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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Heike Leinmüller und Nicole Mtawas Familie waren zu Gast im künftigen Kinderdorf Nicole Mtawas in Tansania

Urlaub geht anders. Aber fünf Frauen wollten sich in Afrika ja auch nicht erholen, sondern Nicole Mtawa besuchen und die dort geleistete Arbeit zwei Wochen lang begleiten. Heike Leinmüller und Brigitte Dangelmaier berichten in der Rems-​Zeitung.

Freitag, 15. August 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Heike Leinmüller hat sich diese Reise zum 50. Geburtstag gewünscht. Sie begleitet Nicole Mtawa in Gedanken seit Langem, liest ihre Bücher, geht zu Lesungen, hilft immer wieder. Nun wollte sie sich persönlich davon überzeugen, dass das Spendengeld aus Deutschland gut genutzt wird in Afrika. Wollte außerdem mitarbeiten und persönlich helfen. Sie reiste nicht allein. An ihrer Seite tauchte Nicole Mtawas Gmünder Familie ein ins Elend der Slums von Dar es Salaam in Tansania: Inge Munz-​Gyurkovitis ist die Mama, Brigitte Dangelmaier die Tante, Lara und Jenny Dangelmaier sind die Kusinen. Wichtigster Reisegrund für die Familie war natürlich Baby Julie, die ihre Tage praktisch durchgehend in einem Tragegurt an Nicoles Bauch verbringt.
Warum sollte jemand freiwillig in solcher Armut leben, ohne Dusche und mit Stehklo, nicht nur keinen Spendencent für sich nutzend, sondern noch Geld zuschießend – Papa Juma arbeitet in Tansania und in Deutschland. Warum nimmt Nicole Mtawa das alles auf sich? Warum sich in Gegenden, in denen gesunde Menschen Mühe haben, zu überleben, um schwerstbehinderte Kinder kümmern, die ansonsten nicht den Hauch einer Chance hätten. Vielleicht ist genau das die Antwort. Sicher ist, dass tatsächlich geholfen wird. Im vergangenen Jahr hat Gerlinde Maier Spendengelder persönlich im – nunmehr vollständig finanzierten – indischen Kinderheim Nicole Mtawa überbracht, um mitzuarbeiten und sich davon zu überzeugen, dass das Geld auch wirklich bei den Kindern ankommt. Sie berichtete dasselbe aus Indien wie jetzt Heike Leinmüller und Brigitte Dangelmaier aus Afrika. Wo immer Nicole Mtawa ihre Energie hernimmt und ihre Zuversicht: Sie arbeitet unermüdlich und lebt persönlich in großer Armut. Und sie wird geschätzt. Die Mütter zweier Kinder, denen sie in ihrer ersten Zeit in Afrika helfen konnte, nahmen weite Wege auf sich, um Nicoles Mama treffen zu können.
Nicole Mtawa kümmert sich um Kinder, die von der Familie nicht versorgt werden können oder die in ohnehin überfüllten Heimen aufgrund ihrer Krankheit oder Behinderung vollkommen untergehen – um Kinder also, deren Überleben auf dem Spiel steht. Thema in Dar es Salaam während die Gäste aus der Heimat dort waren: Ein dreijähriges Kind, das zeitlebens in einer Schachtel gehalten worden war, starb. Solche Kinder sind es, die Nicole zu sich holt. Sie kann es nicht erwarten, bis sie, voraussichtlich im Juli 2015, ihr Kinderdorf für 20 vollpflegebedürftige Kinder öffnen kann. In Form von Sonnenstrahlen sind auf dem Vereinsgelände fünf kleine Häuser für je vier Kinder und zwei Pflegerinnen geplant – im Zentrum dieser Sonne pflanzte Heike Dangelmaier jetzt einen Affenbrotbaum. Zudem gibt es Räume für Physio– und Ergotherapie, für Volontäre und Praktikanten sowie für Schulbildung. Einiges, wie die kleine Klinik, steht bereits im Rohbau. Das schiere Ausmaß dessen, was noch finanziert werden muss, lässt schwindeln. Nicole Mtawa ist zuversichtlich: Mit 5300 Euro hat sie vor Jahren in Indien begonnen – auch der Afrika-​Traum werde wahr.
Mit ganzer Kraft arbeitet auch Bosco Fereji daran, Mitarbeiter der mosambikanischen Botschaft und in jeder freien Minute ehrenamtlicher Bauleiter, Verhandlungsführer, Logistikchef für Nicole. Er ist selbst Flüchtling und sagt, das Kinderdorf sei auch für ihn Lebenstraum.
Für die Gäste – ihre Familie – nahm sie sich ein bisschen Zeit, aber vom Ausflug nach Sansibar abgesehen, erlebten die Frauen vor allem einen Kulturschock rund um die Slums von Dar es Salaam. Essen, das „ok war, wenn man nicht allzu genau hinschaute“, allgegenwärtiger Gestank nach verbranntem Plastik, Müllberge, katastrophale hygienische Verhältnisse. Aber immer wenn sie nach ihren Erlebnissen gefragt werden, kommt das Thema schnell zurück auf Nicoles Arbeit: Sie waren wirklich nicht zum Vergnügen dort. Verwaltungskosten des gemeinnützigen Vereins werden von den Gründungsmitgliedern übernommen, so dass Spenden zu hundert Prozent der Unterhaltung des indischen Kinderheims und dem künftigen Kinderdorf in Tansania zugute kommen. Die Gmünder Reisegruppe wirbt jetzt für Fördermitgliedschaften – ab 5 Euro im Monat oder zehn Euro im Jahr – und für größere Projekte, für die ganze Familien zu besonderen Anlässen, Vereine oder Firmen gewonnen werden sollen. Zu Wahl stehen Brunnen, Spielplatz, die Stromversorgung über Solarzellen oder eines der geplanten Häuser, die den Spendern gewidmet werden.

Sitz des Vereins Human Dreams ist in der Gmünder Schwarzwaldstraße. Informationen über die Arbeit im Kinderpflegeheim in Delhi und das geplante Kinderdorf bei Dar es Salaam gibt es im Internet unter www​.human​dreams​.org.
Unsere Bild zeigt die 19 Monate alte Julie, Nicole Mtawas goldlockige Tochter, die jetzt von der Familie verhätschelt wurde.

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