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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

„Jubiläums-​Rundgang“ durch die Burgruine Hohenrechberg

Die Burgruine Hohenrechberg gehört zu den Wahrzeichen des Stauferlandes und zu den beliebtesten Gmünder Ausflugszielen. Bei einer „Jubiläums-​Begehung“ wurde am Freitag daran erinnert, dass Pflege und Erhalt einer bewundernswerten Privatinitiative zu verdanken ist.

Freitag, 24. April 2015
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 24 Sekunden Lesedauer

Zwei „Jahrestagen“ hierbei gestern gedacht: Vor 150 Jahren schlug bei einem Gewitter der Blitz in das einstmals stolze Schloss Hohenrechber ein und legte die Hauptbauwerke der mittelalterlichen Festungsanlage bei einer tagelangen Feuersbrunst in Schutt und Asche. Viele Generationen erfreuten sich hernach noch angesichts der idyllischen, brüchigen und von viel Grün überwucherten Burgruine.Doch: Vor ziemlich genau 30 Jahren erkannte der Göppinger Fabrikant, Sozial– und Kulturmäzen Hans Bader den tatsächlichen historischen Wert des Gemäuers und kaufte die Ruine dem Graf von von Rechberg ab, dessen Familie im Hinblick von anderen Aufgaben mit der Denkmalpflege überfordert war. Es gab damals heftige Spekulationen, bis hin zu einem Nachtclub, der von einem „ortsfremden Göppinger Investor“ auf dem Gmünder Burgberg eingerichtet werden könnte. Tatsächlich war der aber ein Idealist — und Dickschädel, wie gestern die Nachfahren von Hans Bader liebenswürdig eingestanden. „Und dieser Dickkopf war ein Glücksfall für uns!“ betonte die Rechberger Ortsvorsteherin Anne Zeller-​Klein. Die Bader-​Saga, seinerzeit von ihm selbst der Rems-​Zeitung geschildert: Als Kind einer wohlhabenden Familie in Göppingen habe man stets immer Märklin-​Eisenbahnen geschenkt bekommen. Er aber habe lieber mit Ritterfiguren gespielt und sich vorgenommen, irgendwann mal eine echte Burg zu besitzen. Hans Bader verstarb vor neun Jahren und übertrug das Rechberg-​Erbe an eine Stiftung, die seither von Familienangehörigen in ehrenamtlich-​leidenschaftlicher Arbeit getragen wird. Zudem gibt es in Göppingen auch eine weitere Bader-​Stiftung, die soziale Ziele verfolgt.
Vor 30 Jahren stand die stolze Staufer-​Burg Hohenrechberg unmittelbar vor dem völligen Verfall. Zusammen mit dem Denkmalamt oder — dem gesunden und praktischen Menschenverstand folgend — auch oft ohne staatliche Aufsicht und damit ohne öffentliche Zuschussgeber wurde rein durch Bader-​Idealismus eine zweistellige Millionensumme in Rettung und Pflege der Burg Hohenrechberg investiert, während zwischenzeitlich viele andere Ruinen, Schlösser und Gärten in Landesbesitz und damit in des Steuerzahlers Unterhalt übergegangen waren.
Der 83-​jährige Burg-​Architekt Wilfried Pfefferkorn sowie des verstorbenen Burgherrns Schwiegertöchter Gaby und Angela Bader zogen gestern nun Bilanz all der vielen Bemühungen, die nicht nur von Investitionen, sondern auch von purer Leidenschaft für Heimatgeschichte geprägt ist. Pfefferkorn führte einen ganzen Katalog von Maßnahmen vor Augen, wie Teile der Burganlage teils in sprichwörtlich letzter Minute vor Einsturz bewahrt werden konnten, so etwa an der brüchigen Nordmauer oder auch beim Einbringen von Erd– und Felsankern bei der Sicherung von Ruine und Brücke an der Vorburg. Das persönliche Engagement von Hans Bader wurde unter der Federführung der Stiftung und in enger Kooperation mit der Denkmalpflege in den letzten zehn Jahren kontinuierlich fortgeführt. Pro Jahr steuert die Hans Bader Rechberg-​Stiftung rund 150 000 Euro für Pflege und Renovierungsmaßnahmen an der Burgruine bei. Wie beim Rundgang Architekt und Burghistoriker Wilfried Pfefferkorn mit Wissen und Fingerzeig auf bauliche Details wiederholt dargestellt wurde, können die Besucher auf Burg Hohenrechberg im dortigen Mauerwerk, im Zwinger, im Dokumentationsraum, in Gewölben usw. lesen wie in einem aufgeschlagenen Geschichtsbuch. Die Historie beginnt mit Bau eines „Einfamilienhauses“ einer wohlhabenden Staufer-​Familie und reicht über kriegerische Festungs-​Zeiten im Spätmittelalter bis zum schicksalsträchtigen Blitzschlag im Jahre 1865, als die Naturgewalt das stolze Schloss zur Burgruine degradierte. Andererseits wurden hierbei die Ursprünge der Burg auch konserviert, die neuerdings im Zuge des wiederentdeckten Staufer-​Geistes wertvoller denn je sind. Die Rechberger Ortsvorsteherin dankte gestern für offenen Geist und offene Türen seitens der Bader-​Stiftung. Und: Pro Jahr geben sich in den zeitlosen und beständigen Festungsmauern (Außenstelle des Gmünder Standesamtes) rund 50 Brautpaare das Ja-​Wort.

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