Wächter und Bewahrer des Münsters: Festakt zur Verabschiedung von Münsterarchitekt Hermann Hänle
„Meister seines Fachs“ wurde er am Donnerstag Abend genannt und „Gmünder Original“, außerdem lebendes Baugedächtnis, Konservator, Wächter und Verteidiger des Münsters – Münsterarchitekt Hermann Hänle wurde mit einem Fest im Franziskaner verabschiedet. Es sei wohl schön, so fasste Münsterpfarrer Robert Kloker die mehrstündige Würdigung zusammen, so viel Anerkennung und Wertschätzung zu erfahren.
Donnerstag, 10. Juli 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
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„Legendäre Dachstuhlführungen“ auch für die Zukunft
Prof. Dr. Michael Goer, Landeskonservator der Bau– und Kunstdenkmalpflege, ging auf Hänle als Wächter, Bewahrer und Verteidiger des Münsters ein, nannte ihn Fels in der Brandung, der die immense Last der Verantwortung getragen habe – mit „unvorstellbar geringen Finanzmitteln“. Auch Goer erinnerte ans 1976 einsturzgefährdete Münster und daran, wie Hänle den „bestmöglichen Weg zur langjährigen Erhaltung gegangen“ sei. Goer war der erste in der Reihe der Laudatoren, der Hermann Hänles „legendäre Dachstuhlführungen“ zum Thema machte. Führungen, deren Zauber sich niemand entziehen könne. OB Richard Arnold freute sich, dass Hänles Leistungen ums „Wahrzeichen“ nunmehr vor Augen geführt würden; die Stadt sei ihm zu Dank verpflichtet: „Hätten Sie nicht in Stuttgart und Brüssel insistiert, wäre es nie zum Zusammenführen von Kräften und Ressourcen gekommen, das dieses Wahrzeichen schließlich gerettet hat.“ Seien bei Jubiläen oder anderen Feste Sonderwünsche an ihn herangetragen worden, habe er den „Interessensausgleich“ ermöglicht. Auch seine Arbeit im Münsterbauverein und im Salvator-Freundeskreis wurde – zum Teil augenzwinkernd, wie Hermann Hänle selbst so oft auftritt, – gewürdigt. Der junge Architekt Thomas Jüttner vom Bischöflichen Bauamt in Rottenburg meinte mit Blick auf den eigenen Lebenslauf, Hänle habe eine ganze Generation ins Gmünder Wahrzeichen investiert. Wissen um die Vergangenheit sei wichtig, um sich nicht immer wieder selbst erfinden zu müssen. Durch Weisheit werde, so heißt es im Buch der Sprüche, ein Haus gebaut, mit Verstand erhalten. Beides wurde Hänle bescheinigt.
Prof. Dr. Hubert Herkommer hatte freundschaftliches Necken, aber auch sehr getragene Überlegungen mitgebracht. Etwa zu mittelalterlichen Darstellungen des Schöpfergotts als Baumeister der Welt, aus denen Architekten die Würde ihres Amtes und die Ordnungsstruktur selbst herleiteten – Bauwerke, die die Welt versinnbildlichen. Hänle sei ein weiser Architekt, der mit bewundernswertem Wissens– und Erfahrungsschatz unter teils dramatischen Umständen gegen den Zahn der Zeit gekämpft habe – sein Platz in der Geschichte der Stadt sei ihm sicher.
Der neue Münsterarchitekt Paul Philipp Waldenmaier erinnerte sich an seine Anfänge als Lehrling 1986 in der Gmünder Münsterbauhütte. Daran, wie er, nicht zuletzt von Hänle, gelernt und schließlich selbst Verantwortung übernommen habe: „Der Kreis schließt sich.“ Er wünschte sich – „unter anderen Vorzeichen“ – auch weiterhin Zusammenarbeit. Münsterpfarrer Kloker erinnerte sich an die Warnung des Bischofs, er werde „baulich eine kleine Diözese übernehmen“. Noch einmal würdigte er in diesem Zusammenhang Hänles immense Leistungen. Es sei wohl schön, so Kloker, dafür so viel Anerkennung und Wertschätzung zu erfahren.
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