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Ensemble Doulce Memoire: Impulse auf Gegenseitigkeit

Orient und Okzident – kaum eine Beziehung hat eine so lange und lebendige Geschichte zu erzählen wie die Verbindung dieser beiden kulturgeographischen Sphären.

Freitag, 08. August 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 48 Sekunden Lesedauer

KONZERT (cl). Das französische Ensemble Doulce Mémoire gastierte am Dienstag Abend in der ausverkauften Johanniskirche mit seinem Programm „Die Rose von Isfahan“. Die sieben Musiker verbanden die klassische persische Vokalmusik mit dem ariosen barocken Stil des italienischen Komponisten Giulio Caccinis.
Der musikalische Leiter und Flötist Denis Raisin Dadre und sein Ensemble mit Taghi Akhbari (persischer Sänger), Marc Mauillon (Bariton), Nader Aghakhani (Târ), Miguel Henry (Laute, Theorbe), Bérengére Sardin (Tripelharfe) und Bruno Caillat (Zarb, Daf, Tamburin) präsentierten traditionelle persische Lieder und Instrumentalmusik, Madrigale von Giovanni Pierluigi da Palestrina, Vincenzo Galilei und Cyprian de Rose sowie Arien und Lieder aus Giulio Caccinis „Dalla porta d´oriente“ und verstanden es elegant, westliche und östliche Musiksprache in diesem Konzert zusammenzuführen. Den sieben Musikern ging es nicht darum, mit den gewählten Musikstücken die verschiedenen Musik-​Kulturen gegeneinander auszuspielen. Vielmehr kam es zu einem aufmerksamen Zusammenspiel der einzelnen Instrumente und Stimmen, wo der eine den musikalischen Impuls des anderen aufnahm und mit den eigenen Möglichkeiten weitertrug.
Mit Caccinis Arien und Liedern zeigten Bariton Marc Mauillon sowie die begleitenden Musiker die wunderbare Vielfalt der italienischen Monodie auf. Marc Mauillon sang dabei mit herrlich warmem und expressivem Timbre von Liebesfreud und –leid und zauberte mit vollendeter Gesangstechnik schöne Gedankenbilder. Die warme Klangfarbe seiner Stimme passte sehr gut zu den weich gehaltenen Lauten-​, Flöten– und Harfenklängen, die den Ensembleklang bei Caccini bestimmten.
Verschiedene Werke unbekannter Komponisten, die auch zur Zeit Cacchinis im Orient lebten und musikalisch wirkten, ergänzten das Programm von Doulce Memoires durch kleine Improvisationen mit orientalischer Würze. Bei den Stücken Modus Esfahan, Modus Mâhour und Modus Tchâhârgâh stand die persische Vokalkunst im Vordergrund. Meist nur von Târ und Tambourin begleitet, verstand es der Sänger Taghi Akhbari gekonnt, seinen Stimmklang zu variieren, ohne dabei interpretatorische Brüche entstehen zu lassen. Veränderungen der Stimmfärbung setzte er gezielt im Sinne des Ausdrucks ein und wechselte bravourös zwischen eher energiegeladenen Passagen und sanften Abschnitten der persischen Gesänge. Zwischen den einzelnen Stücken erklangen kleine Instrumentalstücke oder freie Improvisationen wie das Trommelsolo auf dem Zarb von Bruno Caillat.
Einige Musiker des Ensembles Doulce Memoire spielten dabei verschiedene Instrumente im Wechsel. So reichte das vorhandene Instrumentarium von Laute über Theorbe und Târ bis hin zu Flöten, Zarb, Daf und Harfe. Entsprechend breit war die Klangpalette, die durchweg einen harmonisch austarierter Gesamtklang, in der Stimme und Instrumente gleichberechtigt, erzeugte.
Doulce Memoire öffnete an diesem Abend den Zuhörern neue Welten musikalischen Genusses und ließ italienische und persische Barockmusik ganz neu erklingen, was die Besucher mit langem Applaus belohnten.

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