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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

150 Menschen mit Behinderung finden im neuen Lindenhof-​Gebäude Arbeit und Förderung

Sichtlich stolz und zufrieden haben am Freitag alle Beteiligten, Vorstand und Mitarbeiter der Stiftung Haus Lindenhof und die Mitarbeiter/​innen die neue Werkstatt am Salvator offiziell in Betrieb genommen. Auch die vielen Gäste waren von der neuen Werkstatt begeistert.

Freitag, 25. Juli 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 44 Sekunden Lesedauer

VON ALFRED PRADEL
SCHWÄBISCH GMÜND. Die Einweihungsfeier in der Werkstatt am Fuße des Salvators beginnt heiter-​beschwingt. Draußen vor der Werkstatt sind die Fahnenschwinger und Trommler des Staufersaga-​Vereins aufmarschiert und begeistern die Menschen mit Behinderung, die in der Werkstatt arbeiten und die vielen Gäste. Drinnen startet die Veranstaltung mit dem Saxophonensemble des Musikverein Bargau „sax fo(u)r five“
Vorstand Jürgen Kunze zeigte sich in seiner Begrüßung stolz über das gelungene Werk, die vierte Werkstatt der Stiftung Haus Lindenhof, zentral am Bahnhof und an der Jugendmeile gelegen, gibt seit März diesen Jahres 120 Menschen mit Behinderung in den Werkstätten Arbeit, 30 arbeiten und finden eine besondere Betreuung im Förderbereich. Jürgen Kunze wies darauf hin, dass der Begriff „Arbeit“ Kunst sein kann, aber auch Erwerbsarbeit oder Maloche meinen kann. „Soziale Teilhabe hängt davon ab, ob jemand Arbeit hat. Wer keine Arbeit hat, wird vielfach von der sozialen Teilhabe in unserer Gesellschaft ausgeschlossen. Deshalb müssen auch Menschen mit Behinderung arbeiten dürfen und können, denn mit dieser sozialen Teilhabe bestimmen sie ihr Leben mit.“
Der Stiftungsvorstand betonte, dass die Werkstatt am Salvator wie alle anderen Werkstätten auch eine besondere Einrichtung sei, ein Zahnrad, ein Bindeglied zwischen den in der Werkstatt arbeitenden Menschen mit Behinderung und der Wirtschaft, die den Werkstätten Aufträge erteilen. „Die Werkstätten sind ein Teil im Wirtschaftssystem der Firmen, denn unsere Produkte müssen die gleichen Anforderungen erfüllen wie die industriell gefertigten“, so Jürgen Kunze, der sich bei der Firma Fein als langjährigen Partner bedankte.
Auch Oberbürgermeister Richard Arnold und Landrat Klaus Pavel betonten in ihren Grußworten die Notwendigkeit der beschützenden Werkstätten als Teil der Teilhabe am sozialen Leben der Menschen mit Behinderungen. Beide betonten auch, dass der Begriff Teilhabe mehr darstelle und aufzeige, als der derzeitige politische Modebegriff Inklusion. Neben der Arbeit komme es bei der Teilhabe auch auf schulische und berufliche Ausbildung an, ebenso auf ein gemeinsames Wohnen in lockeren Wohngruppen. Hier habe die Stiftung Haus Lindenhof eine gewaltige Herausforderung angenommen, als sie die zentrale große Unterbringung in kleinere Wohneinheiten, die in vielen Stadtteilen und Gemeinden eingerichtet wurden, aufgebrochen wurde.
Bernd Lämmle von der Firma C.&E. Fein in Bargau überbrachte als Partnerfirma die besten Wünsche, denn schon seit 25 Jahren lebe diese wirtschaftliche Kooperation gewinnbringend für beide Seiten. Er betonte, dass die geleistete Arbeit so gut sei, zum Beispiel das Konfektionieren von Systemkoffern mit Werkzeugmaschinen, dass diese Ware sofort an den Kunden ausgeliefert werden kann, ohne dass es eine Kontrolle in Bargau geben muss. Bernd Lämmle musste bei seiner Rede auch feststellen, dass die Mitarbeiter der Werkstatt am Salvator ein gesundes Selbstvertrauen mitbringen. So wurde er von zwei Mitarbeitern unterbrochen, die ihre Wünsche und Ziele, auch nach gerechter Bezahlung, formulierten.
Markus Kolb, der Vorsitzende des Werkstattrates, hatte eine tolle Rede vorbereitet. Er betonte, die Freude über die neue Werkstatt, in der sich alle Wohlfühlen. Ebenso betonte er das gute Miteinander, nachdem sich alle in die neuen Räumlichkeiten eingelebt haben. Dies sah auch Adelheid Weiss vom Angehörigenbeirat so, auch wenn es nach einigen Monaten des Betriebes noch manches anzupassen gebe. Sie warnte davor, den politisch besetzten Begriff der Inklusion zu verzaubern. „Denn so schnell wie etwas verzaubert ist, ist es auch wieder entzaubert. Oftmals werden Menschen, die Inklusion brauchen, schnell wieder vergessen.“ Adelheid Weiss freute sich mit den Mitarbeitern, dass die Werkstatt am Bahnhof und unterhalb des Salvators mitten drin sei, in der Stadt und im Leben.
Nach der Schlüsselübergabe durch die Architekten Thomas und Nicolas Müller sowie die am Projekt beteiligten, weihte Prälat Wolfgang Tripp, Diözesan-​Caritasdirektor Rottenburg-​Stuttgart, die Werkstatt am Salvator kirchlich und übergab sie offiziell ihrer Bestimmung.
Worte des Danke richtete am Ende der Feierlichkeiten Direktor Hubert Sorg an die Gäste, die Mitarbeiter der Stiftung Haus Lindenhof und an die Mitarbeiter, die von nun an ganz offiziell in ihrer neuen Arbeitsstätte tätig sind.

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