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Umbau und Personalgewinnung für die Landes-​Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge im Zeitplan /​Großes Interesse an den Arbeitsplätzen

Massenauflauf in der künftigen LEA in Ellwangen: Das Regierungspräsidium informierte Behördenvertreter, Verbände, Kirchen und Ehrenamtliche über den Baufortschritt, das Arbeitsamt über 80 Stellenangebote. Allein 160 Ellwangerinnen und Ellwanger waren deshalb gekommen.

Freitag, 30. Januar 2015
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 37 Sekunden Lesedauer


Von Beate Gralla
OSTALBKREIS. Die ersten Flüchtlinge sollen in der ersten Aprilwoche einziehen. Nur vier Wochen sollen die Flüchtlinge in der Landes-​Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge (LEA) bleiben. Sie werden in Ellwangen registriert, untersucht, stellen hier ihren Asylantrag und werden dann auf die Landkreise weiterverteilt.
Um die Flüchtlinge kümmern sich 23 Vollzeitkräfte des Regierungspräsidium, das gerade die Stelle für den LEA-​Leiter ausschreibt. Dazu kommen 50 Mitarbeiter des Bundesamts für Migration, und 50 bis 80 Personen, die für die privaten Dienstleister arbeiten, zum Beispiel den Betreiber und den Sicherheitsdienst. Die Polizei bekommt ein eigenes Revier auf dem LEA-​Gelände, sie sei ein wichtiger Ansprechpartner vor Ort, sagte Regierungspräsident Johannes Schmalzl. Mit Umbau und Personalgewinnung sei man im Zeitplan.
„Wir wollen in den vier Wochen, die die Menschen da sind, auf ihre Bedürfnisse eingehen“, betont Schmalzl. Weltweit seien 50 Millionen Menschen auf der Flucht, da sei die Landes-​Erstaufnahmestelle eine menschliche Verpflichtung. Schmalzl dankte den Städten und Gemeinden, die sich der Aufgabe stellten und das Thema aus dem Parteienstreit heraushielten: „Wir wollen Pegida nicht.“ „Wir zeigen Flagge, wir sind bunt“, versicherte Landrat Klaus Pavel, der an die drei Solidaritätsveranstaltungen in Aalen, Ellwangen und Schwäbisch Gmünd mit zusammen 3000 Menschen erinnerte.
Damit Ellwagen für die Flüchtlinge zur ersten Zuflucht wird, braucht es nicht nur Gebäude, sondern auch Personal, das Herzblut für die Flüchtlinge hat, sagt Regierungsvizepräsident Dr. Christian Schneider.
Umso erstaunlicher, dass das Land den Auftrag für den Betrieb der LEA samt Versorgung, Essensausgabe und Ambulanz an die Firma European Homecare vergeben hat. Die ist in Nordrhein-​Westfalen in Verruf geraten, dort sollen Mitarbeiter im Flüchtlingsheim Burbach Menschen erniedrigt und misshandelt haben. European Homecare habe große Erfahrung und konnte schnellstmöglich ein Konzept vorlegen, sagt Sabine Beck, Sprecherin des Regierungspräsidiums. Außerdem könne man wegen der Verfehlungen einzelner nicht eine Firma unter Generalverdacht stellen. Um Zustände wie in Burbach zu verhindern, sind in Ellwangen die Verfahrens– und Sozialberatung, die medizinische Erstuntersuchung und der Sicherheitsdienst separat ausgeschrieben. Außerdem hätten die Mitarbeiter der Behörden und die Wohlfahrtsverbände ein waches Auge auf die Zustände. Das Interesse an Arbeitsplätzen in der LEA ist groß, das zeigte sich nicht nur am Freitagmorgen, das hatte auch Landrat Klaus Pavel so erlebt. Das Gesundheitsamt des Landkreises ist für die Erstuntersuchung der Flüchtlinge auf übertragbare Krankheiten zuständig. Außerdem werden sie geröntgt. Zwei Ärztinnen beginnen nächste Woche, auf die 3,5 Assistenzstellen gab es 280 Bewerbungen. Möbel und Bürosachen sind bestellt, das Röntgengerät soll Mitte März geliefert werden, damit Zeit für den Übungsbetrieb bleibt. Beim Röntgen will Pavel mit der Ellwanger Klinik und der dortigen Röntgenpraxis zusammenarbeiten.
Die unabhängigen Sozial– und Verfahrensberatung übernehmen Caritas, Diakonie und Rotes Kreuz aus dem Ostalbkreis, die auch die Kinder– und Jugendlichen betreuen. Geplant sind ein Café, ein Internet-​Café eine Spielecke. Die Forstleute vom Landratsamt bauen, wie schon für die Landesgartenschau, Spielgeräte. „Wir sind als Landkreis aufgefordert, uns um das zu kümmern, woran man als erstes nicht denkt, deshalb wird das einen Modell-​LEA“, ist Pavel überzeugt.
Das Land baut deshalb für zwei Millionen Euro einen der Sportplätze zu einem Kunstrasenplatz um, wo, hofft Oberbürgermeister Karl Hilsenbek, Vereine und Flüchtlinge gemeinsam kicken. Zum Fußballspielen braucht man keine Deutschkenntnisse.
Das Land investiert neun Millionen:
Die 500, maximal 1000 Flüchtlinge teilen sich auf fünf Gebäude auf, drei für Männer, zwei für Familien und Frauen. Dazu kommen Büro– und Verwaltungsgebäude. Sie werden derzeit umfassend umgebaut und renoviert. Bei Vollbelegung teilen sich zehn Menschen eine Toilette und Dusche. Die Zimmer, 13,5 und 27 Quadratmeter groß, sind mit regulär zwei, maximal vier beziehungsweise vier und acht Personen belegt. 100 Handwerker richten alles her, neun Millionen Euro investiert das Land, die meisten Aufträge bleiben in der Region.

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