kameradschaft“ bei der Feuerwehr nicht nur ein Wort ist, sondern wirklich gelebt wird. Schließlich muss man sich im Einsatz ja aufeinander verlassen können. „Wenn wir die Kinder und Jugendlichen ansprechen, achten wir nicht darauf, ob jemand einen Migrationshintergrund hat oder nicht“, betont Heinz Pfisterer und fügt hinzu, dass auch innerhalb der Heubacher Feuerwehr im Umgang miteinander ein Migrationshintergrund keine Rolle spielt. Egal ob einer Franz oder Fatih heißt — jeder ist willkommen und wird gleich behandelt. „Natürlich respektieren wir bei Veranstaltungen oder beim Kameradschaftsabend, dass unsere muslimischen Feuerwehrleute kein Schweinefleisch essen — aber ansonsten werden keine Unterschiede gemacht.“
Auch wenn keine gezielte Werbung bei jungen Migranten gemacht wird — generell geht die Heubacher Feuerwehr in Sachen Nachwuchsrekrutierung und Öffentlichkeitsarbeit sehr offensiv zu Werke. Immer wieder sorgen zum Beispiel die recht spektakulären Vorführung mit der Rettungsschere und dem hydraulischen Spreizer für Aufsehen in der Bevölkerung. In Kooperation mit anderen Feuerwehren wurde eine Gruppe von Spezialisten gebildet, die im Nu ein Unfallfahrzeug öffnen können, ohne dabei verletzten Personen im Innern des Wagens Schaden zuzufügen. Vor dem Hintergrund moderner Fahrzeugtechnik ist dies eine zunehmend schwieriger werdende Aufgabe. Andererseits sind viele junge Menschen gerade von anspruchsvollen technischen Leistungen sowie vom Fuhrpark (Heubach verfügt über zehn Fahrzeuge sowie 91 aktive Feuerwehrleute und 20 Mitglieder der Jugendfeuerwehr) fasziniert und machte genau deshalb bei der Feuerwehr mit. „Wenn Kinder oder Jugendliche bei den Übungen oder Vorführungen zuschauen, sprechen wir sie natürlich an und laden sie zum Mitmachen ein“, so Pfisterer.
Bei der Heubacher Wehr wird eine gemarkungsübergreifende Kooperation bei den Einsätzen praktiziert. Heinz Pfisterer hält es für außerordentlich sinnvoll, dass sich einzelne Feuerwehren gegenseitig ergänzen. Speziell im Raum Rosenstein haben die Nachbarfeuerwehren auch ihre technische Ausrüstung und ihre Spezialkenntnisse aufeinander abgestimmt.

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